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Vor dem Urknall

Vor dem Urknall

Titel: Vor dem Urknall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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allein noch kein hinlänglich vollständiges Bild dessen, was da draußen los ist. Wir müssen noch mehr über das Alter des Universums erfahren.

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    4. Wie alt?
    Ich betrat den halb im Dunkel liegenden Raum und erspähte augenblicklich Lord Kelvin. Mir wurde klar, dass mir für den letzten Teil meines Vortrags, wo ich auf das Alter der Erde zu sprechen kommen wollte, Ärger drohte, weil meine Auffassungen mit seinen nicht übereinstimmten … Dann hatte ich plötzlich eine gute Idee, und ich sagte, Lord Kelvin habe das Alter der Erde herabgesetzt,
vorausgesetzt, es gäbe keine neue Quelle
 … Der alte Junge strahlte mich an.
    Ernest Rutherford (1871–1937), zitiert in
Rutherford, Being the Life and Letters of the
Rt. Hon. Lord Rutherford (A. S. Eve)
    Im Altertum wurde das Alter des Universums per Dekret festgelegt. Viele der alten griechischen Philosophen vertraten die Auffassung, es habe das Universum schon immer gegeben; es habe keinen Anfang und würde auch kein Ende haben. Aristoteles zog bei seinen Vorträgen über die Unendlichkeit in Erwägung, die Zeit ticke schon ewig dahin, weshalb das Universum keinen Anfangspunkt haben dürfe. Sollte es einen Anfang gehabt haben, müsste man sich ja schließlich fragen, was davor gewesen war.
    Obwohl die Gelehrten des Mittelalters die griechische Philosophie sehr schätzten, wurde dieser Aspekt griechischen Denkens jedoch als Fehlschlag betrachtet, weil es für die Anhänger vieler Religionen – auch jener, die im Nahen Osten aufkamen und die die westliche Welt dominieren sollten – einen Anfang des Universums gab, der in ihren heiligen Schriften beschrieben wurde.

Usshers Berechnung
    Bekanntermaßen führten Bibelgelehrte komplizierte Berechnungen auf der Grundlage von Ahnenreihen in der Bibel durch. Sie arbeiteten sich aus historischen Zeiten zurück bis zur Schöpfung, doch diese Zahlen bedurften einer gewissen Interpretationsfreiheit. Und so kamen Zahlen für das Alter des Universums in Umlauf, die zwischen 6000 und 9000  Jahren rangierten. Das bekannteste und dieses Forschungsgebiet dominierende Datum wurde von dem irisch-anglikanischen Bischof James Ussher publiziert.
    Ussher verkündete, die Welt sei 4004 vor Christus geschaffen worden. Um nicht der Ungenauigkeit bezichtigt zu werden, bestimmte er den Schöpfungsakt auf den Einbruch der Dunkelheit am Abend vor Sonntag, dem 23 . Oktober 4004  v.Chr. (im modernen Kalender ist es der 21 . September, denn zu Usshers Zeiten benutzte man noch den römischen Kalender, der die Schaltjahre nicht angemessen berücksichtigte). Dieses Datum wurde im 18 . Jahrhundert von der anglikanischen Kirche und von anderen Glaubensgemeinschaften als Tatsache akzeptiert. Es war damals so fest etabliert, dass es als Randbemerkung in das Genesis-Kapitel der King-James-Bibel aufgenommen wurde und sich dort bis ins frühe 20 . Jahrhundert hinein hielt.
    Allerdings hinderte die Existenz dieses Datums die Wissenschaftler nicht daran, über eine größere Bandbreite von Möglichkeiten nachzudenken. Häufig wird behauptet, dieses Datum 4004  v.Chr. sei erstmals in Frage gestellt worden, als Darwins Evolutionstheorie Zweifel an der allzu wörtlichen Interpretation der biblischen Ahnenreihe aufkommen ließ oder als die Geologen anfingen, Hinweise auf das hohe Alter vorzulegen, das erforderlich war, um die geologischen Schichten zu bestimmen. Aber in Wirklichkeit gab es wissenschaftliche Beweise, die diese Entwicklungen erheblich vordatierten.

Herschels letzte Überraschung
    Wie wir bereits gesehen haben, hatte der bedeutende deutschbritische Astronom William Herschel die Größe der Milchstraße geschätzt, aus der deutlich wurde, dass das Universum ziemlich alt sein musste. Die Zeit, die das Licht benötigte, um von den Sternen auf der Erde anzukommen, machte ihm offenbar bewusst, dass er weiter als 6000  Jahre in der Zeit zurückblickte. Herschel wagte es sogar, das Alter des Universums auf einige Millionen Jahre zu schätzen, aber leider wissen wir heute nicht mehr, auf welche Beweise er diese Behauptung stützte. Das war bereits 1813 , lange bevor irgendjemand anders so kühn war, solche Vorschläge zu machen.
    Am 15 . September 1813 berichtete der schottische Dichter Thomas Campbell «einem Freund» über seinen jüngsten Besuch bei dem «großen, einfachen, guten alten Mann» William Herschel (zu diesem Zeitpunkt war Herschel 75  Jahre alt). Campbell zufolge sagte Herschel Folgendes (kursiv

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