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Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Titel: Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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selbst beachtete die Tiere nicht so sehr, obwohl eine davon sich schon an einem seiner Beine hoch ringelte und in seinen Kleidern verschwand, gefolgt von einer anderen, und einer dritten. Es war ein so unheimlicher Anblick, dass Hofmarschall und Maddox beide ihren Augen nicht trauen konnten, und als sich Voodoo nun umdrehte, schien es ihnen, als sei sein Gesicht völlig verändert. Er sagte etwas, aber sie hörten es nicht, und dann wiederholte er seine Worte und sie konnten es immer noch nicht aufnehmen, weil die Angst, die sie erfasst hatte, lähmend war und ihnen davon die Ohren sirrten. Aber dann ließ der Schrecken nach und als sie sich umsahen, merkten sie beide, dass sich die Schlangen verkrochen hatten. Ihre Gedanken waren scheu geworden und gaben keine Antwort auf die Frage, wohin die Schlangen verschwunden waren. Es war fast so, als wäre die Luft in der Schlafkammer der Königin flüssig geworden und alles träge, was nach Fakten fragte. Sie sahen beide vor sich die Kammer mit den umgestürzten Möbeln und einen jungen Mann in schwarzen, etwas altertümlichen Kleidern und wussten, dass er sich Voodoo Holmes nannte, nicht mehr. Und dann hörten Sie, was er sie fragte: „Haben Sie eigentlich ein Fallbeil oder so was?“
    „ Wie bitte?“ stotterte der Hofmarschall, reflexhaft.
    „ Ein Fallbeil oder ein einfaches Beil oder eine Hacke zum Holzhacken.“
    „ Ja, gewiss, gewiss.“
    „ Verdamm mich, Holmes“, stieß Inspector Maddox hervor. Aber er wusste nicht, was er weiter sagen sollte.
    „ Ein Beil?“ fragte Holmes, und der Hofmarschall verstand, drehte sich um und lie aus dem Raum.
    „ Verdamm mich, Holmes, was war das jetzt?“ fragte Maddox.
    Voodoo lächelte. „Sie werden es nicht leicht verstehen“, sagte er. „Aber beantworten Sie mir lieber die Frage, ob Sie hier in diesem Raum so etwas ähnliches wie eine Kutsche sehen.“
    „ Eine Kutsche? Wie – eine Kutsche? Sie meinen das Bett?“
    „ Nein, Maddox. Eine schwarze Kutsche, wissen Sie, so wie viele Droschken aussehen.“
    „ Nein, ich ...“ Maddox schwitzte. Er fühlte sich wie gelähmt. Aber er konnte doch sehen, dass es in dem Raum so etwas wie eine Kutsche gab. Es war ein rundliches Möbelstück mit abgespreizten Beinen, schwarz lackiert, und oben mit einer Haube aus schwarzem Leder bekleidet. Maddox hatte so etwas noch nie gesehen und wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. „Was ist das denn?“ fragte er, „soll das eine Kommode sein oder so etwas?“
    Das schwarze Möbelstück stand etwas seitlich im Raum und passte nicht im Geringsten zum Einrichtungsstil. Ähnlich wie schon das Gemälde über dem Bett schien es hier wie nachträglich in das Mobiliar, das sonst in Pasteltönen schwelgte, eingebracht worden zu sein, passte nicht dazu, schien aber etwas auszudrücken, man wusste nur nicht, was.
    Da kam der Hofmarschall höchstpersönlich und hatte eine Axt am kurzen Stiel mitgebracht. Er überreichte sie wortlos Holmes und trat dann zurück wie jemand, der hier nur Zuschauer ist.
    Voodoo lächelte, schwang die Axt versuchsweise, drehte sich dann um, packte sie mit beiden Händen, hob sie über den Kopf und ließ sie mit voller Wucht auf das schwarze Möbel niedersausen. Dabei hörte man einen Schrei, dumpf, wie aus dem Inneren des Möbels, und dann noch einen Schrei, als Voodoo unbeirrt weiter auf das Möbel einhackte, und ein Brüllen, fast so, als würde hier das Holz selbst Laute der Verzweiflung und des Schmerzes von sich geben, während es barst, und dann brach die Tischplatte mit einem Krach auseinander, und Holz splitterte und das Möbel zerfiel in mehrere große Stücke. Voodoo warf die Axt weg und trat einige der Bruchstücke zur Seite, um eine menschliche Gestalt frei zu legen, die im Inneren des Möbels gekauert hatte und sich auch jetzt noch klein machte und zitterte wie jemand, der einen tödlichen Schlag erwartet, und da es so schien, als wolle er seinen Kopf vergraben, trat Voodoo auch noch einmal beherzt gegen diese Gestalt und sie fiel lang auseinander und war ein älterer Herr mit weißen Haaren, hager und in der Kleidung der Dienstboten der Königin.
    „ Egon!“ rief der Hofmarschall, der ihn erkannt hatte. Der Leibdiener der verstorbenen Gräfin Hohenfels-Schlüchtern verbarg sein Gesicht in seinen Händen.
    „ Fauler Zauber hier“, sagte Voodoo, und trat noch einmal nach dem Diener. „Lassen Sie den einsperren, Maddox. Sehen Sie nicht, dass der gemeingefährlich ist?“
     
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