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Vor dem Urknall

Vor dem Urknall

Titel: Vor dem Urknall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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Solvay-Konferenzen in die USA abzusetzen.
    Befreit von den Fesseln, die das alte Sowjetsystem dem freien wissenschaftlichen Denken anlegte, sollte er sich, wie Eddington, als einer der wenigen großen Wissenschaftler erweisen, die sich auch für Laien verständlich ausdrücken konnten. Gamow schrieb einige Bücher über einen fiktiven Mr. Tomkins, der in Traumwelten lebt, in denen andere Naturgesetze herrschen als in unserer Welt. In diesem Rahmen erklärte er einem jungen Publikum einen großen Teil der grundlegenden Physik. Diese Bücher sowie ein weiteres über die Chemie des Lebens sollten einer ganzen Generation jüngerer Wissenschaftler als Inspirationsquellen dienen.
    Es war auch Gamow, der in einer berühmt-berüchtigten Aktion den bekannten Physiker Hans Bethe dazu überredete, seinen Namen über einen Artikel zu setzen, den Gamow gemeinsam mit Ralph Alpher publizieren wollte. Einziger Grund war die so zustande kommende Autorenliste Alpher, Bethe, Gamow, was so ähnlich klingt wie die ersten drei Buchstaben des griechischen Alphabets: Alpha, Beta und Gamma. Alpher, der weit weniger bekannt war als die beiden anderen Kollegen, war entsetzt über diesen Gag, da er nun offenbar von zwei Prominenten in den Hintergrund gedrängt wurde, von denen einer nicht einmal etwas zu der Forschung beigetragen hatte. Ich fürchte, dass ich Alpher nun ebenfalls ausgrenze, weil ich mich häufig auf ihre gemeinsame Arbeit beziehe und dabei nur Gamows Namen nenne. Deshalb bitte ich Sie, den armen Alpher nicht zu vergessen. Es war genau dieser Artikel, der zu zeigen versuchte, woher die Fülle von Wasserstoff und Helium im Universum stammte.
    Selbst in ihrer Erklärung stellten Gamow und Alpher eine gewagte These auf: Das Universum habe als ein See aus Wasserstoff begonnen. Das war fast das genaue Gegenteil von Lemaîtres Uratom. Lemaître stellte sich den Anfang als ein gewaltiges Atom vor, das all die Kernteilchen enthielt, aus denen jedes künftige Atom zusammengesetzt sein sollte. Bei Gamow fing alles mit den einfachsten Bausteinen überhaupt an, mit einem See aus den grundlegendsten Atomen: Wasserstoff.
    Das ist hübsch und simpel und findet Resonanz im Gefühl des Wissenschaftlers, dass eine gute Lösung auch elegant sein sollte. Aber das macht es noch nicht zu einer richtigen Lösung. Gamow hatte noch nicht erklärt, woher der Wasserstoff kam. Er setzte das Fragezeichen lediglich eine Stufe zurück von einem aus Wasserstoff und Helium zusammengesetzten Universum zu einem, das aus reinem Wasserstoff bestand.

Wie Helium entsteht
    Falls das Dasein, so erkannte Gamow, als reiner Wasserstoff begonnen hatte, dann waren die ersten Verdächtigen für die Herstellung des Heliums, das ebenfalls in großen Mengen auftrat, die vielen Milliarden Sterne da draußen. Man wusste bereits, dass die meisten Sterne Wasserstoff in Helium umwandeln. Allein unsere Sonne produziert eine halbe Milliarde Tonnen Helium pro Sekunde. Dennoch reichte die Gesamtproduktion aller Sterne einfach nicht aus. Stellte die Sonne das ganze Helium, das sie bereits enthält, auf diese Weise her, müsste sie mehr als 26  Milliarden Jahre lang brennen (doppelt so lange wie das heute geschätzte Alter des Universums). Dabei hält man das Universum heute für zehnmal älter als zu der Zeit, als Gamow sich mit diesem Thema beschäftigte.
    Stattdessen stellte sich Gamow vor, das meiste Helium im Universum sei beim Urknall selbst entstanden. (Das Helium erhielt seinen Namen, weil es zuerst in der Sonne entdeckt worden war. Vielleicht sollte man es deshalb umbenennen. Knallium wäre ein treffender Name.) Er stellte sich die Temperatur in diesem frühen Existenzstadium des Universums so vor, dass Kernfusionsprozesse, die wir in der Sonne sehen, stattfanden. Die Fusion ist eine grundsätzlich andere Form der Kernkraft im Vergleich zum Kernspaltungsprozess, der Kernkraftwerke antreibt. Dort werden Atomkerne von hochenergetischen Teilchen auseinandergesprengt, wobei Wärme entsteht, mit der wiederum Elektrizität gewonnen wird. Zusätzlich werden dabei weitere Teilchen mit hohem Energiegehalt produziert, die in einer Kettenreaktion noch mehr Kerne spalten. Die Fusion ist ein ganz anderer Vorgang.
    Die majestätische Kraft der Sonne entsteht aus der Umwandlung von Wasserstoff in Helium durch den Prozess der Kernfusion, bei dem die Verschmelzung von Teilchen zur Bildung eines neuen Elements zur Freiwerdung von Energie führt. Um fusionieren zu können, müssen die positiv

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