Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
Vom Netzwerk:
gestatten. Daran hatte Roy im letzten Augenblick gedacht.
    Sein Schrei stürzte sie beinahe ins Verderben.
    Das grüne Seil schnellte ihnen in den Abfluß nach. Eric reckte den Kopf hoch. Im rasch abnehmenden Licht wurden die rosigen Fühler der Bestie sichtbar. Das Seilende baumelte etwa mannshoch über ihren Köpfen. Er sah es dünner und kleiner werden und gierig nach ihrem Fleisch zucken, während sie in die Tiefe rasten.
    Etwas versetzte ihnen einen Schlag, daß ihnen die Luft wegblieb. Das Wasser, begriff Eric, sobald er seine fünf Sinne wieder beisammen hatte. Sie waren auf dem Wasser aufgeschlagen.
    Instinktiv hielt er die Luft an und umklammerte Rachel noch fester. Er fühlte, daß sie sich an Roy festhielt, während sie tiefer und tiefer in der kalten Nässe versanken. Zumindest waren sie noch beisammen.
    Soweit hatten seine Berechnungen also gestimmt. Jetzt hing alles von den Ballons ab, die er entworfen hatte. Jeder hatte sich in Schulterhöhe zwei Ballons umgeschnallt. Sie waren aus dem wasserdichten Stoff von Rachels Mantel angefertigt, mit Luft aufgeblasen und mit einem Haftband zugeklebt, das beim Aaronvolk zum Flicken von Kleidern verwendet wurde.
    »Aber ich weiß nicht, ob es lange Zeit dem Wasser und dem Druck standhalten wird«, hatte Rachel zu bedenken gegeben.
    »Dann werden wir es ausprobieren«, hatte er ihr gesagt. »Wir werden schon merken, was ein Klebeband wirklich wert ist. Unser Leben wird davon abhängen.«
    Ihr Leben hing aber noch von einigen anderen Umständen ab. Zum Beispiel, daß ihr Sturz sie bis in den Hauptkanal trug. Sonst setzte die Wirkung der Ballons zu früh ein und sie wurden hilflos in den Abfluß zurückgetrieben, wo die Bestie sie mühelos herausfischen konnte.
    Sie sanken immer noch, aber das Tempo hatte sich verlangsamt. Wann würden sie wieder atmen können? Ihr Sturz nahm kein Ende. Noch immer umgab sie nichts als Wasser. Langsam verlor Eric das Bewußtsein. Er grub die Finger fest in Rachels Arm. Die Brust zersprang ihm ...
    Plötzlich änderte sich die Beschaffenheit des Wassers – und auch die Richtung. Ein Strudel erfaßte sie und wirbelte sie pausenlos auf und ab – und endlich blieben sie oben.
    Sie waren in den Kanalrohren angelangt und aufgetaucht.
    Die Ballons hielten ihre Köpfe über Wasser. Ächzend holte Eric Luft. Er hörte, daß Rachel und Roy dasselbe taten. Die stinkende Luft im Bestienkanal war einfach herrlich!
    »Es hat geklappt!« keuchte Rachel nach kurzer Zeit. »Liebling, es hat geklappt!«
    Mit gutem Grund verschwieg er ihr, daß ihnen der dritte Teil seines Planes erst bevorstand. Scheiterten sie daran, dann war alles vergebens gewesen. Wo mündeten die Kanäle der Bestien? Rachel hatte ans Meer oder eine Müllverbrennungsanlage gedacht. Er wollte es lieber nicht wissen.
    »Alles in Ordnung, Roy?« rief Eric und hob vorsichtig das Kinn, um kein Wasser in den Mund zu bekommen.
    »Bestens!« schrie der Läufer über die gurgelnde Strömung zurück. »Und ich halte den Haken bereit. Du mußt mir sagen, wann.«
    Sie schwammen durch ein Rohr, das etwa eineinhalbmal so hoch wie eine durchschnittliche Höhle war. Die obere Wölbung des Rohres lag knapp eine Armlänge über ihren Köpfen.
    Eine Rohrklappe von unten zu öffnen, war bestimmt entsetzlich mühsam und anstrengend. Fanden sie aber nachher harten Boden über sich, mußten sie erschöpft und mutlos weiterschwimmen. Also war es am sichersten, den Versuch möglichst spät anzustellen. Sie mußten abwarten, bis sie sich ganz bestimmt unter den Wänden befanden.
    Andererseits war das Wasser grimmig kalt und als Höhlengeschöpfe, die nie das Freie gesehen hatten, waren sie die Kälte nicht gewöhnt. Außerdem ergoß sich aus den Mündungen der Nebenrohre immer mehr Schmutz und Wasser in den Hauptkanal. Dadurch stieg das Wasser und brachte sie ständig näher an die Rundung über ihren Köpfen heran, und die Strömung wurde reißender. Würde sich Roy gegen diesen Widerstand mit dem Enterhaken an einer Rohrklappe festhalten können? Gelang es ihm nicht, kamen sie nie aus dem Kanal.
    Nein, entschied Eric, am besten, sie versuchten es bei der nächsten Rohrklappe. Sie mußten sich auf ihr Glück verlassen, das ihnen bisher geholfen hatte.
    »Roy!« rief Eric und zeigte nach oben. »Siehst du das? Hier versuchen wir es.«
    Der Strahl aus der Glühlampe des Läufers heftete sich auf die Klappe im Rohrbogen, die knapp vor ihnen lag. »Ich sehe!« rief Roy. »Macht euch fertig. Los!«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher