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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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bessere Jordan fanden.
    Aber diesmal versuchte ich mit aller Macht, gefunden zu werden. Ich war dabei, das hellste, intensivste, grellste, leuchtendste Licht erstrahlen zu lassen, um auf mein Versteck aufmerksam zu machen.
    ***
    Der Leuchtturm war dunkel, als ich mit dem Leihwagen vorfuhr, den ich extra für diesen Trip gemietet hatte (kein leichtes Unterfangen, wenn man keine Kreditkarte hat). Als ich dort ankam, sah ich zum ersten Mal, wie heruntergekommen und verlassen er war. Wenn ein Teil des Leuchtturm-Klischees Trostlosigkeit ist, dann passte Travis’ Leuchtturm genau. Weil ich so auf diesen Mann konzentriert war, als ich das erste Mal hier war, hatte ich die bröckelnde Fassade, die abgeblätterte Farbe, die zerbrochenen Fensterscheiben und die vielen Disteln, Wacholderbüsche und den wilden Wein gar nicht wahrgenommen. Es sah völlig verwildert aus. Und als ich kräftig gegen die Tür drückte und beinahe in diese kalte und steinige Einsamkeit hineingefallen wäre, übermannte mich ein Gefühl von Zweifel und Scheitern.
    Ich weiß nicht, warum ich erwartet hatte, dass er beleuchtet wäre, wenn ich dort ankam. Außerdem wurde ich kurzatmig und mein Herz schlug bis zum Hals, als ich die Stufen hinaufstieg. Während meiner Amnesie-Anfälle hatte ich nicht nur Freundschaften, Kollegen und selbst die wichtigsten Regeln anständigen Benehmens vernachlässigt, sondern auch das Fitnesstraining. Ich war überhaupt nicht in Form und begann jetzt auch noch den Glauben an die ganze Aktion zu verlieren, die langsam Züge eines verrückten Plans annahm. Ich sagte mir, dass es logischerweise so lange dunkel blieb, bis jemand hinging und tatsächlich das Licht anmachte – aber ich hatte das ungute Gefühl, dass man mein energisches Bitten um eine Woche Strom nur deshalb mit Ja beantwortet hatte, um das durchgeknallte Mädel aus der Leitung zu bekommen. Und nicht, weil ich erzählt hatte, dass sie mir mit einem einzigen Umlegen eines Schalters wahrscheinlich das Leben retteten.
    Nach einigen Telefongesprächen wusste ich, wo der Sicherungskasten und die Schalter für den Laternenraum waren. Als ich alles so weit überprüft hatte – die Lampe war ziemlich neu –, lief ich ein paar Mal die Treppe rauf und runter, um in den verschiedenen Räumen die Steuerungselemente zu überprüfen und anhand der Betriebsanleitung alle wichtigen Teile zu kontrollieren. Endlich schien alles zu funktionieren.
    Als ich zu dem Laternenraum kam, erwartete ich, geblendet zu werden, aber das Licht tat es nicht. Na toll. Ich fummelte ein paar Minuten daran herum und versuchte, die riesige Glühbirne zum Leuchten zu bringen. Es brannte zuerst schwach und zaghaft. Und trotz der Mengen an Staub und Schmutz auf dem Lampenglas erstrahlte es dann in einer so intensiven Helligkeit, dass ich fast dachte, es würde mich über die Reling ins Meer spülen.
    Das hier war einer der Momente, in denen ich mir wünschte, die Zeit würde im Zeitraffer vergehen, so wie bei einem Samenkorn, das in wenigen Sekunden zu einer blühenden Blume wird. Aber mein Schicksal war es, im Zeitlupentempo auf Travis zu warten. Ich ging auf und ab und dachte nach. Ich sang, setzte mich auf den Boden. Und räumte ein bisschen auf. Dann machte ich Hüpfkästchen. Und stieg ich den Turm hinauf und zählte die Stufen. Und ich machte einen Handstand. Dann ging ich wieder ein bisschen auf und ab. Mir war langweilig. Doch ich gab nicht auf.
    Es begann zu regnen. Ich fragte mich, wie es wohl wäre, im Regen auf einem Boot zu sein. Ich stellte mir Travis auf einem der Boote da draußen im Hafen vor. Er las vielleicht oder tat sonst irgendwas … und schaute aus dem Fenster und entdeckte den Leuchtturm. Beleuchtet. Ich stellte es mir bestimmt tausend Mal vor und auf tausend verschiedene Arten, bis mir klar wurde, dass es schon spät war und er sich möglicherweise gar nicht mehr auf dem Boot aufhielt. Oder vielleicht war sein Boot auch schon gar nicht mehr in diesem Hafen. Und vielleicht war das Ganze eine wirklich, wirklich schlechte Idee.
    Ich trat zögernd auf die Aussichtsplattform, die vom Regen ganz glatt war, und ging dort wieder auf und ab. Mir war zum Heulen zumute.
    Dann hörte ich ein Auto. Im Nebel sah ich Scheinwerfer, die zu einem verbeulten Pick-up gehörten, der auf dem kleinen herausragenden Kap, auf dem der Leuchtturm stand, um die Kurve kam. Er hielt in einiger Entfernung an. Dann öffnete jemand die Tür. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
    Ich war so aufgeregt,

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