Vor dem Urknall
können. Ein solches Modell könnte oszillatorisch (über riesige Zeiträume hinweg expandierend und kontrahierend) sein oder unendlich expandieren. Hoyle entschied sich für ein oszillatorisches Modell, das mit anderen Beobachtungen besser übereinstimmt.
Die Quasare, die wirksam gegen die ursprüngliche Steady-State-Theorie eingesetzt wurden, sind in diesem Modell keine Kindergartengalaxien, sondern sind aus existierenden Galaxien hervorgegangen. Hoyle weist darauf hin, man mache sich Sorgen wegen der Art und Weise, wie die Rotverschiebung benutzt worden sei, um die extreme Entfernung der Quasare zu messen. Er glaubt, sie seien viel näher als ursprünglich vorgeschlagen, seien häufig (manchmal auch sichtbar) mit einer Galaxie verbunden, die die Quasare als Teil des Schöpfungsprozesses ausgeströmt habe. Was die kosmische Mikrowellen-Hintergrundstrahlung betrifft, die einige Urknallbefürworter als praktischen Beweis für seine Existenz betrachteten, so könnte diese, argumentiert Hoyle, von Galaxien erzeugt werden und in einem annähernd Schwarzen Loch stattfinden. Er schlägt vor, dass diese Theorie die beobachtete Energie der Strahlung präziser vorhersagen könne als der Urknall, der ursprünglich eine Zahl vorhersagte, die sich vom tatsächlichen Wert erheblich unterschied.
Obwohl betont werden sollte, dass die im Modell von Hoyle und seinen Kollegen erforderliche kontinuierliche Schöpfung nicht beobachtet worden ist, blieb andererseits auch der Mechanismus des Urknalls unbestätigt. Was Hoyle hier abgeliefert hat, ist ähnliches Stückwerk, wie es beim Urknall zur Anwendung kam, damit es zu den beobachteten Resultaten passt. Diese Problematik trifft sowohl auf das Modell des Quasi-Steady-State als auch auf den Urknall zu. Hoyle trägt ein schlagendes Argument vor, das Steady-State-Modell sei ausgegrenzt und ignoriert worden, weil große Wissenschaft nun einmal so funktioniere und nicht wegen spezieller Probleme mit dem Modell.
Tatsache ist, dass mit dem Auftreten von Problemen bei detaillierteren Beobachtungen der fernen Vergangenheit im Weltall die Varianten des Steady State außerhalb des Hoyle-Lagers zunehmend an Unterstützung verloren und die Urknalltheorie eine Eigendynamik entwickelte. Davon erholte sich das Steady-State-Modell nicht mehr. In den späten 1970 er Jahren war die Urknalltheorie allerdings ebenfalls mit Problemen konfrontiert. Aber statt eine völlig neue Theorie zu entwickeln, suchten die Befürworter nach einer Möglichkeit, die Theorie so hinzubiegen, dass sie mit der Realität übereinstimmte. Und während Hoyles Bemühungen, eine scheiternde Theorie zu beleben, als ineffektiv erachtet wurden, nahm man hier die Vorstellung einer Notlösung für das Konzept einigermaßen kritiklos auf. Der Urknall plus Inflation wurde ins Leben gerufen.
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7. Die aufgeblasene Wahrheit
Sobald man eine neue Idee ins Spiel bringt, zeigt die Erfahrung, dass man gut beraten ist, neue Schwächen des existierenden Paradigmas anzusprechen, um dann zu demonstrieren, wie die vorgeschlagene neue Idee sie beseitigt … Wir glauben, der Erfolg des Inflationsmodells beruht weniger auf seinen spezifischen Vorzügen als vielmehr darauf, wie es der kosmologischen Gemeinde präsentiert wurde.
Fred Hoyle, Geoffrey Burbridge und
Jayant V. Narlikar
A Different Approach to Cosmology
Während die Steady-State-Theorie allmählich dahinschwand, gewann der Urknall an Bedeutung, aber es nahm auch die schreckliche Erkenntnis zu, dass etwas daran nicht stimmte. Hätte sich das Universum tatsächlich so ausgedehnt, wie man annahm, hätte es einfach nicht genug Zeit gehabt, so gleichförmig und flach zu werden, wie es in der Tat zu sein scheint. Es war der junge Physiker Alan Guth, der sich eine abenteuerliche Lösung für dieses Problem ausdachte. Guth kam 1947 in New Brunswick, New Jersey, zur Welt, besuchte das MIT und ging von dort aus an die Cornell University, aber erst in Stanford konnte er die Lösung für das größte Problem anbieten, dem der Urknall gegenüberstand.
Die Gravitation kehrt zurück
Guth schlug vor, dass sich die Gravitation kurz nach dem Urknall für sehr kurze Zeit praktisch umkehrte. Statt die Dinge zusammenzuziehen, schob sie sie mit enormer Geschwindigkeit auseinander. Kurz darauf funktionierte sie wieder normal, und das Universum expandierte genauso wie heute. Guth hatte keine plausible Erklärung, warum dies geschehen sein sollte, aber
falls
es tatsächlich so
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