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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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sagt…«
    Wir schwiegen.
    Sie zündete sich die Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und stieß Rauch aus.
    » Kurz gesagt, das Foto war streng geheim oder top secret, wie es bei Ihnen heißt.«
    » Wissen Sie warum?«
    » Warum es geheim war?«
    » Ja.«
    » Nein. Ich stehe ziemlich weit oben in der Interpol-Nahrungskette. Wenn es für mich zu hoch ist, muss es sich um eine extrem kitzlige Angelegenheit handeln. Ihr Foto hat dafür gesorgt, dass irgendwo ganz oben die Alarmglocken geläutet haben. Ich wurde in Mickey Walkers Büro bestellt– das ist unser großer Boss in London. Seit über zwei Jahren hatte ich nicht mehr die Ehre, mit Mickey zu sprechen. Er hat mich zu sich bestellt, mich gebeten, mich zu setzen, und dann wollte er wissen, woher dieses Foto stammte und warum ich diese Anfrage gestellt hatte.«
    » Was haben Sie ihm gesagt?«
    Sie sah Win an, und ich kannte die Antwort.
    » Dass ich einen Tipp aus einer verlässlichen Quelle bekommen hätte, dass dieser Mann etwas mit Kinderhandel zu tun haben könnte.«
    » Worauf er Sie nach dem Namen dieser verlässlichen Quelle gefragt hat?«
    » Natürlich.«
    » Und Sie haben ihm den Namen genannt?«
    Win sagte: » Ich hätte darauf bestanden.«
    » Ich hatte keine Wahl«, sagte sie. » Sie hätten es sowieso rausgekriegt. Wenn sie meine E-Mail- und Telefonlisten durchgegangen wären, hätten sie es zurückverfolgen können.«
    Ich sah Win an. Wieder keine Reaktion. Sie hatte unrecht– sie hätten es nicht zurückverfolgen können, aber ich verstand, was sie meinte. Das war eindeutig ein paar Nummern zu groß. Wenn sie nicht kooperiert hätte, hätte es das Ende ihrer Karriere bedeutet, wenn nicht noch mehr. Win hätte recht gehabt, darauf zu bestehen, dass sie es auf uns schob.
    » Und was jetzt?«
    » Sie wollen mit mir reden«, sagte Win.
    » Dann wissen sie, wo du bist?«
    » Nein, noch nicht. Mein Solicitor hat sie informiert, dass ich mich innerhalb einer Stunde freiwillig bei ihnen melde. Wir haben unter falschen Namen hier im Hotel eingecheckt, aber wenn sie sich ein bisschen Mühe gäben, würden sie uns hier finden.«
    Sie sah auf die Uhr. » Ich mach mich lieber auf den Rückweg.«
    Ich dachte an den Sonnenbrillenmann, der meinen Spinnensinn in Alarm gesetzt hatte. » Wäre es denkbar, dass Ihre Leute mich beschatten?«
    » Das glaube ich nicht.«
    » Sie stehen unter schwerem Verdacht«, sagte ich. » Woher wissen Sie, dass Sie nicht hierher verfolgt wurden?«
    Sie sah Win an. » Ist er ein bisschen doof oder bloß sexistisch?«
    Win überlegte kurz. » Sexistisch.«
    » Ich bin Agentin bei Interpol. Ich habe ein paar Vorsichtsmaßnahmen ergriffen.«
    Beim ersten Mal haben die Vorsichtsmaßnahmen allerdings nicht ausgereicht, um sich gar nicht erst erwischen zu lassen. Diesen Gedanken behielt ich für mich. Das war nicht fair. Sie hatte nicht wissen können, was für Wellen es schlagen würde, wenn sie das Foto ins System einspeiste.
    Wir standen auf. Sie schüttelte mir die Hand und gab Win einen Wangenkuss. Als sie gegangen war, nahmen Win und ich wieder Platz.
    » Was wirst du denen bei Interpol erzählen?«, fragte ich.
    » Besteht irgendeine Notwendigkeit zu lügen?«
    » Nicht dass ich wüsste.«
    » Also werde ich die Wahrheit sagen– zum größten Teil zumindest. Mein guter Freund– also du– wurde von diesem Mann in Paris angegriffen. Ich wollte herausbekommen, wer dieser Mann ist. Dann nehmen wir Lucy in Schutz, indem wir sagen, dass wir sie belogen und behauptet hätten, der Mann wäre in Kinderhandel involviert.«
    » Was, soweit uns bekannt ist, tatsächlich der Fall sein könnte.«
    » Das stimmt.«
    » Hast du etwas dagegen, wenn ich das Terese erzähle?«
    » Nicht, wenn du Lucys Namen da raushältst.«
    Ich nickte. » Wir müssen herausbekommen, wer der Mann ist.«
    Ich begleitete Win in die ziemlich spektakuläre Lobby des Claridge’s. Im Foyer saß zwar kein Violin-Quartett und spielte Concertos, eigentlich hätte jedoch eins dorthin gehört. Das Dekor war ganz im Stil der modernen britischen Upperclass gehalten, also eine Mischung aus Old English und Art déco, dabei allerdings so lässig, dass selbst Touristen in Jeans sich hier wohlfühlten, und trotzdem so hochmütig, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, ein paar Sessel und die Holzdecke würden beim Anblick der meisten Leute hier kurz die Nase rümpfen. Mir gefiel es. Win ging, ich drehte mich um und wollte zum Fahrstuhl gehen, da stutzte ich.
    Schwarze

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