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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Tisch, worauf Nahrungsmittel für mich stehen, ferner ein Bettgestell mit Bettzeug, einen Rohrlehnstuhl und einen Schrank mit Leibwäsche und Kleidungsstücken zum Wechseln. Im Schubkasten des Tisches befinden sich Papier, Tintenfaß und Federn. In der rechten Ecke steht ein Waschtisch mit den gewöhnlichen Geräthschaften. Alles ist sehr sauber.
    Meine erste Mahlzeit besteht aus frischem Fleisch, conserviertem Fleisch und gutem Brot, nebst Ale und Whisky. Ich habe davon kaum etwas über die Lippen gebracht, so erschöpft fühlt’ ich mich.
    Und doch muß ich mich ermannen, muß die Ruhe des Kopfes und des Herzens wieder gewinnen und die Vernunft obendrein wachhalten. Ich will das Geheimniß dieser Handvoll Leute, die sich in den Eingeweiden des Eilandes verborgen halten, entdecken, und ich werde es entdecken…
    Der Graf d’Artigas hat sich also unter dem Felsenpanzer von Back-Cup sozusagen eingerichtet. Die Höhle, die sonst kein Mensch kennt, dient ihm als gewöhnliche Wohnstätte, so lange die »Ebba« ihn nicht längs der Küste der Neuen Welt oder gar bis nach den Meeren der Alten Welt hinträgt. Hier ist der unbekannte Zufluchtsort, den er entdeckt hat und zu dem man durch einen unterseeischen Eingang gelangt, durch ein Wasserthor, das zwanzig bis dreißig Fuß unter der Meeresoberfläche liegen mag.
    Warum hält er sich abseits von der übrigen Menschheit?… Was würde man aus der Vergangenheit dieses Mannes wohl lernen? – Wenn der Name d’Artigas und der Grafentitel, wie ich vermuthe, nur angenommen sind, welche Gründe mag er haben, seine Identität zu verschleiern? Ist es ein Verurtheilter, ein Verbannter, der dieses Exil jedem andern vorgezogen hätte?… Oder hab’ ich nicht vielmehr mit einem Verbrecher in großem Stile zu thun, der Straflosigkeit für seine Schandthaten und Sicherheit vor gesetzlicher Verfolgung sucht, indem er sich in diese unentdeckbare unterirdische Höhle vergräbt?… Ich darf wohl Alles vermuthen, wenn es sich um den räthselhaften Fremdling handelt, und ich halte ihn auch für zu Allem fähig.
    Da drängt sich mir wieder die Frage auf, für die ich noch keine genügende Beantwortung gefunden habe, nämlich die, weshalb eigentlich Thomas Roch unter den bekannten Umständen aus dem Healthful-House entführt worden sei. Hofft der Graf d’Artigas darauf, ihm sein Geheimniß bezüglich des Fulgurators zu entreißen und es vielleicht zur Vertheidigung von Back-Cup zu benutzen, wenn sein Versteck durch einen Zufall an den Tag käme?…
    In einem solchen Falle könnte man aber das Eiland, das der Tug allein nicht hinreichend zu verproviantieren vermöchte, einfach aushungern. Die Goelette andrerseits hätte gar keine Aussicht, eine etwaige Einschließung zu durchbrechen, und außerdem würde nach jedem Hafen über sie berichtet werden. Wozu könnte die Erfindung Thomas Roch’s in den Händen des Grafen d’Artigas also nützen?… Das durchschaue ich nicht.
    Gegen sieben Uhr morgens spring’ ich aus dem Bett. Bin ich auch ein Gefangner innerhalb der Wände dieser Höhle, so bin ich doch nicht eingeschlossen in meiner Zelle. Nichts hindert mich, sie zu verlassen… ich trete hinaus…
    Bis auf dreißig Meter vor mir dehnt sich ein felsiger Vorplatz aus, eine Art Kai, der sich nach rechts und nach links hin fortsetzt.
    Mehrere Matrosen von der »Ebba« sind beschäftigt, Ballen auszuladen, den Frachtraum des Tug zu entleeren, der an einem kleinen Steindamm kaum über das Wasser hervorragend still liegt.
    Eine Halbdämmerung, an die sich meine Augen nach und nach gewöhnen, erhellt die Höhlung, die im Mitteltheile ihrer Wölbung eine Oeffnung hat.
    »Hier also, sag’ ich mir, entweichen jene Dämpfe oder vielmehr die Rauchwolken, die uns das Eiland schon auf drei bis vier Seemeilen hin erkennbar machten.«
    Gleichzeitig durchschwirrt mein Gehirn eine ganze logische Reihe von Erwägungen.
    »Back-Cup ist also gar kein Vulcan, wie man angenommen hat und ich selbst geglaubt habe. Die Dampfmassen und Flammen, die hier vor mehreren Jahren beobachtet wurden, waren nur künstliche gewesen.
    Das Donnergrollen, das die bermudischen Fischer in Furcht jagte, hatte keinen Aufruhr unterirdischer Kräfte als Ursache. Alle Erscheinungen waren nur gemachte!… Sie zeigten sich blos nach dem Belieben des Herrn dieses Eilands, dessen, der seine am Ufer siedelnden Bewohner vertrieben sehen wollte… Er hat seine Absicht erreicht… dieser Graf d’Artigas… er ist der einzige Beherrscher von

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