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Von Ratlosen und Löwenherzen

Von Ratlosen und Löwenherzen

Titel: Von Ratlosen und Löwenherzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Art Kompromisslösung und machten ihn zum Lord Protector.
    Aber Richard of York sollte nicht lange Freude an seinem hübschen Titel haben. Inzwischen waren die Söhne seines Erzfeindes Somerset erwachsen geworden, und der neue Duke of Somerset – Henry Beaufort – sammelte Truppen in Pontefract, der stärksten der Lancaster-Festungen. York zog in seine nahe gelegene Burg Sandal Castle, um ein Auge auf Somerset zu haben.
    Als der Duke of York am 30. Dezember 1460 mit seinen Männern nach Wakefield ritt, um Proviant für seine Burgbesatzung aufzutreiben, lauerte Somerset ihm auf, und es kam zu einem dieser für die Rosenkriege so typischen Scharmützel: Es waren keine großen Armeen, sondern eher Häuflein, die daaufeinanderprallten. Es sah nicht nach viel aus und dauerte auch nicht lange. Aber der Ausgang war katastrophal: Richard of York fiel. Sein wichtigster Verbündeter, der Earl of Salisbury (natürlich ein Neville), wurde gefangen genommen und hingerichtet. Und Yorks siebzehnjähriger Sohn, Edmund of Rutland, wurde auf der Flucht niedergemetzelt.
    Die Rosenkriege waren ein bitterer und tragischer Konflikt, weil alle Kontrahenten mehr oder minder nah miteinander verwandt waren. Es waren immer Cousins, die einander auf den Schlachtfeldern begegneten. Doch mit der Ermordung des jungen Rutland nahm die Verbitterung dieses Krieges eine neue Qualität an. Niemand fühlte sich jetzt mehr so richtig an die Gepflogenheiten eines ehrenhaften Kampfes gebunden.
    Der junge Somerset ließ Salisburys, Rutlands und Yorks Köpfe über der Stadtmauer von York aufpflanzen und setzte Richard of York eine Papierkrone auf. Darüber schmunzelten die Lancastrianer: York hatte die Krone, nach der er so gegiert hatte, doch noch bekommen.
    Aber das Lachen sollte ihnen bald vergehen.
    Yorks ältester Sohn, Edward of March, und Salisburys ältester Sohn, Richard Neville (wie sonst?), der der Earl of Warwick war, übernahmen die Führung der yorkistischen Partei. Beide hatten bei Wakefield den Vater und einen Bruder verloren. Beide waren ehrgeizig und wollten diesen Krieg gewinnen. Warwick war ein gerissener Taktiker, Edward of March ein hervorragender Soldat – ein Ritter vom alten Schlage.
    Es wurde finster für Lancaster.
    Am 2. oder 3. Februar 1461 vernichtete Edward of March ein walisisch-lancastrianisches Heer unter der Führung von Jasper Tudor.
    Zwei Wochen später gewann Marguerite gegen eine yorkistische Truppe unter dem Earl of Warwick bei St. Albans.(Genau, das verschlafene Nest, wo die Rosenkriege angefangen hatten.) Bei der Gelegenheit erbeutete sie auch ihren königlichen Gemahl zurück, aber ansonsten nützte dieser Sieg ihr absolut gar nichts. Die Londoner schlugen ihr nämlich die Tore vor der Nase zu, weil sie Angst hatten, die grausame Königin werde ihre geliebte Stadt plündern lassen, und rollten stattdessen Edward of March den roten Teppich aus. Jubelnd säumten sie die Straßen, als er in die Stadt einzog. London hatte eben, wie gesagt, eine Schwäche für schöne junge Helden.
    Anfang März wurde Edward of March zum König von England ausgerufen.
    Doch vorerst war Edwards Anspruch auf die Krone erst einmal nicht viel mehr als eine leere Drohung, denn noch war die lancastrianische Armee nicht geschlagen. Aber das holte Edward am 29. März 1461 nach. Es war Palmsonntag, als die beiden Heere im dichten Schneetreiben bei Towton in Yorkshire aufeinandertrafen. An die vierzigtausend Soldaten insgesamt, schätzt man, und somit war es die größte Schlacht, die je auf englischem Boden geschlagen wurde.
    Als die Sonne unterging, lagen achtundzwanzigtausend Gefallene im Schnee, sechsundzwanzigtausend davon Lancastrianer.

Kapitel 6
1461 – 1485: Die York
    Am 28. Juni 1461 wurde Edward of March mit nicht einmal zwanzig Jahren zu Edward IV. von England gekrönt – der erste König aus dem Hause York.
    Die meisten Engländer waren erleichtert. Den einfachen Leuten war nämlich völlig egal, wie ihr König mit Nachnamen hieß. Sie wollten nur, dass nach 116 Jahren Krieg gegen Frankreich und den sich nahtlos anschließenden sechs Jahren Bürgerkrieg endlich mal Ruhe herrschte und niemand in ihre Dörfer kam, um ihre Scheunen zur Versorgung der Truppen zu plündern oder ihre Väter, Ehemänner und Söhne als Bogenschützen anzuwerben, die dann entweder gar nicht oder mit einem Arm, Bein oder Auge weniger nach Hause kamen.
    Und König Edward machte seine Sache hervorragend. Nach dem jämmerlichen Henry VI. (den seine Königin

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