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Vor dem Urknall

Vor dem Urknall

Titel: Vor dem Urknall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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Unsicherheit kaum beenden, aber den Zahlen zumindest ein gewisses Gewicht verleihen können. Man wählte die veränderlichen RR -Lyrae-Sterne aus (die ebenfalls nach dem Ort benannt wurden, an dem sie erstmals identifiziert worden waren). Es gab eine ganze Palette veränderlicher Sterne. Manche ließen sich aus verschiedenen Gründen gegen die an- und abschwellenden Cepheiden abgrenzen und von wieder anderen Sternen mit abweichendem oder unregelmäßigem Pulsieren unterscheiden. Die veränderlichen RR -Lyrae-Sterne sind den Cepheiden sehr ähnlich, leuchten aber deutlich schwächer.
    Der merkwürdige Name « RR Lyrae» passt eher zu einem Dampfschiff als zu einem Himmelskörper und bezieht sich auf einen besonderen Stern. Traditionellerweise werden Sterne in einer Konstellation nach ihrer «Bayer-Bezeichnung» benannt – ein Ansatz, der auf den deutschen Astronomen Johann Bayer aus dem 17 . Jahrhundert zurückzuführen ist. Er begann damit, den Sternen Namen zu geben, und benutzte dafür jeweils einen Buchstaben des griechischen Alphabets, dem (verwirrenderweise) der Genitiv der lateinischen Version des Sternbilds folgte.
    So wurde beispielsweise aus dem Sternbild Zentaur der lateinische Centaurus. Der Genitiv (mit der Bedeutung: «des Zentauren») heißt Centauri, und der erste Stern ist α Centauri (Alpha Centauri), der, abgesehen von der Sonne, zufällig der erdnächste Stern ist. (Um den Fall noch komplizierter zu machen, besteht Alpha Centauri eigentlich aus drei Sternen, die einander umkreisen, und Proxima Centauri, der Stern mit der schwächsten Leuchtkraft der drei, ist uns am nächsten.) Wie genau der «erste» in einem Sternbild bestimmt wird, ist eine ziemlich vertrackte Angelegenheit. Obwohl die Rangfolge eigentlich nach der Helligkeit aufgestellt werden soll, hatte sich dieses Verfahren im 17 . Jahrhundert noch nicht so gut durchgesetzt, sodass Bayer häufig nur annähernde Helligkeitswerte mit dem jeweiligen Ort verknüpfen konnte.
    Die Namen marschierten durchs griechische Alphabet, anschließend durch das moderne Alphabet der Kleinbuchstaben. Gelegentlich kam es vor, dass Bayer mehr brauchte, dann fügte er noch die Großbuchstaben des modernen Alphabets hinzu, kam aber nie über Q hinaus. Als es zur Benennung der veränderlichen Sterne kam (wobei wir annehmen, dass sie nicht schon einen Namen erhalten hatten), fing man mit R an und hörte mit Z auf, dann von RR bis RZ , von SS zu SZ und so weiter. Als die Astronomen schließlich von AA bis QZ gegangen waren (und dabei das J wegen seiner Ähnlichkeit mit dem I unberücksichtigt ließen), hielten sie sich an eine modernere Konvention und verwendeten das V für Veränderliche, gefolgt von einer Zahl, die mit 335 anfing, weil es bereits 334 Buchstabenvarianten gegeben hatte. Niemand hat je behauptet, dass Astronomen die Einfachheit lieben.
    RR Lyrae ist also der zehnte veränderliche Stern im Sternbild der Leier (Lyra), aber er ist der maßgebende Stern für diesen speziellen Typ von veränderlichen Sternen. Obwohl die veränderlichen RR -Lyrae-Sterne den Cepheiden ähneln, lassen sie sich dennoch als die Sterne unterscheiden, die weniger massereich sind und eine kürzere Pulsrate haben. Wie gut, dass es diese Unterscheidung gibt, sonst wäre es nicht möglich, herauszufinden, ob ein schwächerer Stern ein naher RR -Lyrae-Stern wäre oder ein weiter entfernter Cepheiden-Stern. Bis Mitte der 1940 er Jahre waren RR -Lyrae-Sterne noch in keiner anderen Galaxie entdeckt worden, noch nicht einmal in der relativ nahen Andromedagalaxie.

Der fehlende Stern
    Allerdings verbessert die Astronomie auch ständig ihre Instrumente, sodass 1948 der amerikanische Triumph des 2 , 5 -Meter-Teleskops auf Mount Wilson von einem neuen Instrument auf Mount Palomar übertroffen wurde. Auch hierfür war das California Institute of Technology, erneut unter der Schirmherrschaft der Carnegie-Stiftung, verantwortlich. Die Leitung hatte George Hale, nach dem das Teleskop auch benannt wurde. Es hatte einen beeindruckenden Spiegel von 5  Metern Durchmesser. Darüber hinaus war das neue Teleskop weiter vom einschränkenden Lichtschein der Großstädte entfernt, was ihm einen mächtigen Vorsprung vor seinem älteren Verwandten gab.
    Für Amerika war dies ein bedeutender Schritt. Als ich in den 1960 er Jahren anfing, mich für Astronomie zu interessieren, war das Palomar-Teleskop noch immer das leistungsstärkste der Welt, ein wunderschönes Ungeheuer, das allergrößte der

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