Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
Vom Netzwerk:
nichts.
    » Also«, sagte ich, » bevor wir jetzt lange darum herumreden: Was bedeutet das für uns beide?«
    » Willst du nach Scottsdale ziehen?«, fragte sie.
    Ich zögerte.
    Sie legte mir die Hand auf den Arm. » Sieh mich an.«
    Das tat ich. Und dann sagte sie etwas, mit dem ich niemals gerechnet hatte.
    » Unsere Beziehung ist doch nichts für die Ewigkeit, Myron. Das wissen wir doch beide.«
    Eine Gruppe Kinder eilte an uns vorbei. Eins berührte mich und sagte doch tatsächlich: » Entschuldigung.« Ein Schiedsrichter pfiff. Eine Sirene ertönte.
    » Mom?«
    Jack, gesegnet sei sein kleines Herz, kam um die Ecke. Ali und ich fingen uns und lächelten ihm zu. Er erwiderte das Lächeln nicht. Normalerweise kam Jack fröhlich wie ein neugeborener Welpe auf uns zu und klatschte uns gut gelaunt ab– ganz egal, wie schlecht er gespielt hatte. Das war Teil seines Charmes. Heute war das anders.
    » Hey, alter Junge«, sagte ich, weil ich eigentlich keine Ahnung hatte, was ich sagen sollte. Ich hatte oft mitgekriegt, wie Leute in ähnlichen Situationen » Gutes Spiel« sagten, aber die Kids wussten, dass es eine Lüge war, fühlten sich nicht ernst genommen, und das machte das Ganze dann nur noch schlimmer.
    Jack lief auf mich zu, schlang die Arme um meinen Bauch, lehnte seinen Kopf an meine Brust und fing an zu schluchzen. Wieder brach mir das Herz. Ich blieb einfach stehen und legte ihm eine Hand auf den Hinterkopf. Ali sah mich an. Ihr Gesichtsausdruck gefiel mir überhaupt nicht.
    » Ist ein harter Tag gewesen«, sagte ich. » Haben wir alle mal. Lass es dir nicht zu Herzen gehen, okay? Du hast dein Bestes gegeben, mehr kannst du nicht machen.« Dann fügte ich noch etwas hinzu, das der Junge nicht verstehen würde, obwohl es hundertprozentig der Wahrheit entsprach. » Eigentlich sind diese Spiele auch gar nicht so wichtig.«
    Ali legte ihrem Sohn eine Hand auf die Schulter. Er ließ mich los, drehte sich zu ihr um und lehnte sich an sie. Wir blieben ungefähr eine Minute so stehen, bis er sich etwas beruhigt hatte. Dann klatschte ich in die Hände und rang mir ein Lächeln ab.
    » Hat jemand Lust auf ein Eis?«
    Jack war sofort wieder da. » Ich!«
    » Heute nicht«, sagte Ali. » Wir müssen packen und uns fertig machen.«
    Jack runzelte die Stirn.
    » Vielleicht ein andermal.«
    Ich erwartete, dass Jack ein lautes » Ach, Mom« von sich gab, aber vielleicht hatte er auch etwas aus ihrem Tonfall herausgehört. Er legte den Kopf schräg und drehte sich, ohne ein weiteres Wort zu sagen, wieder zu mir um. Wir klopften die Fingerknöchel der Fäuste leicht gegeneinander– auf die Art begrüßten und verabschiedeten wir uns–, und Jack machte sich auf den Weg zum Ausgang.
    Mit einer Geste forderte Ali mich auf, nach rechts zu gucken. Als ich das tat, sah ich Coach Bobby. » Wag es nicht, dich mit ihm zu prügeln«, sagte sie.
    » Er hat doch angefangen.«
    » Der Klügere gibt nach.«
    » In Filmen vielleicht. An Orten mit Zauberpulver, Osterhasen und hübschen Feen. Aber im wahren Leben wird ein Mann, der nachgibt, als gewaltiger Schlappschwanz angesehen.«
    » Dann tu’s für mich, okay? Oder für Jack. Fahr heute Abend nicht zu der Bar. Versprich es mir.«
    » Er hat gesagt, wenn ich nicht komme, will er mich suchen und sich mir vorknöpfen, oder so was.«
    » Er ist ein Großmaul. Versprich’s mir.«
    Sie zwang mich, ihr in die Augen zu sehen.
    Ich zögerte, aber nicht lange. » Okay, versprochen. Ich fahr da nicht hin.«
    Sie wandte sich ab und wollte gehen. Ohne Kuss oder auch nur ein kleines Küsschen auf die Wange.
    » Ali?«
    » Was ist?«
    Der Flur kam mir plötzlich sehr leer vor.
    » Trennen wir uns?«
    » Willst du nach Scottsdale ziehen?«
    » Willst du darauf jetzt sofort eine Antwort haben?«
    » Nein. Aber ich kenne die Antwort schon. Genau wie du.«

3
    Ich weiß nicht, wie lange ich da noch stand. Wahrscheinlich nur ein oder zwei Minuten. Dann ging ich in Richtung Wagen. Draußen war es grau und nieselte. Ich blieb einen Moment stehen, schloss die Augen und blickte zum Himmel. Ich dachte an Ali. Ich dachte an Terese im Nobelhotel in Paris.
    Dann senkte ich den Kopf und ging weiter– aber schon nach ein paar Schritten sah ich Coach Bobby und seine Kumpane in einem Ford Expedition.
    Seufz.
    Sie waren alle da: Assistenztrainer Pat am Lenkrad, Coach Bobby auf dem Beifahrersitz und die beiden Fleischklöpse im Fond. Ich griff nach meinem Handy und drückte auf die Kurzwahltaste Nummer eins. Win

Weitere Kostenlose Bücher