Von dir verfuehrt
Gäste ihr Café betreten hatten und ihre Aufmerks amkeit forderten. Mit einem gequälten Lächeln ließ sie mich stehen und nahm Bestellungen auf. Laut meiner Armbanduhr war ich viel zu spät dran. Aber ich wollte Hannah nicht in dem Glauben zurücklassen, dass mir ihre Bilder nicht gefielen. Offensichtlich hielt sie viel auf meine Meinung, was mich rührte. Und am liebsten hätte ich ihr alle abgekauft, nur um ihr zu demonstrieren, wie falsch sie mit ihrer Vermutung lag.
Am Tresen ließ Hannah mich warten. Sie tat beschäftigt, wich meinen Blicken aus und ignorierte mich. Also folgte ich ihr bei der nächstbest en Gelegenheit in die Küche.
„Du kannst nicht ständig hier reinspazieren, als wäre dies dein Wohnzimmer.“ S ie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und hatte immer noch diesen enttäuschten Ausdruck in den Augen.
„Hör mir zu, Hannah.“
„Verlässt du dann meine Küche?“
„Nur, w enn wir uns heute Abend sehen.“
Mit hochgezogen Brauen sah Hannah mich an. Zugegebenermaßen war ich etwas vom Thema abgekommen. „Ähm … kann ich jetzt noch nicht sagen. Was willst du?“
„Erstens: Ich will dich heute Abend sehen.“ Vorsichtig näherte ich mich ihr und strich über ihre Wange. Sie drehte zwar den Kopf lei cht zur Seite, ließ es aber zu. „Und Zweitens: Deine Gemälde gefallen mir außerordentlich gut. Das ist die Wahrheit.“
Errötend blickte sie auf ihre Hände. So verunsichert hatte ich sie noch nie erlebt und fand diese neue Seite an ihr so süß, dass ich nicht anders konnte als zu lächeln.
„Sieh mich an, Hannah.“ Ich widerstand dem Drang sie Kleines zu nennen. „Wenn hier jemand Grund hat zu erröten, dann bin ich das.“
Endlich schaute sie mir in die Augen. Die Irritation war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Ich kann dir nicht sagen, was mir an deinen Bildern gefällt, zumindest nicht ohne, dass dir auffällt …“, ich räusperte mich und holte tief Luft, „… dass ich keine Ahnung von moderner Kunst habe.“
Hannahs Augenbrauen schlugen Wellen und sie sah mich fassungslos an. Ich konnte förmlich dabei zusehen, wie sie ihre Gedanken sortierte und war heilfroh, ein süffisantes Grinsen auf ihren Lippen zu entdecken.
„Bender, du Blender“, spottetet sie und schüttelte in gespielter Empörung den Kopf.
„Netter Reim“, lac hte ich und Hannah stimmte ein.
„Na ja, immerhin hast du Geschmack oder kannst du gar nichts dafür, dass all die schönen Gemälde die Wände deines Flurs zieren?“, feixte sie.
„Die Bilder hängen dort, weil sie mir au sgesprochen gut gefallen. Und wenn du aufhörst dich über mich lustig zu machen, stelle ich dir Madame Nielly vielleicht persönlich vor.“
Hannah verstummte augenblicklich. Ihre Augen wurden groß und blitzen auf. Eine Mischung aus Argwohn und kind licher Vorfreude lag in ihnen. „Das … ist nicht nötig. Sie kommt morgen zum Frühstücken in mein Café. Wenn du willst, grüße ich sie von dir“, verspottete sie mich erneut und schien zu glauben, dass ich scherzte.
„Mach das“, lachte ich. M einen Trumpf erkennend, nahm ich mir vor, diesen in vollen Zügen auszuspielen.
Hannah presste ihre vollen Lippen aufeinander und ich ahnte, dass sie vor Neugierde nahezu platzte. Herrlich. „Ich freu mich auf heute Abend.“
„Ach ja? Triffst du dich mit Angelina Jolie?“ , stichelte sie.
„Besser “, hauchte ich an ihrem Ohr und sog dabei ihren lieblichen Duft ein. „Ich hole dich um halb elf ab. Mein Geschäftspartner feiert in seinen dreißigsten Geburtstag rein. Danach fahren wir zu mir. Das vorhin, war wunderbar, aber definitiv zu kurz. Und im Anschluss beantworte ich dir all deine Fragen zu Françoise Nielly.“
Hannah
D ie Aussicht ins Diamonds zu gehen, war genauso erfreulich, wie ein Besuch beim Frauenarzt. Ein notwendiges Übel, das ich über mich ergehen lassen würde. Ich kam mir vor, wie ein Model, das mit dem Fotografen schlief, um groß raus zu kommen. Wehe David, wenn er Françoise Nielly nicht persönlich kannte. Ich räumte den letzten Tisch ab und ging im Geiste meinen Kleiderschrank durch.
„Hallo, Hannah.“ Mia, war neben mir förmlich aus dem Boden gewachsen und lächelte mich schüchtern an. Ich musste zweimal hinsehen, um sicherzugehen, dass nicht Anne Hathaway mit schwarzen Dreadlocks auf dem Weg zu einem Punkrock Konzert vor mir stand. „Du … hast deine Haare gefärbt“, stellte ich etwas dümmlich fest und hätte beinahe aus den Zähnen gepfiffen, als Mia
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