Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
Vom Netzwerk:
meldete sich nach dem ersten Klingeln.
    » Ich höre«, sagte Win.
    So meldete er sich immer am Telefon, selbst wenn er im Display deutlich sah, dass ich anrief, und– bevor Sie weiterfragen– ja, es nervt.
    » Wäre gut, wenn du eben zurückkommst«, sagte ich.
    » Oh«, sagte Win, und seine Stimme klang so glücklich wie die eines kleinen Kinds bei der Bescherung. » Wunderbar.«
    » Ich bin gleich um die Ecke. Ich habe schon damit gerechnet, dass sich das so entwickeln könnte.«
    » Erschieß niemanden«, sagte ich.
    » Ja, Mama.«
    Mein Wagen stand ziemlich weit hinten auf dem Parkplatz. Der Ford folgte mir langsam. Der Nieselregen wurde stärker. Ich fragte mich, was sie vorhatten– zweifelsohne etwas unglaublich Idiotisches und Machohaftes–, und beschloss, einfach abzuwarten und die Dinge auf mich zukommen zu lassen.
    Wins Jaguar erschien in der Ferne und hielt an. Ich fahre einen Ford Taurus, den ich auch meine Aufreißerkiste nenne. Win hasst mein Auto. Er setzt sich nicht hinein. Ich zog den Schlüssel aus der Tasche und drückte drauf. Der Wagen piepte kurz und entriegelte die Türen. Ich stieg ein. Dann kam der ausgefeilte Schachzug des Expedition. Er raste los, hielt direkt hinter dem Taurus und blockierte mir so den Weg. Coach Bobby sprang als Erster aus dem Wagen und streichelte seinen Unterlippenbart. Seine zwei Kumpel vom Rücksitz taten es ihm nach.
    Ich seufzte und beobachtete im Rückspiegel, wie die drei Männer auf mich zukamen.
    » Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte ich.
    » Hab gehört, wie Ihre Freundin Sie weichgeklopft hat«, sagte er.
    » Heimliches Lauschen gilt zumindest als unhöflich, Coach Bobby.«
    » Ich dachte mir, vielleicht überlegen Sie sich das doch anders und kommen nicht. Und da fand ich’s besser, das direkt zu erledigen. Gleich hier.«
    Coach Bobby beugte sich zu mir herunter.
    » Falls Sie nicht zu feige sind.«
    Ich sagte: » Hatten Sie Thunfisch zu Mittag?«
    Wins Jaguar hielt neben dem Ford. Coach Bobby trat zurück und kniff die Augen zusammen. Win stieg aus. Die vier Männer sahen ihn stirnrunzelnd an.
    » Was will der denn hier?«
    Win lächelte und hob eine Hand, als wäre er gerade in einer Talkshow vom Moderator vorgestellt worden und wollte sich für den Applaus bedanken. » Schön, dass ich hier sein darf«, sagte er. » Herzlichen Dank.«
    » Das ist ein Freund von mir«, sagte ich. » Damit das Kräfteverhältnis halbwegs ausgeglichen ist.«
    » Und der soll’s dann bringen?« Bobby lachte. Sein Chor stimmte ein. » Aber klar doch.«
    Ich stieg aus. Win trat etwas näher an die drei Typen heran.
    Coach Bobby sagte: » Sie kriegen einen Tritt in den Hintern von mir.«
    Ich zuckte die Achseln: » Nur zu!«
    » Hier sind zu viele Leute. Da hinten im Wald ist eine Lichtung. Direkt hinter dem Sportplatz«, sagte er und zeigte die Richtung. » Da sind wir ungestört.«
    Win fragte: » Ach, könnten Sie uns vielleicht noch sagen, woher Sie diese Lichtung kennen?«
    » Ich bin hier zur Schule gegangen. Hab damals ziemlich vielen Leuten in den Arsch getreten.« Er streckte tatsächlich die Brust heraus, als er fortfuhr: » Außerdem war ich Captain des Football-Teams.«
    » Wow«, sagte Win absolut ausdruckslos. » Kann ich in Ihrer Mannschaftsjacke auf den Abschlussball gehen?«
    Coach Bobby deutete mit einem fleischigen Finger auf Win. » Sie können damit Ihr Blut aufwischen, wenn Sie nicht den Mund halten.«
    Win gab sich große Mühe, sich seine Vorfreude nicht anmerken zu lassen.
    Ich dachte an das Versprechen, das ich Ali gegeben hatte. » Wir sind zwei vernünftige erwachsene Männer«, sagte ich. Bei jedem Wort hatte ich das Gefühl, ich würde Glassplitter ausspucken. » Wir sollten es eigentlich nicht mehr nötig haben, uns zu raufen, finden Sie nicht auch?«
    Ich sah Win an, der hinter ihm stand. Win runzelte die Stirn. » Hast du wirklich › raufen‹ gesagt?«
    Coach Bobby trat näher an mich heran und fragte: » Sind Sie zu feige?«
    Wieder kam er mit der Feigheit.
    Aber ich war der Klügere– und der Klügere gab nach. Natürlich, oder?
    » Ja«, sagte ich. » Ja, ich bin ein Feigling. Sind Sie jetzt zufrieden?«
    » Habt ihr das gehört, Jungs? Er ist ein Feigling.«
    Ich wand mich, blieb aber stark. Oder schwach– je nach Sichtweise. Tja, der Klügere. Das war jetzt also ich.
    Ich glaube, ich hatte Win noch nie so niedergeschlagen gesehen.
    » Könnten Sie jetzt Ihren Wagen zur Seite fahren, damit ich rauskann?«, fragte ich.
    »

Weitere Kostenlose Bücher