Vor dem Urknall
Universum verteilt sind.
Noch interessanter wird es, wenn die M-Theorie in Erscheinung tritt, weil im Gegensatz zur Stringtheorie alle zusätzlichen Dimensionen hier nicht in einem unglaublich kleinen Raum eingerollt sein müssen, sondern sich – wie bei den räumlichen Dimensionen, mit denen wir in unserem Universum vertraut sind – bis in die Unendlichkeit erstrecken.
Gibt es irgendeinen Beweis dafür? Nun, wahrscheinlich schon, nur wird der, wie es beim größten Teil der bedeutenden kosmologischen Wissenschaft der Fall ist, eher indirekter Natur sein. Von den vier Kräften, die wir bereits besprochen haben, ist die Gravitation sehr viel schwächer als die anderen drei. Es ist behauptet worden, die Gravitation könnte irgendwie aus unseren drei Dimensionen heraussickern und in einen anderen Abschnitt des M-Raums hineinströmen. Das hat eine gewisse Logik. In der allgemeinen Relativität wird die Gravitation als eine Verzerrung des Raums betrachtet, was eine zusätzliche Dimension voraussetzt, in der diese Verzerrung stattfinden kann. Möglicherweise ist das Heraussickern der Gravitation in diese andere Dimension für ihre relative Schwäche verantwortlich.
Ein Zusammenprall von Branen
Sollte unser Universum eine vierdimensionale Membran sein (drei räumliche Dimensionen und eine zeitliche), die in einem Kosmos dieser zusätzlichen Dimensionen schwebt, ergibt sich eine faszinierende Möglichkeit, wie das Universum ganz anders angefangen haben könnte. Statt der Explosion eines kosmischen Eis könnte es auch das Ergebnis eines universellen Autounfalls sein. Stellen Sie sich zwei Membranuniversen vor, die im M-Raum schweben. Sie haben keine nennenswerte Materie oder Energie, sie sind kalt und tot. Wir wissen nicht, woher sie kommen (das ist ein ganz anderes Thema), aber wir befinden uns vor dem Urknall. Das Universum, wie wir es kennen, existiert nicht.
In diesem Modell sickert die Gravitation aus dem normalen Raum des Universums innerhalb der Bran aus, sodass die beiden Membranen einander anziehen. Schließlich stoßen sie zusammen. Dabei wird eine große Menge Energie erzeugt. Die wird zur Wärme und zur Materie, die wir aus unserer Position auf einer an der Kollision beteiligten Branen als Urknall erleben.
Die beiden Branen werden jetzt auseinandergesprengt. Wir befinden uns in einem dieser Universen-auf-einer-Bran. Während unser Universum sich allmählich abkühlt und im Lauf der kommenden Milliarden Jahre stirbt, wird es enden, wie es begann. Die Gravitationskraft übernimmt wieder das Kommando. Unser Universum wird in seine Schwester hineingrätschen, und alles wird noch einmal von vorn beginnen. Es ist ein zyklisches Universum wie die Urknall/Kollaps-Kombination, allerdings viel exotischer, da der Zyklus in einer anderen Dimension stattfindet und ein zweites Membranuniversum als Teil des Vorgangs einbringt.
Dieses Modell des Universums kann ganz und gar ohne die Kompliziertheiten der Inflation auskommen, was als attraktive Eigenschaft gilt. Denn das Universum war bereits groß, flach und gleichförmig, sodass die Erklärung, wie es in diesen Zustand gelangte, keine Schwierigkeiten bereitet. Und die Dunkle Energie, die die Beschleunigung der Expansion des Universums antreibt, kann als Auswirkung der anderen Membran auf unsere eigene interpretiert werden. Eine ziemlich erschreckende Konsequenz dieser Beschreibung des Universums ist die Unaufhaltsamkeit, mit der unsere Membran einer anderen begegnen wird, die nicht ihre Schwester ist. Das wird, lange bevor wir mit dem Ende des Universums rechnen müssten, zu einem vernichtenden Zusammenstoß führen.
Sollte sich dieses Modell als korrekt erweisen und wir auf eine Kollision zusteuern, wäre das Ergebnis wohl in einem unfassbaren Ausmaß apokalyptisch. Nicht nur die Zerstörung der Erde oder gar unserer Galaxie stünde uns bevor, sondern das ganze Spektrum von Zeit und Raum, wie wir es kennen, würde enden und sich in einen unvorstellbar heißen Feuerball verwandeln. Doch selbst wenn dies geschehen sollte, sollten wir noch nicht aufgeben. Falls wir nicht gerade in eine Schurken-Membran krachen, sollte der finale Zusammenstoß einige Milliarden Jahre in der Zukunft liegen.
Die Physiker hinter der Theorie der kollidierenden Branen, Neil Turok von der Cambridge University und Paul Steinhardt aus Princeton, halten einen zeitlichen Rahmen zwischen Kollisonen der beiden Branen in der Größenordnung einer Billion Jahre für denkbar. Sollte das stimmen und
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