Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Titel: Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel & Kimche AG
Vom Netzwerk:
heute Nacht schläfst oder welche Straße nach Las Vegas führt, immer hilft dir jemand, immer, ist es nicht so?, gib Antwort!, es ist doch so.
    Keine Brauen mehr, keine Wimpern.
    Sarah lackiert ihre Nägel.
    Sie kann nicht mehr gehen.
    Der Arzt sagt: Wir sind auf den letzten hundert Metern.
    Am 2. Juli 2008 wird der Vater vierzig, Sarah darf nach Hause, sie sitzt im Rollstuhl, ein Freund aus Amerika ist gekommen, man isst Pizza, fotografiert sich am Tisch, Sarah, haarlos und weiß, lacht in die Kamera.
    Die Sarah, die ich kannte, bin ich nicht mehr. Oberbeschissen sehe ich aus.
    18.07.08, 6-Thioguanin, 94 mg, die letzte Portion, das Ende der Chemotherapie.
    Die Mutter packt den Rollstuhl ins Auto, eine Schachtel Medikamente und hilft Sarah auf den Sitz, dann queren sie die Alpen und fahren acht Stunden weit, überraschen Vater und Schwester abends in einem Restaurant am Meer von Follonica.
    Wäre nicht passiert, was passiert ist, wäre ich jetzt eine andere, notiert Sarah.
    Aber wer bin ich?
    04.08.08, Beginn der Erhaltungstherapie, Methotrexat montags, Purinethol täglich auf nüchternen Magen, Antibiotika von Mittwoch bis Freitag, Blutanalyse immer montags beim Kinderarzt, Anzahl Leukozyten pro Mikroliter, Anzahl Thrombozyten, Blutmenge.
    Sarah lernt wieder gehen.
    Acht Monate Chemo: lang und anstrengend. Mit Höhen und Tiefen. Aber ich habe sie gemeistert.
    Sarah, nun fünfzehn, wiederholt die zweite Sekundarklasse, sie fehlt oft, ist schwach und matt, kommt sich fremd vor – die kichern ja nur!
    Gib ihnen Zeit, sagt die Mutter.
    Sarah hält in der Schule einen Vortrag: Unter Chemotherapie versteht man eine Behandlung mit hochgiftigen Medikamenten. Sie zielt darauf, die Krebszellen im Körper vollständig zu vernichten. Leider schadet die Chemotherapie auch gesunden Zellen.
    Am 28. August 2008, nachts um halb elf, schreiben die Eltern ihren Freunden: Wir genießen die Möglichkeit, ohne Angst durchs Leben zu gehen. DANKE!
    Einst schwänzte Sarah jedes Klassenlager, nun will sie ins Klavierlager, jeden Morgen bringt die Mutter sie hin, holt sie am Abend, Sarah glüht auf, Oktober 2008.
    Noch schmerzen die Beine, der Rücken.
    Das kommt wohl vom Liegen, sagt der Vater.
    Ich will nach Amerika, ein Austauschjahr in Amerika, ich will.
    Später, sagt der Vater, wenn die Erhaltungstherapie zu Ende ist.
    Eine aus der Klasse hat einen Bruder, der hatte Darmkrebs, Mami, was für schöne Hände der hat, so schöne Augen. Mit dem kann man vernünftig reden.
    Die Mutter schenkt künstliche Wimpern, Sarah richtet ihr Zimmer neu ein, es ist jetzt Februar 2009.
    Der versteht mich total.
    ♥ English – I love you ♥
    ♥ Afrikaans – Ek het jou lief ♥
    ♥ Albanian – Te dua ♥
    ♥ Arabic – Ana behibak ♥
    ♥ Armenian – Yes kez sirumen ♥
    ♥ Bambara – M’bi fe ♥
    ♥ Bangla – Aamee tuma ke bhalo aashi ♥
    ♥ Belarusian – Ya tabe kahayu ♥
    Aus Deutschland, www.peruecken24.de, lässt die Mutter drei Perücken zur Ansicht schicken, Sarah entscheidet sich für New Phyllis, tizianrot. Monate später, April 2009, verlängert sie ihr Haar, das wieder gewachsen ist, mit dem Haar einer Fremden, die Prozedur dauert Stunden, dann sitzt Sarah im Auto der Mutter und fotografiert sich mit dem Handy, glücklich, aufgeregt, schickt ihrem Freund ein erstes Bild.
    Ende Mai feiert die Familie ein Dankesfest, Sarah trägt einen weißen Rock, eine schwarze Bluse mit weißen Tupfen, zwei goldene Herzen am Hals, der Vater steht am Gartengrill. Und Sarah, das Gesicht aus Glück, hält eine Rede, beschenkt Freunde und Verwandte, den Eltern reicht sie ein großes Plakat: Ohne euch hätte ich das nicht geschafft, Gutschein für ein Verwöhnungsprogramm à la Sarah, morgens von ca. 8.30 bis ca. 24 Uhr, Datum wird noch bekannt gegeben, HEMG.
    Habe euch megagern.
    Dann reicht Sarah dem Vater die Hand, umarmt die Mutter und weint.
    Meine Rolle, denkt der Vater.
    Und die Mutter weiß: Wie wunderbar, dass ich mich irrte.
    Am nächsten Morgen erwacht Sarah mit Schmerzen im Becken, sie will ins Spital, Morphium oder irgendwas, Hauptsache, es tut nicht mehr weh, man untersucht, redet davon, dass Sarah ihre Muskeln, Bänder und Sehnen überanstrengt habe.
    Physiotherapie.
    Mit einer Freundin gründet sie die Band Caramel Coffee, Sarah am Klavier, die Freundin am Mikrophon, Caramel, weil Sarah Karamell mag, Coffee, weil die Freundin Kaffee liebt.
    Ein neues Leben ist gewonnen. Eine neue Ansicht der Welt. Ich habe Dinge

Weitere Kostenlose Bücher