Vor dem Urknall
nur 1 in 100 000 erwiesen – eine Fluktuation, wie man sie sich als Signatur der Relikte des Urknalls erhoffte. Sie war also da, war allerdings erheblich weniger fotogen als das Bild, das die Zeitungen und das Fernsehen verbreiteten.
Es gibt eine andere geringfügige Schwankung in der kosmischen Hintergrundstrahlung, die nicht in diesen Bildern auftaucht, da sie bereits in den COBE -Karten ausgeklammert wurde. Die Erde ist nicht unbeweglich. Wir umkreisen die Sonne, die wiederum mit unserer wirbelnden Galaxie rotiert, die durchs Universum fliegt. Alles zusammengenommen bewegen wir uns vor dem Hintergrund der Strahlung mit 600 000 Metern pro Sekunde fort (das sind rund 2 160 000 Kilometer pro Stunde). Das bedeutet, wir bringen mit unserer eigenen Bewegung eine winzige Rot-/Blauverschiebung in die Strahlung ein, die das Stück vor uns etwas energiereicher werden lässt als das Stück hinter uns.
Universeller Hype
Die Reaktion der Medien auf die COBE -Ergebnisse war vermutlich übertrieben, angeheizt durch die Kommentare von Wissenschaftlern, die es eigentlich besser hätten wissen müssen. Der vielleicht bekannteste lebende Wissenschaftler in den vergangenen zwanzig Jahren, unbeschadet seines Auftritts in
Star Trek: The Next Generation
, ist der britische Astrophysiker Stephen Hawking. Er war es, der die ganze Angelegenheit zur Weltsensation hochputschte, indem er die COBE -Resultate «die größte Entdeckung des Jahrhunderts, wenn nicht gar aller Zeiten» nannte.
Zweifellos war die COBE -Mission wichtig für die Kosmologie, doch angesichts der Tatsache, dass das Fazit keineswegs detailliert genug ausfiel, um eindeutig zu sein, und ohnehin eine derart indirekte Messung war, dass sie überhaupt nur die Richtigkeit einer bestimmten Theorie nahelegen konnte, schienen Hawkings Kommentare allzu enthusiastisch zu sein. In diesem Jahrhundert waren die Struktur des Atoms, die Quantentheorie, die Relativitätstheorie und die DNS entdeckt worden, um nur ein paar wichtige Ereignisse zu nennen, was Hawkings Behauptungen mehr als ein wenig übertrieben erscheinen ließ. Aber zumindest hatten sie die seltene Wirkung, eine zweifellos wichtige wissenschaftliche Entdeckung einem größeren Publikum vor Augen zu führen, als es normalerweise der Fall gewesen wäre.
Es ist ebenfalls richtig, dass die COBE -Ergebnisse die mit der Auswertung befassten Wissenschaftler überzeugten. Sie zeigten (anhand eines anderen Detektors an Bord des Satelliten) ein wunderbar sauberes Spektrum von Schwarzkörperstrahlung. Es war ein Indiz dafür, dass man das frühe Universum als eine einfache Schwarzkörperquelle mit äußerst begrenzter Struktur betrachten konnte. Die Resultate sollten in größerer Detailtreue durch den späteren WMAP -Satelliten (Wilkinson Microwave Anisotropy Probe), eine Sonde zur Erforschung der Unregelmäßigkeit der Mikrowellenstrahlung, bestätigt werden. In den ersten Jahren des 21 . Jahrhunderts lieferte sie mehr Details über die tatsächliche Verteilung der Energie in diesem frühen Licht und stellte andere Parameter bereit, die zu einer besseren Schätzung des Alters des Universums führten und ein besseres Bild von der Zusammensetzung des Universums ermöglichten.
Schaut man sich das Ergebnis des WMAP -Satelliten an, wie es normalerweise dargestellt wird, ähnelt es ein wenig einem langgestreckten Vogelei. Es ist ein gequetschtes Oval mit dunklen und hellen Punkten, manchmal auch in grellen, künstlichen Farben präsentiert. Es lässt sich schwer nachvollziehen, wie jemand irgendetwas aus diesen wenig inspirierenden Klecksen ableiten könnte. Doch muss man erkennen, dass hier eine enorme Verdichtung dessen zum Vorschein kommt, was der WMAP -Satellit in Wirklichkeit aufzeichnet. Er benötigt sechs Monate, um den ganzen Himmel abzusuchen. Dabei dreht er sich um sich selbst, um dünne Himmelsstreifen einzufangen. Dieses gequetschte Ei ist eine Mischung vieler solcher Streifen, aber mit nicht annähernd den Details, die erreichbar sind, um den Wissenschaftlern bei der Untersuchung dieses Restglühens des frühen Universums zu helfen.
Die mit den satellitengestützten Teleskopen inzwischen möglichen Messungen legen eine tatsächliche Hintergrundstrahlung von rund 2 , 7 K (– 270 , 45 °C) nahe, was Gamows 5 K als überraschend gute Übereinstimmung mit der Wirklichkeit erscheinen lässt, obwohl ein Zyniker natürlich sagen könnte: «Na gut, aber es war doch zu erwarten, dass es im Weltraum kalt ist,
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