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Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht

Titel: Voodoo Holmes: Botschafter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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wollen sie meine Seele.“
    „ Was bringt Sie auf diese Idee?“
    „ Sie sind ein junger Mann, Sie werden sofort verstehen, was ich meine. Stellen Sie sich vor, eine nackte Venus. Was empfinden Sie dabei?“
    „ Scheu?“ fragte er.
    „ Blödsinn. Sie wollen sie begatten, oder?“
    „ Angenommen, Sie haben Recht“, sagte Holmes.
    „ So müssen Sie sich das Grinsen dieser Schatten vorstellen, Mr. Holmes. Sie schauen irgendwie gierig. Und wie jemand, der sich freut.“
    „ Sie meinen, wie hungrige Wölfe?“
    „ Nicht so schlimm. Wissen Sie, das Leben flackert ja nur mehr in einem. Und das wissen die auch. Und sie nähern sich an, gewissermaßen, wie man das macht, wenn man weiß, dass der reife Apfel bald vom Baum und ihnen in den Mund fallen wird.“
    „ Ich verstehe. Sie halten diese Erscheinungen für Seelenlose. Oder Seelenfresser, wie man so sagt.“
    „ Es gibt doch Seelenfresser, oder?“ Ihre Wangen hatten sich gerötet, und ihr Gesicht war so animiert, man hätte sie für keinen Tag älter als Siebzig gehalten.
    „ Das kann ich nicht sagen, Agnes.“
    „ Aber ich habe Sie unterbrochen.“
    „ Nun, ich meine nur, dass Sie die Gewissheit spüren, dass es sich nicht um irgendwelche Geister handelt, sondern um konkrete Personen, sagen wir einmal nichtstofflicher Natur, die in Ihre Kammer eindringen, um Ihre Seele zu fressen.“
    „ Was sollten sie sonst sein?“
    „ Das können wir noch nicht sagen.“
    „ Sie müssten das Lächeln sehen. Es ist schwer zu beschreiben, was es bedeutet. Aber es ruft ein unsagbares Grauen hervor, Mr. Holmes. Eine Eiseskälte und ein Schwitzen der Seele, das sie nicht lange aushalten, ohne daran zugrunde zu gehen.“
    „ Es könnte doch auch das Lächeln von Wesen sein, die Ihnen vermitteln wollen, dass sie im Frieden kommen. Vielleicht bringen Sie eine Nachricht oder was auch immer.“
    „ Sie meinen, es war falsch, mit Gegenständen nach ihnen zu werfen?“
    „ Ja, ich glaube, dass diese Aggression die Sache verzögert. Sie werfen dabei jedes Mal einen Keil in die Abläufe.“
    Ein kurzes Schweigen entstand. Holmes fiel auf, dass die Gräfin schwitzte. Ihr ganzes Gesicht war nass, als sie nach einer Weile sagte: „Sie können sich nicht vorstellen, was da vor sich geht, Mr. Holmes. Einer von ihnen hat versucht, sich zu mir ins Bett zu legen.“
    „ Er kann Ihnen doch nichts tun. Er ist feinstofflich, ein Geist.“
    „ Das mag sein. Aber man hat das Gefühl, dass man die Nähe nicht aushält. Sie wissen doch, was mit Ihrem Dr. Watson passiert ist. Er hat das Bewusstsein verloren, der Gute, nur weil ihn der Geist über die Wange strich.“
    „ Er ist also zärtlich?“
    „ Er – sie. Es ist schwer zu sagen, ob diese Figuren zusammen arbeiten. Ob sie ein Wesen sind oder mehrere. In dem Fall war es ein Mann in Kutte, der ein Henkerbeil mit sich führte.“
    „ Drohte er Ihnen mit dem Beil?“
    „ Nein. Es war die Nacht nach jener Nacht, als ich die Schatten mit dem Beil vertreiben wollte. Ich glaube nicht, dass er mir damit den Kopf abschlagen wollte. Es war ein psychologisches Phänomen, nehme ich an. Ein Hirngespinst, das mir einredete, einer der Schatten sei ein Henker mit einem Henkerbeil. Und man erkannte ja gleich, dass ich Recht hatte, denn er tat dem Dr. Watson ja keinen Schaden an, zumindest nicht absichtlich, sondern er lächelte und fasste ihn rücksichtsvoll an, würde ich sagen.“
    „ Hat Ihnen Dr. Watson gesagt, dass er den Henker sah?“
    „ Nein. Er hat mir keine Auskünfte gegeben und verschwand einfach, nachdem sich seine Ohnmacht zurückgebildet hatte. Ich kann den Mann verstehen.“
    „ Mir hat er erzählt, dass er das Gefühl eines Schattens hatte.“
    Ihr Gesicht war drängend: „Ich nehme an, Sie werden mir heute Nacht Beistand leisten, Mr. Holmes?“
    Er nickte.
    „ Dann ist ja alles gut. Dann werden Sie selbst sehen, worum es sich handelt.“
     
    ¥
     
    Es war eine Stunde vergangen, bis die Gräfin und Holmes in den Palast zurückkehrten. Er trug wieder ihre Schleppe, und sie wechselten, während sie sich in Gegenwart anderer Personen befanden, nur wenige Sätze, bei denen Sie ihn mit „Er“ und er sie mit „Majestät“ ansprach. Sie hatten im Park auf Englisch gewechselt, das sie mühelos, wenn auch mit deutlichem Akzent, sprach. Nun aber bestand die Gräfin wieder darauf, mit ihm in der Sprache ihrer Heimat zu sprechen, vielleicht, weil ein Großteil des Personals diese nur in Ansätzen beherrschte. Der persönliche

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