Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von dir verfuehrt

Von dir verfuehrt

Titel: Von dir verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Omah
Vom Netzwerk:
später – ja, ich war fleißig – fing ich an, mir Gedanken zu machen. Sicherlich hatte David seine Lust längst anderweitig befriedigt, was mich mehr störte, als ich mir anfangs eingest ehen wollte. Nicht, weil ich eifersüchtig auf die Frau, sondern neidisch auf den Orgasmus war, den Bender ihr höchstwahrscheinlich bescheren würde. Vielleicht tat er das sogar in diesem Moment. Blöderweise hatten die sexuellen Aktivitäten mit David ein Verlangen in mir geweckt, dass nur er zu stillen vermochte. Jedenfalls glaubte ich das und weigerte mich, von Rinderfilet auf Schweinekotelett umzusteigen.
    Vormittags trat Mia ihre Schicht an. Und ich machte den großen Fehler, meine schauspielerischen Fähigkeiten zu überschätzen. Beiläufig – zumindest war das der Plan – fragte ich, ob David auf Geschäftsreise sei.
    „Beruhigt es dich, zu wissen, dass mein Bruder gestern und vorgestern nach dir gefragt hat?“, erkundigte sich Mia vorsichtig. „Allerdings … ging er etwas unauffälliger vor als … du“, schob sie zögerlich hinterher und schaute beschämt zu Boden. Dabei hatte sie mich blamiert und nicht umgekehrt. Ich fühlte mich entsetzlich ertappt und spürte, wie mir zum Beweis das Blut in die Wangen schoss.
    „Darf ich dich was fragen, Hannah?“
    Verschon mich bitte. „Was denn?“ Ich trank einen großen Schluck Apfelschorle und hoffte, mir etwas Abkühlung verschaffen zu können.
    Mia räusperte sich.
    Was kam denn jetzt?
    „Du und mein Bru der … schlaft ihr miteinander?“
    Mein Schluckreflex kam dem Impuls die Schorle in einer Fontäne auszus pucken glücklicherweise zuvor. „Das geht dich wohl kaum etwas an“, schoss es aus meinem Mund. Unfassbar, dass sie mich das gefragt hatte.
    „Ich … ich weiß. T-tut mir leid“, stammelte sie. Nun erröteten wir um die Wette. Ich lag knapp vorn, aber Mia schien den Wettbewerb für sich entscheiden zu wollen und glühte inzwischen wie ein Hochofen.
    „Ich wollte es nur wissen, weil … ich dich so nett finde und …“, sie sah mich an, wie ein Rehkitz, das seine Mutter verloren hatte, „… weil es schön wäre, wenn ihr ein Paar wär et … du und David.“
    Bender und ich? Eher fror die Hölle ein. „Mia, dein Bruder und ich … Das wird nicht passieren.“ Ich schüttelte belustigt den Kopf „Er ist nur ein Gast“, mit dem ich ab und an vögle, wenn er nicht gerade eingeschnappt ist, weil ich ihn nicht kommen ließ , fügte ich gedanklich hinzu.
    Mias Mundwinkel sackten nach unten. Sie nickte und wirkte fast ein wenig enttäuscht, ja sogar traurig. Scheinbar war es ihr sehnlichster Wunsch, ihren Bruder in festen Händen zu sehen. Warum nur? Und wieso sah sie ausgerechnet mich in der Rolle seiner Partnerin?
    Ein kühler Windzug wehte ins Café. Der erste Gast betrat die Stube, womit diese merkwürdige Unterhaltung Gott sei Dank beendet war.

    Den nächsten Morgen verbrachte ich damit, meine Leinwände, die seit Mitternacht die Wände meines Cafés zierten, anzustarren. Ob sie meinen Gästen gefallen würden? Bis vor zwei Wochen stellte sich die Frage nicht, weil ich schon lange keinen Wert darauf legte, anderen zu imponieren. Ich malte für mich selbst, um Stress und Kummer abzubauen, um meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Grenzen, die das Leben mir aufzeigte, überschritt ich in meinen Kunstwerken. Gedanken, Empfindungen, Träume und Wünsche aber auch Ängste übersetzte ich in Farben und Formen, die nur ich verstand.
    Es hatte eine Zeit gegeben, in der ich monatelang nicht s anderes getan hatte. Eine dunkle Zeit, die ich ohne zu malen, nicht überstanden hätte. Hastig schob ich den Gedanken zur Seite und ignorierte den Schmerz, der mein Herz verkrampfen ließ. Ich hasste die Vorstellung, meine Bilder zu verkaufen und Fremden dadurch einen Einblick in mein Seelenleben zu gewähren. Davon abgesehen, glaubte ich nicht daran, dass irgendwer für meine Werke zweihundert Euro hinblättern würde. Ein Witz, wenn ich bedachte, wie lang die Fertigstellung mancher Leinwände gedauert hatte.
    Gleich würden die ersten Gäste eintrudeln. Eine Entscheidung musste her. Ich zupfte nervös an meiner Unterlippe und überlegte fieberhaft, ob ich die Bilder hängen lassen oder abnehmen sollte. Eigentlich war ich noch nicht bereit, mich der Öffentlichkeit zu stellen. Andererseits prangte ein Betrag in Höhe von 23.000 Euro auf meiner SOLL-Seite und überschattete meine Unbeschwertheit. Um meine Schulden bei David noch in diesem Leben begleichen zu

Weitere Kostenlose Bücher