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Von der Erde zum Mond

Von der Erde zum Mond

Titel: Von der Erde zum Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nur neun Fuß Durchmesser zu haben.
    – Vortrefflich! rief Maston, unser Projectil wird also neun Fuß Durchmesser bekommen?
    – Ja wohl.
    – Erlauben Sie mir indessen zu bemerken, sprach der Major Elphiston, daß es dann noch ein Gewicht hat …
    – O! Major, erwiderte Barbicane, ehe wir sein Gewicht besprechen, lassen Sie mich anführen, daß unsere Väter in der Hinsicht Wunderbares leisteten. Ich bin weit entfernt zu behaupten, die Ballistik habe keine Fortschritte gemacht, aber es ist doch zu merken, daß man bereits im Mittelalter erstaunliche Resultate erzielte, ich darf sagen, erstaunlichere, als unsere sind.
    – Zum Beispiel! entgegnete Morgan.
     

    Die Kanone der Insel Malta. (S. 48.)
     
    – Beweisen Sie, was Sie sagen, rief lebhaft J. T. Maston.
    – Nichts leichter als dies, erwiderte Barbicane, ich kann Beispiele anführen. Bei der Belagerung Constantinopels durch Mahomet II. im Jahre 1543 warf man steinerne Kugeln, die wogen neunzehnhundert Pfund, und waren wohl hübsch groß.
     

    Die Columbiade Rodman. (S. 49.)
     
    – O! O! sagte der Major, neunzehn Centner ist eine starke Ziffer!
    – Zur Zeit der Malteserritter war auf dem Fort St. Elme eine Kanone, die warf Projectile von zweitausendfünfhundert Pfund.
    – Nicht möglich!
    – Endlich, nach einem französischen Geschichtschreiber unter Louis XI., gab’s einen Mörser, der warf eine Bombe, zwar nur von fünfhundert Pfund; aber diese Bombe flog von der Bastille, wo die Gescheiten von den Narren eingeschlossen wurden, bis nach Charenton, wo die Narren von den Gescheiten eingesperrt werden.
    – Sehr gut! sagte J. T. Maston.
    – Was haben wir seitdem erlebt, kurz zu sagen? Die Armstrong-Kanonen werfen Fünfhundertpfünder, Rodman’s Columbiade Projectile von einer halben Tonne! Es scheint demnach, die Projectile haben an Tragweite gewonnen, an Gewicht verloren. Wenn wir nun unsere Bemühungen nach dieser Seite hin richten, müssen wir, vermöge des Fortschritts der Wissenschaft, es dahin bringen, das zehnfache Gewicht der Kugeln Mahomet’s II. und der Malteser zu erzielen.
    – Offenbar, erwiderte der Major, aber welches Metall denken Sie für das Projectil zu verwenden?
    – Gußeisen, ganz einfach, sagte der General Morgan.
    – Pfui! Gußeisen! rief Maston verächtlich, das ist doch zu gemein für eine Kugel, die den Mond besuchen soll.
    – Lassen wir die Uebertreibungen, mein ehrenwerther Freund, erwiderte Morgan; Gußeisen genügt.
    – Nun! fuhr der Major Elphiston fort, dann wird, weil das Gewicht der Kugel im Verhältniß zu ihrem Umfang steht, eine Kugel von Gußeisen mit einem Durchmesser von neun Fuß, immer noch ein furchtbares Gewicht haben!
    – Ja, wenn massiv; nicht aber, wenn sie hohl ist, sagte Barbicane.
    – Hohl? Also eine Haubitz-Granate?
    – In die man Depeschen stecken kann, und Pröbchen von unseren Producten?
    – Ja, eine Hohlkugel, erwiderte Barbicane, muß es durchaus sein; eine massive von hundertundacht Zoll würde über zweihunderttausend Pfund wiegen, ein offenbar zu beträchtliches Gewicht; doch da man dem Geschoß eine gewisse Festigkeit bewahren muß, so schlage ich vor, ihm ein Gewicht von fünftausend Pfund zu geben.
    – Wie dick sollen denn die Wände sein? fragte der Major.
    – Dem regelmäßigen Verhältniß nach, versetzte Morgan, verlangt ein Durchmesser von hundertundacht Zoll mindestens zwei Fuß dicke Wände.
    – Das wäre viel zu viel, erwiderte Barbicane; bemerken Sie wohl, es handelt sich hier nicht um eine Kugel, die Platten durchbohren soll; die Wände brauchen nur so stark zu sein, um dem Druck des Pulvergases widerstehen zu können. Also stellt sich die Frage: wie dick muß eine Hohlkugel von Gußeisen sein, die nur zwanzigtausend Pfund wiegen soll? Unser geschickter Berechner, der wackere Maston, wird’s uns unverzüglich sagen können.
    – Nichts ist leichter, versetzte der ehrenwerthe Secretär des Comités. Bei diesen Worten schrieb er einige algebraische Formeln nieder; aus seiner Feder kamen π und
x
in zweiter Potenz. Es hatte sogar das Ansehen, als ziehe er, ohne nur anzurühren, eine bestimmte Kubik-Wurzel aus; darauf sprach er:
    »Die Wände brauchen kaum zwei Zoll dick zu sein.«
    – Sollte das hinreichen? fragte der Major mit zweifelnder Miene.
    – Nein, erwiderte der Präsident, sicherlich nicht.
    – Nun, was ist dann zu thun? fuhr Elphiston etwas verlegen fort.
    – Wir nehmen ein anderes Metall.
    – Kupfer? sagte Morgan.
    – Nein, das ist auch zu schwer; ich

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