Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost
Okay«, sagte Coach Bobby, » aber ich habe Sie gewarnt.«
» Was meinen Sie damit?«
Er war wieder ganz nah an mich herangetreten. » Also gut, Sie wollen nicht kämpfen. Aber auf Ihren Jungen da draußen ist die Jagdsaison hiermit eröffnet.«
Ich hörte das Rauschen des Bluts in meinen Ohren.
» Was meinen Sie damit?«
» Dieser Spasti, der in den falschen Korb geworfen hat. Wir werden ihn uns für den Rest der Saison vornehmen. Sobald sich eine Gelegenheit findet, eine fiese Bemerkung zu machen, werden wir die nutzen. Und wenn wir die Chance haben, ihn so richtig runterzuputzen, dann machen wir das auch.«
Ich war sprachlos, weiß aber nicht genau, ob ich mit offenem Mund dastand. Ich sah Win an, um mich zu versichern, dass ich mich nicht verhört hatte. Win wirkte absolut nicht mehr niedergeschlagen. Er rieb sich die Hände.
Ich wandte mich wieder an Coach Bobby. » Ist das Ihr Ernst?«
» So ernst wie ein Herzanfall.«
Ich dachte noch einmal darüber nach, was ich Ali genau versprochen hatte, und suchte nach einem Schlupfloch. Nach der schweren Knieverletzung, die meiner Karriere als Basketballspieler ein Ende gesetzt hatte, hatte ich der Welt beweisen müssen, dass es mir wunderbar ging, und schönen Dank auch. Also hatte ich Jura studiert– und zwar in Harvard. Universalgenie Myron Bolitar: Sportgelehrter und absolut überqualifizierter, dabei jederzeit cooler Rechtsanwalt. Ich war Jurist. Und als Jurist war man gut darin, Schlupflöcher zu finden.
Was genau hatte ich ihr noch versprochen? Ich überlegte, was Ali gesagt hatte: » Fahr heute Abend nicht zu der Bar. Versprich es mir.«
Tja, ich war nicht bei der Bar, oder? Ich war im Wald hinter der Highschool. Ich setzte mich zwar über den Sinn des Versprechens hinweg, nicht aber über den Wortlaut. Und genau darum ging es jetzt.
» Also los«, sagte ich.
Wir gingen zu sechst auf den Wald zu. Win hüpfte fast vor Freude. Nachdem wir dann ungefähr zwanzig Meter durch den Wald gegangen waren, kamen wir auf eine Lichtung. Der Boden lag voller Zigarettenkippen und Bierdosen. Highschool. Das wird sich wohl nie ändern.
Coach Bobby ging weiter, blieb dann in der Mitte der Lichtung stehen und drehte sich um. Er hob den rechten Arm und winkte mich zu sich. Ich ging hin.
» Gentlemen«, sagte Win, » ich muss Sie bitten, mir für einen kurzen Moment Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, bevor wir uns wieder ganz den beiden Herren in der Mitte widmen.«
Alle sahen ihn an. Win stand mit Assistenztrainer Pat und den beiden Schränken vor einem Ahornbaum.
» Es wäre ein nahezu unverzeihliches Versäumnis«, fuhr Win fort, » würde ich Ihnen diesen bedeutsamen Hinweis vorenthalten.«
» Was faseln Sie denn da?«, knurrte Coach Bobby.
» Sie betrifft das gar nicht. Dieser Hinweis richtet sich ausschließlich an Ihre drei Compagnons.« Wins Blick schweifte über die drei Gesichter. » Sie könnten sich unter Umständen gehalten sehen, zu Gunsten Coach Bobbys einzugreifen. Das würde sich allerdings sofort als riesengroßer Fehler erweisen. Der Erste von Ihnen, der auch nur einen einzigen Schritt in Richtung der Kämpfer macht, wird im Krankenhaus landen. Beachten Sie bitte, dass ich nicht sagte, er würde aufgehalten, verletzt oder verwundet werden. Meine Aussage lautete, er wird im Krankenhaus landen.«
Alle sahen ihn an.
» Das war’s. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.« Er wandte sich wieder an Coach Bobby und mich. » Nach dieser kurzen Unterbrechung können wir jetzt wie vorgesehen mit ihrer Rauferei fortfahren.«
Coach Bobby sah mich an. » Tickt der Typ noch ganz sauber?«
Aber ich war in einem Rausch, und zwar keinem sehr angenehmen. Ich kochte vor Wut. Bei einem Kampf war das nicht gut. Man musste cool bleiben, den Puls beruhigen und darauf achten, dass das Adrenalin einen nicht lähmte.
Bobby blickte mich an, und zum ersten Mal sah ich Zweifel in seinen Augen. Aber ich erinnerte mich wieder daran, wie er gelacht hatte, als er auf den falschen Korb gedeutet und gesagt hatte:
» Hey, Junge, kannst du das gleich nochmal machen?«
Ich atmete tief durch.
Coach Bobby hob die Fäuste wie ein Boxer. Ich tat es ihm nach, stand aber viel lockerer. Ich hatte die Knie gebeugt und wippte etwas auf und ab. Bobby war sehr groß und kräftig, der härteste Bursche der Gegend, und wusste, wie man seine Gegner unter Druck setzte. Aber die Sache hier war ein paar Nummern zu groß für ihn.
Ein paar kurze Fakten zum Kämpfen. Erstens, die
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