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Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Titel: Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel & Kimche AG
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ferro, die Eisenhand. Der da, schrie der Alte, der war heute Morgen dabei, der wollte mich erschießen.
    Der Täter grinste und ging.
    Manoel Francisco Silva Souza, siebunddreißig Jahre alt geworden, Chico Dente de Ouro, Tagelöhner, Holzfäller, Goldgräber, Landarbeiter, kam noch am gleichen Tag in ein Grab auf dem Friedhof von Breu Branco, namenlos und ohne Kreuz.
    Vorbei an Eukalyptus, Baum nach Baum, jeder gleich hoch, gleich dick, kilometerweit, Fazenda Bom Jesus, Fazenda Deus é Fiel, Gott ist dein Treuhänder, die Klimaanlage fällt aus, die Toilette stinkt, eine Frau betet den Rosenkranz.
    Kurz nach 17 Uhr erreicht der Bus Dom Eliseu und hält vor dem Restaurante Boa Amizade, Gute Freundschaft, papierene Schnitzel hängen am Vordach, herausgeschnitten aus Werbeblättern – Waschmaschinen, Bügelbretter, Unterwäsche, Lockenwickler, Lockenglätter, CD, DVD, LED, MP3, MP4. Domingos kauft einen Becher Kaffee, ein Stück Käse, noch eine Stunde bis Açailândia, Maranhão.
    Die BR010, neuer Asphalt.
    Der Himmel ist rot.
    Die Nacht im Hotel Gil, Rua Bom Jesus 346, kostet fünfzehn Reais, fünf Euro, ohne Klimaanlage und Toilettenpapier. Domingos, noch nicht müde, setzt sich an den Rand einer Kneipe, der Fernseher läuft, Domingos Alves da Silva legt sein Telefon auf den Tisch aus rotem Plastik und schweigt.
    Eines Tages nach Chicos Tod rief wieder der Polizeichef an: Dominguinhos, ich weiß, du wirst bedroht, ich kann dir helfen.
    Wie denn?
    Komm zu mir, sagte der Polizist, ich kann dir helfen.
    Domingos fuhr zum Posten, der Polizeichef öffnete die Schublade, nahm daraus eine Pistole.
    Du brauchst eine Waffe, ich schenk sie dir, zwar ist sie nicht neu, erfüllt aber ihren Zweck.
    Nehme ich die Pistole, sagte Domingos und stand auf, lässt du mich morgen verhaften. Wegen illegalen Waffenbesitzes.
    Nun schlief er im Haus von Freunden, hier und dort, er wechselte die Nummer seines Telefons, Dominguinhos, ich bekomme zwölftausend Reais, um dich abzuknallen, dich und alle anderen, dein ganzes Gesindel.
    Kein Motorradtaxifahrer nahm ihn noch mit, aus Angst, die Kugel, die Domingos gilt, könnte ihn treffen. An manchen Morgen, wo er auch war, fand Domingos die Spuren fremder Stiefel im Hof. Stand der Eimer während Jahren neben dem Brunnen, hing er nun am Ast des Baums.
    Ich gebe auf, sagte er zur Frau.
    Nicht jetzt, sagte sie.
    Am 15. März 2009 führte Domingos Alves da Silva die Landarbeiter, die den Mut dazu noch hatten, auf die Fazenda des Großgrundbesitzers Gildásio Alberto Timo Pena zurück und nahm Besitz von dessen Haus, einem leeren schmutzigen Gebäude, um dort zu warten, bis endlich die Behörde käme und die Parzellen festschriebe, die ihnen längst versprochen sind, fünfzig Hektar für jeden. Eines Abends ritt Domingos in den Wald, wo Chico starb, sechs Kilometer weit, und fand, von seinen Mördern in die Erde gesteckt, ein Kreuz, beschmiert mit roter Farbe und den Worten Chico Dente de Ouro.
    Das bedeutete: Weiteres Blut wird fließen.
    Jetzt schnarrt das Telefon auf dem Tisch aus rotem Plastik, 21 Uhr 10, Açailândia, und Domingos, der selten lacht, lächelt heiter. Seine Frau nennt er Tochter, mein Mädchen, meine Kleine, sie wünscht ihm zum Geburtstag alles Glück der Erde, mit ihm, sagt sie, möchte sie alt werden, und er flüstert: Ich bin es ja längst.
    Es gehe ihm gut, sagt er, alles in Ordnung.
    Dominguinhos, man redet hier, die Pistoleros hätten einen neuen Überfall vor, heute Nacht oder morgen.
    Wer sagt das?, fragt Domingos.
    Alle, sagt die Frau.
    Dann komme ich zurück.
    Nein!, sagt sie, es ist nur ein Gerücht.
    Domingos trinkt Bier, er schweigt, den Kopf in die Hand gestützt, die Nacht ist heiß und feucht, irgendwann rufen die Töchter an, eine nach der andern, und wünschen ein langes Leben, Eudis, Oneide, Francineide, Maria, Huelcia. Davi, der einzige Sohn, starb mit siebzehn an Gelbsucht und Malaria – kein Geld für den Arzt.
    Domingos schläft schlecht wie immer.
    Im Busbahnhof von Açailândia stehen fünf Busse mit laufenden Motoren, es ist früher Morgen, 5. August 2009, der Fernseher lärmt. Auf allen Vieren rennt ein Bettler durch die Halle. Dieser Terminal, steht groß geschrieben, erscheint während vierundzwanzig Stunden im Internet.
    Domingos nimmt den Bus nach Peritoró, 7 Uhr 10, die Maschine heult und bebt. Der Chauffeur öffnet endlich die Tür, er lacht und sagt: Problema! Dann verschwindet er und kommt nach zwanzig Minuten wieder. Der Ersatzbus aus

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