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Von Liebe und Gift

Von Liebe und Gift

Titel: Von Liebe und Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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sprach Neal englisch und ziemlich undeutlich. „Bitte, red lauter!“, bat sie, den Hörer drückte sie fest an ihr Ohr. „Wieso rufst du so früh an? Ist alles okay? Neal?“ Immer wieder wiederholte sie ihre Worte, ein wirklich ernsthaftes Gespräch kam nicht zustande. Nach kurzer Zeit beendete sie das Telefonat. „Melde dich bald wieder, ja? - Bye!“  
    Nachdenklich legte Francis auf. Die ganze Sache schien merkwürdig. Schließlich kam auch Gero in den Flur. Er war durch das Telefonat wach geworden und sah sie fragend an.  
    „War es Neal?“
    Sie nickte, doch ihr Gemüt war aufgewühlt. „Es ist vier Uhr morgens, warum ruft er so früh an?“
    Gero zuckte mit den Schultern. „Vielleicht kam er von einer Feier? Oder ist was passiert?“
    Francis verneinte. „Er hat nicht gesagt, dass etwas passiert ist, doch er klang so komisch.“
    Sie runzelte die Stirn. „Er wusste nicht einmal, wie spät es ist.“
    Langsam ging sie in das Schlafzimmer zurück, um sich wieder hinzulegen, doch ihre Gedanken konnte sie nicht abschalten.
    „Er schien irgendwie verwirrt. Ich konnte ihn kaum verstehen.“
    Gero war gefolgt . Auch er legte sich wieder hin, schien die Angelegenheit jedoch nicht ernst zu nehmen.  
    „Er wird sich sicher noch mal melden und alles erklären. Und nun schlaf weiter.“
     
    „Nicholas wird Neal immer ähnlicher“, stellte Gero fest, als er mit Francis am Spielplatzrand saß und beobachtete, wie Francis’ Sohn mit den anderen Kindern auf dem Klettergerüst turnte.  
    „Ja, die dunklen Haare und die blauen Augen sind wirklich von ihm. Er wird einmal ein richtig hübscher Junge werden“, entgegnete Francis.
    „Bei so schönen Eltern.“ Gero grinste, und seine Wangen zeigten eine leichte Röte.
    Francis schmunzelte, und doch blieb ihr Gesicht von Sorgen umschattet.
    „Du siehst traurig aus“, stellte Gero daraufhin fest. „Ist es immer noch wegen Neal?“
    „Natürlich!“, fuhr es aus ihr heraus. Ihre Augen blitzten angsterfüllt. „Er hat sich seit dem Anruf nicht mehr gemeldet. Das ist drei Tage her!“
    „Wäre etwas passiert, hätten wir etwas gehört“, versuchte Gero sie zu beruhigen. „Außerdem ist er ein erwachsener Mann. Er wird doch wissen, was er tut.
    Neals Gang war gemächlich. Er brauchte sich nicht zu beeilen. Es war Samstag, und die Band hatte ausnahmsweise einen probefreien Nachmittag eingelegt. Neal hatte das genutzt, um mit der U-Bahn nach Notting Hill zu fahren. Hier war er über den Portobello Market geschlendert, hatte sich frisches Obst und selbstgebackene Pasteten an den vielen bunten Ständen gekauft. Das Essen der hoteleigenen Küche, das ihm tagtäglich vorgesetzt wurde, schmeckte ihm schon seit Wochen nicht mehr.
    Er schlängelte sich durch die Menschenmassen, doch er empfand es nicht als unangenehm. Hier in Notting Hill war das Publikum anders, als in dem direkten Londoner Zentrum.
    Hier wurde nicht gedrängelt, hier war es nicht laut. Zur Portobello Road kamen entweder die betuchten Anwohner oder die ruhigen Touristen, die sich ohne weiteres dieser außergewöhnlichen Atmosphäre anpassen konnten .  
    Die Sonne schien, trotz der winterlichen Temperaturen. Neal hatte eine Sonnebrille aufgesetzt und hoffte somit, nicht erkannt zu werden.
    Meist gelang es ihm unbemerkt durch die Fußgängerzonen zu dringen, doch ebenso oft kam es vor, dass er erkannt wurde, während er im HMV nach CDs und DVDs Ausschau hielt oder sich im Boots Pflegeartikel kaufte.  
    Aber er mochte das. Er genoss es, im Mittelpunkt zu stehen. Und er genoss London, dessen Flair und Einzigartigkeit.
    Nachdem er sich einen Cappuccino in einem der vielen Starbucks Coffeeshops gekauft hatte, führte ihn sein Weg zurück zur U-Bahnstation Notting Hill Gate.  
    Vielleicht sollte er sich ein kleines Häuschen kaufen? Vielleicht in Notting Hill? Gero würde Augen machen. Neal lächelte.
    Tief atmete er die warme, verbrauchte Luft ein. Schnell rauschte die U-Bahn heran und hielt wenige Sekunden später. Neal bestieg einen der hinteren Waggons. Hier war es leer. Er setzte sich. Nun merkte er, wie ihm der Spaziergang in den Knochen lag. Seit Wochen hatte er sich nicht mehr ausreichend bewegt. Die meiste Zeit saßen sie im Tonstudio, über den Mischpulten, hinten den Mikrophonen. Nur Neals Hände waren ständig in Aktion. Er spielte Gitarre, Tamburin und setzte sich auch schon mal hinter die Drums.
    Und auch jetzt, wo Neal leicht die Augen hinter seiner Sonnebrille schloss und die rüttelnde

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