Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost
eigenes. Vielleicht hat Rick das Nabelschnurblut seiner Tochter einfrieren lassen. Und als er dann erfahren hat, dass er an Huntington-Chorea leidet, hat er es geholt, um sich behandeln zu lassen.«
» Mit Stammzellen kann man Huntington behandeln?«
» Bisher noch nicht, nein.«
» Du meinst also, er hatte gefrorenes Nabelschnurblut bei sich, als er ermordet wurde, und wie ging’s dann weiter? Es ist da einfach aufgetaut?«
Win zuckte die Achseln. » Erscheint dir die Annahme plausibler, dass Miriam Collins die ganze Zeit am Leben war?«
» Und das blonde Haar?«
» Es gibt eine Menge Blondinen auf dieser Welt. Die junge Frau, die du gesehen hast, könnte eine von den anderen gewesen sein.«
Ich dachte darüber nach. » Was die Ermordung von Rick Collins angeht, bringt uns das aber auch nicht weiter.«
» Das ist wahr.«
» Ich glaube immer noch, dass der Ausgangspunkt dieser ganzen Geschichte, so mysteriös sie uns jetzt auch erscheint, der Autounfall vor zehn Jahren war. Wir wissen auch, dass Nigel Manderson gelogen hat.«
» Stimmt«, sagte Win.
» Und Karen Tower verheimlicht uns auch irgendetwas.«
» Was ist mit diesem Mario?«
» Was soll mit ihm sein?«
» Verheimlicht er auch etwas?«
Ich überlegte. » Möglich. Ich treffe mich heute Morgen mit ihm. Wir wollen Ricks Arbeitsunterlagen durchsehen. Dann versuch ich nochmal, ob ich was aus ihm rauskriege.«
» Dann wären da noch die Israelis– vielleicht vom Mossad–, die dich beschattet haben. Ich habe Zorra angerufen. Sie checkt das bei ihren Quellen.«
» Gut.«
» Und außerdem wäre da noch deine versuchte Entführung in Paris und das Fahndungsfoto, das bei Interpol die Alarmglocken bis in die Chefetagen hinauf zum Läuten gebracht hat.«
» Wie ist dein Besuch bei Interpol eigentlich gelaufen?«
» Sie haben ihre Fragen gestellt, ich habe ihnen meine Geschichte erzählt.«
» Eins begreif ich allerdings nicht«, sagte ich. » Warum haben sie mich noch nicht einbestellt?«
Win lächelte. » Du weißt doch ganz genau warum.«
» Sie beschatten mich.«
» Korrekt.«
» Siehst du sie?«
» Schwarzer Wagen rechts an der Ecke.«
» Und der Mossad beschattet mich wahrscheinlich auch.«
» Du bist ein sehr gefragter Mann.«
» Das liegt daran, dass ich so gut zuhören kann. Es gefällt den Leuten, wenn man gut zuhören kann.«
» In der Tat.«
» Außerdem bin ich auf Partys immer eine Stimmungskanone.«
» Und ein fantastischer Tänzer. Was sollen wir mit den Verfolgern machen?«
» Es wäre mir am liebsten, wenn ich sie für den Rest des Tages abschütteln könnte.«
» Kein Problem.«
*
Einen Verfolger loszuwerden ist ziemlich einfach. In diesem Fall besorgte Win uns einen Wagen mit getönten Scheiben. Wir fuhren in eine Tiefgarage mit mehreren Ausfahrten. Der Wagen fuhr wieder heraus. Zwei weitere Wagen folgten ihm. Ich stieg in einen, Win in den anderen.
Terese war bei Karen. Ich war unterwegs zu Mario Contuzzi.
Zwanzig Minuten später klingelte ich bei Contuzzi an der Tür. Niemand öffnete. Ich sah auf die Uhr. Ich war etwa fünf Minuten zu früh. Ich dachte über den Fall nach und überlegte, warum die Leute von Interpol wegen des Fahndungsfotos durchgedreht waren.
Wer war der Mann, der mich in Paris mit einer Pistole bedroht hatte?
Ich hatte sämtliche cleveren und aberwitzigen Möglichkeiten ausprobiert, um herauszukriegen, wer der Mann war. Aber wo ich gerade ein paar Minuten Zeit hatte, konnte ich es ja einfach mal auf direktem Wege probieren.
Ich rief Berleands Privatnummer an.
Nach dem zweiten Klingeln meldete sich jemand auf Französisch.
» Könnte ich bitte Capitaine Berleand sprechen?«
» Er ist im Urlaub. Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
Urlaub? Ich versuchte mir vorzustellen, wie Berleand in Cannes am Strand lag und seine Freizeit genoss, doch das wollte mir nicht recht gelingen. » Ich muss ihn unbedingt sprechen.«
» Darf ich fragen, mit wem ich es zu tun habe?«
Es brachte nichts, das zu verheimlichen. » Myron Bolitar.«
» Tut mir leid. Er ist im Urlaub.«
» Wären Sie so freundlich, Kontakt mit ihm aufzunehmen und ihn zu bitten, Myron Bolitar anzurufen? Es ist dringend.«
» Einen Moment bitte.«
Ich wartete.
Kurz darauf meldete sich eine andere Stimme– in perfektem… äh… Amerikanisch und etwas barsch: » Kann ich Ihnen helfen?«
» Ich glaube nicht. Ich würde gern mit Capitaine Berleand sprechen.«
» Sie können mit mir sprechen, Mr. Bolitar.«
» Sie klingen aber
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