Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost
Erzähl.«
» Ein Teil von mir will das Ganze vergessen und einfach mit dir davonlaufen.«
Ich wusste genau, was sie meinte.
» Ich habe so oft von dieser Chance auf Erlösung geträumt. Und jetzt, wo sie womöglich gekommen ist, werde ich das Gefühl nicht los, dass sie mich zerstören wird.«
Sie sah mich an.
» Was denkst du darüber?«
» Ich werde nicht zulassen, dass sie dich zerstört«, sagte ich.
Sie lächelte traurig. » Meinst du, das steht in deiner Macht?«
Sie hatte natürlich recht, aber manchmal sage ich einfach so dumme Sachen. » Was hast du jetzt vor?«
» Ich will wissen, was an dem Abend wirklich passiert ist.«
» Okay.«
» Du musst mir dabei nicht helfen«, sagte sie.
» Doch, das muss ich«, sagte ich, » besonders seit gestern Nacht.«
» Auch wieder wahr.«
» Und was machen wir jetzt als Nächstes?«, fragte ich.
» Ich hab gerade mit Karen telefoniert. Ich hab ihr gesagt, es wird Zeit, dass sie mir erzählt, was damals wirklich passiert ist.«
» Wie hat sie reagiert?«
» Sie war einverstanden. Wir treffen uns in einer Stunde.«
» Soll ich mitkommen?«
Sie schüttelte den Kopf. » Dieses Mal müssen wir das unter uns besprechen.«
» Okay.«
Wir saßen da, tranken unseren Kaffee und wollten uns weder von der Stelle rühren noch reden oder sonst irgendetwas tun.
Terese brach dann das Schweigen. » Einer von uns müsste noch sagen: › Was die letzte Nacht betrifft‹.«
» Das überlasse ich dir.«
» Die war ziemlich unglaublich fantastisch.«
Ich lächelte. » Yeah. Ich hab gleich gewusst, dass ich das dir überlassen sollte.«
Sie stand auf. Ich betrachtete sie. Sie trug nur den Bademantel. Ladys, vergesst eure Rüschen- und Spitzenunterwäsche, eure Straps-Bustiers, eure Reizwäsche von Victoria’s Secret oder Frederick’s of Hollywood, eure Tangas, eure Strings, eure Seidenstrümpfe, eure Petticoats und Babydolls. Ich ziehe jederzeit eine schöne Frau in einem Hotel-Frotteebademantel vor.
» Ich geh duschen«, sagte sie.
» Ist das eine Einladung?«
» Nein.«
» Oh.«
» Dafür haben wir keine Zeit.«
» Ich kann auch ziemlich schnell sein.«
» Schon klar, aber dann bist du nicht gut.«
» Autsch.«
Sie beugte sich zu mir herunter und küsste mich sanft auf den Mund. » Danke«, sagte sie.
Ich wollte eine dumme Bemerkung machen– etwas wie » Sagen Sie es all Ihren Freunden« oder » wieder eine zufriedene Kundin« seufzen, aber etwas in ihrer Stimme hielt mich davon ab. Etwas in ihrer Stimme überwältigte mich und brannte sich in mein Herz. Schweigend drückte ich ihre Hand, und dann schaute ich ihr nach.
21
Win sah mich lange an und sagte dann: » Hast du’s ihr endlich besorgt?«
Ich wollte widersprechen, aber wieso eigentlich? » Jau.«
» Details, bitte«, sagte er.
» Ein Gentleman schweigt und genießt.«
Er gab sich niedergeschlagen. » Aber du weißt doch, dass ich ganz versessen auf Details bin.«
» Und du weißt, dass ich sie dir nie erzähle.«
» Früher hast du mich noch zugucken lassen. Als du an der Uni mit Emily gegangen bist, hast du mir erlaubt, durchs Fenster zu gucken.«
» Ich hab dir das nicht erlaubt. Du hast es einfach getan. Und wenn ich die Jalousie repariert habe, hast du sie einfach wieder kaputt gemacht. Du bist ein Schwein, weißt du das?«
» Manche Leute würden mich als Menschen bezeichnen, der Interesse an seinen Freunden zeigt.«
» Die meisten würden dich jedoch als Schwein bezeichnen.«
Win zuckte die Achseln. » Liebt mich für meine vielen Fehler.«
» Also, wo stehen wir jetzt?«, fragte ich.
» Uns beiden wird es besorgt.«
» Abgesehen davon.«
» Ich hätte da eine Idee«, sagte Win.
» Und die wäre?«
» Vielleicht gibt es eine einfachere Erklärung dafür, dass das Blut von dem toten Mädchen am Tatort gefunden wurde. Die Leute von › Save the Angels‹ beschäftigen sich doch unter anderem mit Stammzellenforschung, richtig?«
» In gewisser Weise wohl schon. Soweit ich weiß, sind sie dagegen.«
» Und Rick Collins könnte, wie wir wissen, erfahren haben, dass er an der Huntington-Krankheit leidet. Sein Vater hatte sie jedenfalls.«
» Und weiter?«
» Viele Leute bewahren heutzutage das Nabelschnurblut ihrer neugeborenen Babys auf– sie lassen es einfrieren, damit sie für die Zukunft gerüstet sind oder so. Nabelschnurblut ist voller Stammzellen, und die Leute hoffen darauf, dass diese Stammzellen dem Kind wenn nötig das Leben retten können– oder auch ihr
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