Von dir verfuehrt
zurück bist, unterhalten wir uns über deine Gemälde. Ich w ürd' gerne eins erwerben.“
„Untersteh‘ dich Bender, an dich verkaufe ich nicht. Woher weißt du überhaupt, dass es meine sind?“ Ihr gereizter Tonfall ließ mich erahnen, dass sie gleich ihre Krallen ausfahren würde.
„Drei der Bilder habe ich durch Zufall in …“, ich suchte nach dem passenden Wort, für das Zimmer, in dem es ausgesehen hatte, als wäre n Farbbomben eingeschlagen, „… deinem Atelier gesehen.“
Hannah zog eine Augenbrau e in die Höhe. „Durch Zufall?“
„Auf der Suche nach dem Badezimmer stand ich plötzlich vor deinen Gemälden. Ich hab dich nicht darauf angesprochen, weil …“
„Du ein elender Schnüffler bist, Bender“, fiel sie mir ins Wort und ließ mich stehen.
Dass diese Frau aber auch alles falsch verstehen muss te. Über die Schulter hinweg warf sie mir einen verächtlichen Blick zu, der so sexy war, dass ich große Mühe hatte, ihr nicht zu folgen.
Wie versprochen kümmerte ich mich um ihre Gäste. Dem Gesichtsau sdruck der beiden Studenten nach zu urteilen, fragten sie sich vermutlich, warum nicht Hannah, sondern ein Mann in Hemd und Krawatte ihnen zwei Kaffee brachte. Eine berechtigte Frage, die auch ich mir stellte. Ich sollte längst in der Firma sein. Doch aus irgendeinem Grund, verspürte ich das dringende Bedürfnis, noch ein wenig Zeit mit Hannah zu verbringen. Anfangs hatte, neben ihrer Schönheit, ihre abweisende Art den Jäger in mir zum Leben erweckt. Nachdem ich die sprichwörtliche Beute endlich erlegt und von ihr gekostet hatte, bekam ich nicht genug. Weder von ihrem atemberaubenden Körper, noch von ihrem unergründlichen Wesen.
Ich bewunderte ihre Gemälde und fragte mich, weshalb sie so einen Hehl aus ihrem offensichtlichen Talent machte und warum sie statt einer Galerie ein Café besaß.
„Na, was sagst du als Kunstliebhaber der Moderne zu meinen Werken?“
Erleichtert vernahm ich den versöhnlichen Klang in Hannahs Stimme. Scheinbar hatten die Kunstwerke in der obersten Etage meiner Firma und meine Bemerkung zu Françoise Nielly Eindruck hinterlassen. Sie hatte sich umgezogen und stand in einem dunkelblauen, legeren Pullover, der viel zu kurz war, um ihn ohne Hose zu tragen neben mir. Die Leggins – wer hatte sich diesen Trend bloß ausgedacht? - war derart auffällig bedruckt, dass sie die Aufmerksamkeit automatisch auf ihre langen schlanken Beine lenkten. Ich konnte mir lebhaft ausmalen, wo andere Männer zuerst hinstarrten, wenn sie ihr Café betraten. Hannah musterte mich neugierig von der Seite. Ihre Wangen waren noch immer leicht rosa und sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum.
„Du hast Talent. Und wie gesagt, würde ich mir gerne eines deiner Gemälde zulegen, aber du lässt mich ja nicht.“
„Hm …“, Sie führte den Zeigefinger an ihren Mund und zeichnete den Schwung ihres Mundes nach. Nie war ich einer Frau begegnet, die so sexy über eine Sache nachdachte, wie Hannah. Grübelnd grub sie ihre Zähne in ihre Unterlippe, kaute auf ihr herum, biss in ihre Fingerkuppe und legte ihre glatte Stirn in kleine Falten. Sie sah so heiß dabei aus, dass man ihr Absichten hätte unterstellen können. Verführerisch und unschuldig. Eine unfassbar reizvolle Mischung. „Sag mir, welches dich interessiert und erläutere mir dir Gründe. Vielleicht hebe ich dein Kaufverbot auf“, unterbrach sie meine Inspektion und sah mich erwartungsvoll an.
Widerwillig löste ich meinen Blick von ihren Lippen und richtete ihn auf das Gemälde vor uns. Ich kratzte mich am Hinterkopf, während ich darüber nachdachte, was ich sagen konnte, ohne aufzufliegen. In Wahrheit verband mich lediglich Mutters Nachlass mit der Malerei. Françoise Nielly und andere Künstler waren mir nur durch die Stiftung Farbklecks ein Begriff. Ein Vermächtnis meiner Mutter, dass ich in Ehren hielt, indem ich als Gastgeber der gleichnamigen Spendengala dafür sorgte, dass die vermeintliche High Society Deutschlands kurz vor Weihnachten tief in ihre Portmonees griff. Von moderner Kunst verstand ich genauso viel wie von Blumen. Ich fand sie schön anzusehen und konnte Rosen von Tulpen unterscheiden.
„Sie gefallen dir nicht, stimmt‘s?“, interpretierte Hannah meine Schweigsamkeit völlig falsch.
„ Ich finde sie wunderschön, alle.“
Seufzend bedachte sie mich mit einem Blick, der zum Ausdruck brachte, dass sie mir kein Wort glaubte. Ich kam nicht dazu, sie vom Gegenteil zu überzeugen, weil neue
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