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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Seewassers verdanken. Gleichzeitig neptunischen und plutonischen Ursprungs sind die Höhlen von Croton und Morgate an der Bai von Douarnenez in Frankreich, von Bonifacio an der Küste von Corsica, die von Thorgatten an der norwegischen Küste, deren Höhe sogar auf fünfhundert Meter angegeben wird, und endlich die von Griechenland, die Grotten von Gibraltar in Spanien und von Touranne in Cochinchina. Alles in allem weist die Natur ihrer Wände darauf hin, daß sie das Erzeugniß einer zweifachen geologischen Thätigkeit sind.
    Das Eiland Back-Cup besteht zum größten Theile aus Kalkstein. Vom Rande der Lagune aus steigen die Felsen erst in sanfter Neigung nach den Wänden zu an und lassen dazwischen Strecken von sehr feinkörnigem Sande, die da und dort von den bläulichen, starren und dichten Büscheln des Steinklees unterbrochen sind. Ferner finden sich hier große Ablagerungen von Tang und Sargasso, theils schon dürr, theils noch naß und dann den scharfen Geruch nach Seewasser aushauchend, den sie verbreiten, wenn die Strömung sie erst durch den Tunnel getrieben und dann an den Ufern der Lagune ausgeworfen hatte. Sie bilden übrigens nicht das einzige Brennmaterial, das für die vielfachen Zwecke auf Back-Cup Verwendung findet, denn ich bemerke auch einen mächtigen Vorrath von Steinkohle, der durch den Tug und die Goelette herangeschafft sein mag. Ich wiederhole aber, daß es die Einäscherung der Pflanzengebilde war, wovon der durch den Krater austretende Rauch früher und noch jetzt herrührte.
    Bei der Fortsetzung meines Spaziergangs unterscheide ich auf der Nordseite von der Lagune Wohnstätten dieser Colonie von Troglodyten… nun ja, verdienen sie nicht diesen Namen? Der Theil der Höhle, der hier »Bee-Hive«, d. h. der »Bienenstock« genannt wird, rechtfertigt seinen Namen vollkommen. Da sind von Menschenhand nämlich mehrere Reihen tiefer Löcher in dem Kalkfelsen der Wände ausgescharrt, und darin wohnen diese menschlichen Wespen.
    An der Ostseite zeigt sich die Anordnung der Höhle ganz anders. Hier streben, drehen, verzweigen sich Hunderte von natürlichen Pfeilern, die die Rippen der Wölbung stützen. Es ist ein wirklicher Wald von steinernen Bäumen der sich bis zu den äußersten Grenzen der Höhle ausdehnt. Durch die Pfeiler verlaufen eine Menge vielfach gewundner Pfade, auf denen man bis zum Hintergrunde von Back-Cup gelangen kann.
    Nach den Zellen von Bee-Hive zu urtheilen, muß sich die Zahl der Leute und Begleiter des Grafen d’Artigas auf achtzig bis hundert belaufen.
    Vor einer, von den andern mehr getrennt liegenden Zelle steht der Graf, dem sich eben der Kapitän Spade und der Ingenieur Serkö zugesellt haben. Nach dem Austausch weniger Worte begeben sich alle drei nach dem Ufer hinunter und bleiben auf dem kleinen Hafendamm, neben dem der Tug liegt, stehen.
    Eben jetzt befördern etwa ein Dutzend Leute, die die Waaren vorher aus dem Schlepper geholt hatten, diese in einem Boote nach der andern Seite der Lagune, wo breite, in der Seitenwand ausgehöhlte Vertiefungen die Lagerräume von Back-Cup bilden.
    Die Mündung des Tunnels unter dem Wasser der Lagune ist nicht sichtbar. Ich habe ja auch beobachtet, daß der von seewärts kommende Schlepper, um hinein zu gelangen, sich mehrere Meter unter die Wasserfläche versenken mußte. Bei der Grotte von Back-Cup liegt es also nicht so, wie bei denen von Staffa oder Morgate, wo der Eingang, selbst bei Hochwasser, stets frei ist. Ob es noch einen andern Weg nach dem Uferlande, einen natürlichen oder künstlichen Gang giebt, das werd’ ich auszuforschen suchen, denn es ist für mich von Wichtigkeit, darüber klar zu sein.
    Das Back-Cup-Eiland verdient seinen Namen in der That. Es ist wirklich eine umgekehrte Tasse, und zwar nicht nur der äußern, sondern – was man noch nicht wußte – auch der innern Gestaltung nach.
    Ich erwähnte bereits, daß Bee-Hive den Theil der Höhle einnimmt, der sich nördlich von der Lagune, das heißt von der Tunnelöffnung aus links befindet. An der entgegengesetzten Seite sind Magazine eingerichtet, worin Vorräthe aller Art, Waarenballen, Fässer mit Wein oder Branntwein, Biertonnen, Conservebüchsen und Colli mit dem verschiedensten Inhalt lagern, deren Signaturen ihre Herkunft von vielerlei Orten erkennen lassen. Man hätte sagen mögen, daß hier das Frachtgut von zwanzig Schiffen aufgestapelt wäre. Etwas weiterhin erhebt sich ein ziemlich bedeutendes Bauwerk, das von hoher Planke umgeben und dessen

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