Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voodoo Holmes - Holmes auf Haiti. Novelle

Voodoo Holmes - Holmes auf Haiti. Novelle

Titel: Voodoo Holmes - Holmes auf Haiti. Novelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
Vom Netzwerk:
einen für tot liegen.“
    „ Du bist also klassisch gebildet“, stellte Holmes fest. „Das trojanische Pferd war doch, was die Griechen vor Troja zurück ließen und da krabbelten dann die Krieger raus, die die Stadt zerstörten. Merkwürdige Geschichte, wenn man denkt, wie riesig Troja war. Bevor die paar Hanseln die Türen der Stadt aufreißen, hat man die doch längst gemeuchelt.“
    Die große Mutter schaute ertappt, als er davon sprach und sagte dann: „Manchmal habe ich das Gefühl, ich war dabei.“
    „ In echt?“
    „ Ja. Ich glaube, es ist nichts Besonderes, dass man solche Gefühle hat. Aber sie können sehr stark sein. Ich weiß, was das Pferd damals bedeutet hat, und das so stark, so überwältigend, als großen Schmerz ...“
    Voodoo merkte, dass sie in einer Art Trance war und fragte weiter: „War es so, dass Krieger kamen?“
    „ Kann ich nicht so genau sagen“, wehrte sie ihn ab, nachdem ihr Blick wieder in die Wirklichkeit zurückgekehrt war. „Ich meine nur, dass war, worum es ging.“
    „ Warst du einer der Männer?“
    „ Voo ...“ Die Fragen schienen ihr unangenehm zu sein. Man merkte, dass die große Mutter schwitzte.
    „ Eine ganz klare Frage“, sagte Holmes. Er saß leicht vorgebeugt und ließ sie nicht mehr aus den Augen im Gefühl, dass dieser Moment sehr wichtig war..
    „ Ja, ich glaube schon“, sagte sie.
    „ Du warst Mank?“
    „ Das weiß ich nicht. Ich kann mich erinnern, von hinten gepackt zu werden, mich nicht rühren zu können. Mein Kopf wurde zurückgebeugt, mit Gewalt, als könnte dabei etwas reißen, und dann ... du weißt schon.“
    „ Nein.“
    „ Sie brachen mir die Zähne mit einem Dolch, denke ich. Sie nahmen unsere Zungen. Wir überlebten. Ich habe noch lange gelebt und ihnen gedient. Ich weiß nicht wann und ich weiß nicht wo. Ich weiß nur: dass.“
    Felis großes Gesicht war schweißnass und ganz blass. Sie sah aus, als könne sie ohnmächtig werden. Ihr Blick schweifte im Nirgendwo.
    „ Aber was wollen sie uns sagen? Was willst du uns sagen, Feli? Warum bist du hier? Warum bin ich hier?“
    Jetzt kehrte ein Ausdruck in ihr Gesicht zurück. Es war ein ungeduldiger Gesichtsausdruck. Sie nahm ein Brot und schmierte Butter darauf, spießte eines der Würstchen auf und schob es sich in den Mund. Sie war mit Kauen beschäftigt und konnte deshalb nicht reden.
    „ Wir sind keinen Schritt weiter. Nicht einen Schritt“, sagte Holmes mutlos, weil er spürte, dass sie nicht weiter darüber reden würde.
     
    Nach dem Essen gingen sie im Regents Park spazieren, da sie erst um zwei Uhr nachmittags in der Baker Street zum Tee erwartet wurden. Sie schwiegen sich dabei zum großen Teil an und Voodoo hatte das Gefühl, dass er die große Mutter durch irgendetwas verstimmt hatte. Er fragte sie, aber sie zuckte nur mit den Achseln. „Ich weiß nicht, was mir fehlt. Ich glaube, ich muss versuchen, irgendwie damit klar zu kommen“, sagte sie einmal.
    Umso überraschender war es dann für Voodoo, zu erleben, wie damenhaft sie sich bei seinem Bruder benahm. Mrs. Hudson hatte die große Mutter zuerst völlig pikiert betrachtet und gemeint: „Vielleicht will der Mann hier unten warten, bis Sie Ihren Tee genommen haben, Master Holmes.“
    Doch dann fand die Bedienstete des Meisterdetektivs, die selbst nicht zu den ansehnlichsten Frauen gehörte, sich damit ab, dass die große Mutter mit ihren schweren Stiefeln hinter dem jungen Holmes die Treppe hinauf stapfte. Sherlock stand am oberen Ende im Sonntagsstaat, um seine Gäste zu empfangen und sprach Feli gleich im fließenden Französisch an, hieß sie in den Salon treten, rückte selbst ihren Stuhl zurecht, und als sie dann saß, groß, massig und schwer, rieb er freudig seine Hände und fragte diensteifrig wie ein Wirt: „Was darf ich Ihnen anbieten?“
    Feli: „Wasser.“
    „ Wasser ist gut. Mrs. Hudson, gibt es Wasser im Haus?“
    „ Ich muss mal nachsehen“, gab die schnippisch zurück und verschwand.
    „ Ich finde das so liebenswürdig von Ihnen, Madame, dass Sie den weiten Weg in unser Land gekommen sind, um meinem Bruder beizustehen. Er hatte keine Mutter, und Sie sind natürlich die Mutter, wie sie im Buche steht. Obwohl Sie selbst keine Kinder haben, habe ich Recht?“
    Feli nickte schweigend und schaute auf ihre Hand, die auf dem Tisch lag. Voodoo überlegte, ob der Meisterdetektiv diese Information von der Form ihres Bauchs abgelesen hatte.
    „ Sie müssen wissen, Voodoo ist so etwas wie das schwarze

Weitere Kostenlose Bücher