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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Bestimmung leicht genug zu erkennen ist. Von einem dasselbe überragenden Ständer laufen starke Kupferdrähte aus, die mit ihrem Strome die großen, von der Wölbung herabhängenden Bogenlampen speisen und auch die Glühlampen in jeder Zelle des Bienenkorbs versorgen. Eine erkleckliche Menge solcher Beleuchtungskörper ist ferner zwischen den Pfeilern der Höhle angebracht und ermöglicht es, letztere bis zu ihrem tiefsten Hintergrund zu erhellen.
    Jetzt leg’ ich mir die Frage vor, ob man mich in Back-Cup frei umhergehen lassen werde. Ich hoffe es. Was hätte auch der Graf d’Artigas für einen Grund, meine Freiheit zu beschränken und mir das Durchstreifen seines geheimnißvollen Gebiets zu untersagen?… Ich bin ja doch innerhalb der Wände dieses Eilands eingeschlossen. Verlassen kann man es nur durch den Tunnel. Wie sollte man aber durch dieses stets geschlossne Wasserthor gelangen?…
    Doch angenommen, ich hätte den Tunnel auf irgend eine Weise passieren können, so hätte mein Verschwinden ja sehr bald bemerkt werden müssen, der Tug hätte eine Anzahl Leute nach dem Ufergelände befördert, dieses wäre bis in seine verborgensten Schlupfwinkel durchsucht worden, und dabei hätte man mich wieder eingefangen, nach Bee-Hive zurückgebracht und diesmal mich sicherlich jeder Freiheit der Bewegung beraubt.
    Ich muß also jeden Gedanken an eine Flucht zurückweisen, so lange sich mir wenigstens keine verläßliche Aussicht auf ein Gelingen derselben bietet. Findet sich aber zufällig eine günstige Gelegenheit, so werde ich sie mir nicht entgehen lassen.
    Während ich so längs der Zellenreihen hinging, konnte ich mir auch einige der Leute des Grafen d’Artigas ansehen, die sich mit ihm zu dem einförmigen Leben in Back-Cup entschlossen haben. Ich wiederhole, daß deren Anzahl, nach der der Zellen beurtheilt, sich auf etwa hundert belaufen mag.
    Bei meinem Vorüberkommen lassen sie mich ganz unbeachtet. Eine genauere Betrachtung verräth mir, daß sie aus allen Ecken und Winkeln der Erde herrühren dürften. Ich erkenne an ihnen kein Zeichen gemeinsamer Abstammung, nicht einmal allgemeine Spuren, die sie zu Nordamerikanern, Europäern oder zu Asiaten stempeln könnten. Ihre Hautfarbe wechselt von Weiß durch Kupferbraun bis zum Schwarz… doch eher zum Schwarz des Indischen Archipels, als zu dem Afrikas. In der Mehrzahl scheinen sie malaiischen Rassen anzugehören, denn dieser Typus tritt noch an den meisten hervor. Ich füge hinzu, daß der Graf d’Artigas unzweifelhaft jener Sonderrasse der niederländischen Inseln im Stillen Ocean entstammt, daß der Ingenieur Serkö Levantiner und der Kapitän Spade ein Abkömmling Spaniens oder des spanischen Amerikas ist.
    Sind diese Bewohner Back-Cups aber auch nicht durch das Band gemeinsamen Rassenursprungs verbunden, so sind sie es doch ganz bestimmt durch das gleicher Neigungen und Begierden. Welch entsetzliche Physiognomien, welch rohe Gesichter, welch wilde Typen! Es sind gewaltthätige Naturen, die ihre Leidenschaften nie zu zügeln wußten und die wohl vor keiner Greuelthat zurückschrecken. Und warum – dieser Gedanke kommt mir eben – sollten sie nicht infolge einer langen Reihe von Verbrechen, von Diebstählen, Brandstiftungen und gemeinsam ausgeführten Mordthaten darauf verfallen sein, sich in diese Höhle zu flüchten, wo sie einer unbedingten Straflosigkeit sicher sein dürften?… Der Graf d’Artigas wäre dann also nur das Haupt einer Verbrecherbande, deren zwei Lieutenants Spade und Serkö bildeten, und Back-Cup wäre der Schlupfwinkel von Seeräubern!…
    Dieser Gedanke heftet sich immer fester in mein Gehirn ein, und ich würde sehr erstaunen, wenn die Zukunft zeigte, daß ich mich damit doch getäuscht hätte. Was ich übrigens bei Gelegenheit meines ersten Rundgangs wahrnehme, ist ganz geeignet, meine Ansicht zu stützen und die schlimmsten Voraussetzungen zu rechtfertigen.
    Doch wer die Leute auch sein und welche Umstände sie hier zusammengeführt haben mögen, auf jeden Fall erkennt man, daß die Genossen des Grafen sich seiner Oberherrschaft rückhaltlos unterworfen haben. Hält sie aber eine strenge Disciplin unter seiner eisernen Hand, so ist als Ausgleichung wahrscheinlich anzunehmen, daß dieser Art der Sklaverei, die sie auf sich genommen haben, auch gewisse Vortheile gegenüberstehen… doch welche?…
    Nachdem ich den Theil der Uferstrecke, unter der der Tunnel mündet, begangen habe, gelange ich nach der andern Seite der Lagune. Wie

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