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Von Ratlosen und Löwenherzen

Von Ratlosen und Löwenherzen

Titel: Von Ratlosen und Löwenherzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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englischen Geschichte. Keiner der sonst eigentlich ziemlich anständigen Männer, die daran beteiligt waren, hat Jeanne gegenüber auch nur einen Funken Anstand bewiesen.
    Und obendrein war auch noch alles umsonst. Der gefürchtete Heiligenkult begann praktisch am Tag ihrer Hinrichtung, und der gewünschte politische Effekt stellte sich nicht ein. Im Gegenteil. Die Lage der Engländer auf dem Kontinent wurde immer schwieriger, und John of Bedford zeigte deutliche Verschleißerscheinungen. Er hatte keine Lust mehr, diesen Krieg für seinen Neffen weiterzuführen. Das Parlament in England bewilligte ihm keine Steuern mehr dafür, denn die Lords und Commons meinten, der Krieg müsse doch wohl mit den Einkünftenaus den eroberten Gebieten in Frankreich zu bezahlen sein. Da die aber großteils verwüstet waren, war das nicht der Fall, und der Herzog von Burgund, dem der Spaß allmählich auch zu teuer wurde und der Geld aus England für seine Bemühungen verlangte, wurde langsam, aber sicher ziemlich grantig.
    Als Kardinal Beaufort dem kleinen Henry am 16. Dezember 1431 endlich in Notre Dame in Paris seine Zweitkrone aufs Haupt setzte, blieb der Herzog von Burgund den Krönungsfeierlichkeiten fern. Das war mehr als nur ein schlechtes Zeichen. Es war der Anfang vom Ende.
    Jeanne d’Arcs Hinrichtung. Man beachte das fiese Grinsen ihres Anklägers, Piere Cauchon (ihr gegenüber).
    Erleichtert kehrte der verängstigte König nach England zurück, und er sollte den Kanal nie wieder überqueren.
    1435 kam es durch Vermittlung des Papstes in Arras zu einer Friedenskonferenz, die den Krieg zwei Jahre vor seinem hundertsten Geburtstag ein für alle Mal beenden sollte. Doch die Gegensätze waren unüberbrückbar. Aus englischer Sicht wardie Friedenskonferenz von Arras ein totaler Fehlschlag, aus französischer ein Triumph: Charles VII., vormals der Dauphin, schloss Frieden mit dem Herzog von Burgund.
    England hatte seinen wichtigsten Verbündeten in Frankreich verloren. Und als habe ihm das den Rest gegeben, starb wenige Wochen später der Duke of Bedford. Nun hatte England auch noch seinen fähigsten Kommandanten verloren.
    Der Duke of Gloucester und der Duke of York waren überzeugt, man müsse sich nur mehr Mühe geben, nur noch ein bisschen mehr Blut vergießen, um das Ruder wieder herumzureißen. Kardinal Beaufort und seine Anhänger befanden hingegen, es sei an der Zeit, Frieden mit Frankreich zu schließen, aber ihr Hass auf ihre innenpolitischen Widersacher trieb sie zu einer unklugen, geradezu kindischen Politik, sodass auch sie sich nicht gerade mit Ruhm bekleckerten.
    1437 erklärte der Kronrat den vierzehnjährigen König für mündig, und Henry schickte sich an, zwischen den Streithähnen zu vermitteln, aber dazu war er nicht gestrickt. Er war leicht zu beeinflussen und glaubte immer demjenigen, der gerade vor ihm stand und seine Argumente vortrug.
    Henry, merkten seine Untertanen bald, war ein schwacher Charakter. Die einzig königliche Eigenschaft, die er besaß, war seine große Frömmigkeit. Aber damit ließen sich die brisanten innen- und außenpolitischen Probleme nicht lösen.
    1447 starben Gloucester und Kardinal Beaufort (Ersterer in Haft und unter höchst dubiosen Umständen). Aber selbst das beendete den Krach innerhalb des Adels nicht. Richard of York auf der einen, die Beauforts und vor allem der Earl of Suffolk auf der anderen Seite übernahmen jetzt die Führung der jeweiligen Fraktionen und taten alles, um sich gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen.
    Suffolk stand dem jungen, wankelmütigen König vielleicht näher als jeder der anderen, und als England in Frankreich dieFelle schwimmen gingen und es im Innern zu Unruhen und gar zu neuerlichen Bauernaufständen kam, war es kein Wunder, dass der Zorn der Lords, Commons und kleinen Leute sich vor allem gegen Suffolk richtete. Um seiner Verurteilung im Parlament zuvorzukommen, schickte der König Suffolk für fünf Jahre in die Verbannung. Aber das Schiff, das den Exilanten über den Kanal bringen sollte, wurde aufgehalten, der umstrittene Suffolk ermordet.
    Das dürfte wohl auf Richard of Yorks Konto gehen, obwohl sich an dieser Frage die Geister scheiden.
    1444 hatte König Henry eine Nichte des französischen Königs, Marguerite d’Anjou, geheiratet, was eigentlich mit einem Waffenstillstand hätte einhergehen sollen. In einem geheimen Zusatzvertrag hatte Henry seinem Onkel, König Charles von Frankreich, sogar die Grafschaft Maine versprochen, um

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