Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht
aus“, widersprach der andere.
„ Antworte doch, Holmes“, begann die Stimme der ersten Person wieder, die wie eine junge Frau sprach, und in der Holmes die Autorität von Morpheus erkannte.
„ Ja, Holmes, rede doch, du kleiner winziger Feigling“, sagte der kichernde Icelos. „Oder schweige mannhaft, mein Guter, wenn ich dich zertrete.“
„ Ich kann mich auch in Luft verwandeln“, sagte Phantasos dazwischen, „und gehe als kleine Körnchen in deine Lunge und dann erstickst du und das ist ziemlich komisch jedes Mal.“
„ Ruhe“, sagte Morpheus. „Ihr werdet ihm kein Haar krümmen, außer ich sage es euch. Nicht so wie beim letzten Mal.“
„ Was war denn beim letzten Mal?“ fragte Phantasos mit einer trotzigen Stimme.
„ Als Ihr das Pferd angezündet habt.“
„ Der kopflose Reiter und sein brennendes Pferd“, sagte Icelos, „es ist ein wunderschönes Bild, und man kann darauf ein paar Jahrhunderte verzichten, aber eben nicht ewig.“
„ Es war ein fahles, blasses Pferd“, sagte Phantasos. „Das ist ein Pferd nach meinem Geschmack.“
„ Also was ist los, Mr. Holmes?“ fragte Morpheus. „Stehst du endlich auf, oder müssen wir dich suchen?“
„ Wenn wir dich suchen müssen, machen wir dich einen Kopf kürzer“, sagte Icelos.
Holmes schwieg. Er verhielt den Atem, so gut er konnte. Hatte er Angst? Wahrscheinlich schon. Aber er versuchte, die Angst in sich zu isolieren, weil er spürte, dass sie ihm nicht gehörte, sondern schon ein Teil des Icelos war, und dass er in Morpheus Armen schlafen würde, wenn er nur ein kleines Bisschen nachgab. Nein, er musste wach bleiben und aufmerksam und vor allem so ruhig und mucksmäuschenstill, wie er konnte. Warum das so war, konnte er nicht sagen. Vielleicht hatte er das Gefühl, dass jeder, der diesen drei Gestalten zu nahe kam, Dinge tun musste, die er nicht wollte, dass sein Wille hinweg geschwemmt wurde von alten, archaischen Kräften, die sich hier aufbaut wie eine Wand aus Stahl. Und so, während er lautlos schwitzte und auf dem Boden verharrte, bis seine Glieder steif wurden und schmerzten, verbrachte er die Nacht und wartete auf den Morgen. Und als der Morgen dann kam, stand er auf, schaute die Skulpturen an, die vom gleißenden Licht getroffen wurden und erstarrten und ging dann zurück in die Werkstatt, um noch ein bisschen die Augen zu zu tun. Und dort lag er, bis ihn der Fuß eines Museumsangestellten weckte, der damit überprüfen wollte, ob Holmes sich noch unter den Lebenden befand.
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Es war Vormittag, als Holmes mit Inspector Maddox und zwei kräftigen Polizisten an die Torwache des Buckingham Palace kam und zum Hofmarschall vorgelassen zu werden forderte. Man wollte sie erst abwimmeln und in einem Zimmer warten lassen, doch Holmes erhob sich und ging direkt durch mehrere Türen, bis er dem Hofbeamten direkt ins Angesicht starrte und sagte: „Das Leben der Königin ist in Gefahr. Wir müssen so schnell wie möglich handeln.“
Der Hofmarschall war ein feingliedriger Mensch von vierzig Jahren, der sehr gut in seiner Uniform aussah und als schöner Mann bezeichnet werden konnte. Er war auch nicht dumm, wie man feststellen konnte, als er nach einem kurzen Aufblicken vom Schreibtisch meinte: „Haben Sie Beweise?“
„ Nein.“
„ Sei müssen sich vorstellen, dass wir durchaus unsere Sicherheitsmaßnahmen für den Souverän treffen, denn es ist uns durchaus bewusst, dass sie das Imperium verkörpert und jeder Anschlag auf ihr Leben eine Welt aus den Fugen geraten ließe.“
Inspector Maddox, der hinter Holmes Aufstellung genommen hatte, räusperte sich jetzt und sagte: „Wo ist dieser Egon Frießinger, der Leibdiener der Gräfin von Hohenfels-Schlüchtern?“
„ Lady Agnes weilt nicht mehr unter den Lebenden, Inspector.“
„ Das ist uns bewusst. Wo ist der Diener? Er steht unter dem Verdacht des Hochverrats.“
„ Inwiefern?“
„ Wir haben Grund, anzunehmen, dass er einen Mordanschlag auf Ihre Majestät die Königin plant.“
Der Hofmarschall zog an einer Klingelschnur und es erschien ein Bedienter. „Den Leibdiener von Lady Agnes.“
„ Er ist nicht zum Dienst erschienen, Sir.“
„ Dann schauen Sie in seiner Kammer nach.“
Der Bediente verschwand und der Hofmarschall bot seinen Gästen Platz an. Als alle saßen, fuhr er fort: „Und wie kommen Sie auf die Idee, dass sich dieser Mensch am Leben des Souveräns vergreifen will?“
„ Wir haben unsere Gründe“, ließ Maddox in einem etwas
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