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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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identifizieren«, sagte Win.
    Ich überlegte weiter. » Aber wenn er vom Mossad war, muss es der Typ, den ich erschossen habe, eigentlich auch gewesen sein.«
    Win dachte darüber nach. » Wir wissen noch nicht genug. Lass uns mit Zorra reden und abwarten, ob sie was rauskriegt.«
    Wir hörten ein Ächzen, Kratzen und Stampfen von unten, dann sagte eine Stimme: » Er ist auf.«
    Wir sahen nach unten. Im Licht der Taschenlampe sahen wir, wie zwei Hände den Deckel anhoben. Die Männer stöhnten vor Anstrengung. Der Sarg schien eine normale Größe zu haben. Das überraschte mich. Bei einem siebenjährigen Kind hatte ich mit einem kleineren gerechnet. Aber genau darum ging es hier doch, oder? Vielleicht kam mir das auch deshalb nicht makaber vor– weil ich nicht davon ausging, dass im Sarg das Skelett einer Siebenjährigen lag.
    Ich wollte nicht mehr hinsehen, also trat ich ein paar Schritte zurück. Ich war nur hier, um ein Auge darauf zu werfen, damit wir ganz sicher waren, dass die Probe tatsächlich aus dem Grab stammte. Die ganze Sache war so schon verrückt genug, daher sollte alles– einschließlich dieses Tests– hundertprozentig wasserdicht sein. Wenn das Ergebnis negativ ausfiel, wollte ich nicht, dass irgendjemand sagte: » Aber woher wissen Sie denn, dass die Probe aus dem richtigen Grab stammt?« oder » Vielleicht haben sie nur behauptet, dass sie es ausgegraben haben, tatsächlich aber eine andere Gewebeprobe genommen.« Ich wollte so viele Unsicherheitsfaktoren wie irgend möglich ausschließen.
    » Der Sarg ist jetzt offen«, sagte einer der Totengräber von unten.
    Win sah hinunter. Eine andere Stimme flüsterte unten im Loch: » Herrgott im Himmel.«
    Dann war es still.
    » Was ist?«, fragte ich.
    » Ein Skelett«, sagte Win, der immer noch hinunterspähte. » Klein. Vermutlich von einem Kind.«
    Alle standen wie versteinert da.
    » Entnehmen Sie eine Probe«, sagte Win.
    Einer der Totengräber fragte: » Was für eine?«
    » Einen Knochen. Und etwas Gewebe, wenn Sie etwas finden. Stecken Sie beides in Plastikbeutel, und verschließen Sie die.«
    Es war ein Kindergrab. Damit hatte ich wohl tatsächlich nicht gerechnet. Ich sah Win an. » Kann es sein, dass wir uns irren?«
    Win zuckte die Achseln. » Die DNA lügt nicht.«
    » Und wenn das nicht Miriam Collins ist, wessen Skelett ist es dann?«
    » Es gibt«, sagte Win, » noch diverse andere Möglichkeiten.«
    » Zum Beispiel?«
    » Ich habe meine Leute ein paar Ermittlungen anstellen lassen. Ungefähr zeitgleich mit dem Autounfall ist ein kleines Mädchen aus Brentwood verschwunden. Die Leute waren sich sicher, dass der Vater sie ermordet hatte, die Leiche wurde jedoch nie gefunden. Der Vater ist bis heute auf freiem Fuß.«
    Ich dachte an das, was Win vorher gesagt hatte. » Du hast recht. Wir greifen einfach zu weit vor.«
    Win sagte nichts.
    Ich sah wieder ins Loch hinunter. Ein Mann mit schmutzigem Gesicht reichte einen Plastikbeutel hinauf. » Das können Sie behalten. Viel Glück damit und fahren Sie zur Hölle.«
    Win und ich gingen und trugen den brüchigen Knochen eines Kindes bei uns, das wir mitten in der Nacht aus seiner Totenruhe gerissen hatten.

20
    Um zwei Uhr morgens kamen wir wieder im Claridge’s an. Win zog sich sofort zurück, weil er » ein bisschen Zeit mit Mia verbringen« wollte. Ich duschte ausgiebig. Als ich einen Blick in die Minibar des Zimmers warf, huschte ein kurzes Lächeln über mein Gesicht. Sie war randvoll mit Yoo-hoo-Schokodrinks. Dieser Win.
    Ich trank eine Flasche und wartete auf den Zuckerflash. Dann stellte ich den Fernseher an und zappte unablässig herum, weil echte Männer das so machen. Lauter amerikanische Serien aus dem letzten Jahr. Tereses Tür war geschlossen, ich bezweifelte aber, dass sie schlief. Ich setzte mich aufrecht hin und atmete ein paar Mal tief durch.
    Es war zwei Uhr nachts. Also acht Uhr abends in New York. Fünf Uhr nachmittags in Scottsdale, Arizona.
    Ich sah mein Handy an. Ich dachte an Ali, Erin und Jack in Arizona. Ich wusste nicht viel über Arizona. Da war doch nur Wüste, oder? Wer wollte denn schon in der Wüste leben?
    Ich wählte Alis Handynummer. Es klingelte drei Mal, bis sie sich mit einem argwöhnischen » Hallo?« meldete.
    » Hey«, sagte ich.
    » Deine Nummer war nicht im Display«, sagte Ali.
    » Ich habe ein anderes Handy, bin aber immer noch unter der gleichen Nummer erreichbar.«
    Schweigen.
    Ali fragte: » Wo bist du?«
    » In London.«
    » London? Das

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