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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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den Schacht.
    Auf dem Boden der Höhle blieben sie erschöpft liegen.
    Aber Eric trug die Verantwortung als Anführer und Gatte. Er stützte sich auf und schnitt Rachel von Roy und Roy vom Haken los. Dann wandte er sich an seine Gefährtin.
    Ihr Aussehen ängstigte ihn. Sie atmete kaum noch, und ihr Körper war stark unterkühlt. Obwohl ihm selbst die Zähne klapperten, begann er sie fest zu massieren. »Rachel!« rief er verzweifelt, »Rachel, mein Liebes!«
    Plötzlich schlug sie die Augen auf. »Hallo, Schatz«, sagte sie leise und holte zum erstenmal richtig Luft. Die Atmung verbesserte sich, und sie lächelte. »Hallo!« Diesmal klang ihre Stimme schon kräftiger. »Wir haben es geschafft!«
    »Geschafft!« bekräftigte Eric selig und umarmte und küßte sie, bis wieder Farbe in ihre Wangen kam.
    »Wir sind aus den Kanälen auferstanden und gesund und wohlauf«, sagte Roy ungläubig.
    »Und haben keine Ahnung, wo wir uns befinden«, erinnerte Eric ihn.
     

 
23.
     
    Eric erwachte und überlegte in Ruhe, ehe er die anderen weckte. Er streichelte seine Frau, die den Kopf auf seine rechte Schulter gebettet hatte und die Lippen zärtlich auf seine Brust drückte. Sie sah noch immer sehr erschöpft aus. Er beschloß, einen Ruhetag einzuschalten.
    Sobald sie erwacht war, wollte sie davon nichts wissen. »Ich weiß, du befürchtest eine Fehlgeburt, mein Herz, aber wenn ich den gestrigen Tag überstanden habe, ist keine Gefahr mehr.«
    »Aber uns steht ein tagelanger Fußmarsch bevor.«
    »Ein Grund mehr, gleich aufzubrechen. Für viele Tage reicht unsere Verpflegung nämlich nicht.«
    Roy gab Rachel recht. »Wir müssen mit vielen Umwegen rechnen, Eric. Du hast selbst gesagt, daß du nicht weißt, wo wir sind. Und wohin wir wollen, wissen wir noch weniger. Ich schlage vor, wir machen uns gleich auf den Weg.«
    Eric sah das ein. Trotzdem versuchte er, noch etwas Zeit für Rachel zu gewinnen. Zuerst frühstückten sie, dann ließ er die Feldflaschen mit Frischwasser aus den Rohren füllen, die immer parallel zu den Kanälen verliefen, und schließlich verlangte er Rachels Karte, um den Weg zum Aaronvolk zu finden.
    Roy sah Eric ehrfürchtig über die Schulter und versuchte, das sonderbare Liniennetz zu verstehen. Kaum aber hörte er, daß ihr gegenwärtiger Standort nicht in der Karte eingezeichnet sei, verlor er jedes Interesse.
    »Immer dasselbe mit diesem Aaronvolk«, murmelte er. »Die gleichen Wichtigtuer wie die Ausländer. Sie haben die herrlichsten Eigenschaften, nur nützen sie nichts. Verdammte Maulhelden!«
    Eric hatte längst erkannt, daß ein Führer sich nicht auf einen Wortwechsel einlassen durfte, es sei denn, seine Autorität stünde auf dem Spiel. Außerdem mußte er plötzlich lächeln. Roys Widerborstigkeit bewies nur, daß er wieder in seiner gewohnten Umgebung war und sich als Krieger der Menschheit fühlte.
    »Los, Leute, dann wollen wir mal!« stieß er den alten Schlachtruf aus, der angeblich noch von den Vätern selbst stammte.
    Kurz darauf marschierten sie hintereinander durch den Laufgang. Eric machte den Anfang, Rachel nahmen sie in die Mitte. Seit gestern schätzte er die wohlige Wärme der Höhlen, die er bisher immer als selbstverständlich angesehen hatte. Jetzt wußte er, daß die Bestien diese Wärme brauchten und auch erzeugten. Aber sie war auch für einen Menschen ungemein angenehm. Langsam dämmerte ihm, daß die Bedürfnisse der Menschen und Bestien erstaunlich viele Parallelen aufwiesen.
    Bei jeder Abzweigung hielt er an und sah sich sichernd um. Vor dem Schlafengehen zog er die Karte zu Rate. Auch am nächsten Morgen nahm er sie wieder vor und prägte sich das Bild des Höhlennetzes ein, das irgendwo in weiter Ferne lag. Seine Gefährten verstanden ihn nicht.
    »Was willst du eigentlich finden, mein Herz?« fragte Rachel schließlich, als er sie nach angestrengter Überlegung in eine Abzweigung führte, den Kopf schüttelte und wieder zur Gabelung zurückging.
    »Der Boden müßte sich irgendwo senken«, erklärte er. »Deine Leute hausen in den untersten Höhlen. Sooft Walter der Waffenforscher oder Arthur der Organisator vom Aaronvolk sprachen, sagten sie, sie seien zu ihnen hinuntergegangen. Niemals hinüber, wie zu Nachbarstämmen, und nie hinauf, wie zu uns, sondern stets hinunter. Das ist mein einziger Anhaltspunkt. Um die untersten Höhlen zu finden, brauche ich einen abschüssigen Boden.«
    »Und dann?« fragte sie ihn. »Selbst wenn wir die Höhe der Aaronhöhlen

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