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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu berauben… dazu hätt’ ich mich nicht hergegeben! Sie waren aber krank… Ihre Geisteskräfte etwas erschüttert… und eine solche Erfindung durfte doch nicht verloren gehen…. Hätten Sie in einem Krankheitsanfalle Ihr Geheimniß vor mir entschleiert, so würde Ihnen dennoch die Ehre und der Nutzen daraus bewahrt geblieben sein.
    – Wirklich, Simon Hart, antwortet Thomas Roch verächtlich, Ehre und Nutzen… das sagen Sie mir etwas spät!.. Sie vergessen wohl, daß man mich unter dem Vorwande, ich sei geisteskrank, in eine Zelle eingesperrt hatte… ja, unter dem Vorwande; denn ich hatte niemals den Verstand verloren, nicht eine Stunde lang, und das erkennen Sie wohl aus allem, was ich geschaffen habe, seit ich wieder frei bin…
    – Frei!… Sie halten sich für frei, Thomas Roch!… Zwischen den Wänden dieser Höhle sind Sie nicht weniger eingesperrt, als Sie es zwischen den Mauern des Healthful-House waren!…
    – Wer bei sich zu Hause ist, versetzt Thomas Roch mit einer Stimme, die der Ingrimm schärfer klingen macht, geht aus und ein, wie und wann es ihm beliebt!… Ich brauche nur ein Wort zu sagen, und alle Thüren öffnen sich mir… Diese Wohnung ist mein Eigenthum!… Der Graf d’Artigas hat sie mir mit allem, was darin ist, selbst abgetreten. Weh’ denen, die es wagten, sie anzugreifen! Ich habe Mittel in der Hand, sie zu vernichten, Simon Hart!«
    Bei diesen Worten bewegt der Erfinder das Glasgefäß, das er in der Hand hält, fieberhaft hin und her.
    Da rufe ich ihm zu:
    »Der Graf d’Artigas hat Sie betrogen, Thomas Roch, Sie ebenso, wie viele Andre… Unter diesem Namen verbirgt sich einer der schlimmsten Verbrecher, die je auf dem Stillen und dem Atlantischen Ocean gehaust haben!… Er ist ein Bandit… mit schwerster Schuld beladen… es ist der berüchtigte Ker Karraje…
    – Ker Karraje!« wiederholt Thomas Roch.
    Ich vermag nicht zu entscheiden, ob dieser Name auf ihn einen besondern Eindruck macht, ob er sich an den erinnert, der ihn trägt. Jedenfalls seh’ ich aber, daß dieser Eindruck sich schnell wieder verwischt.
    »Ich kenne keinen Ker Karraje, sagt Thomas Roch, der den Arm nach der Thür zu ausstreckt, wie um mich hinaus zu weisen. Ich kenne nur den Grafen d’Artigas.
    – Thomas Roch, nehm’ ich zu einem letzten Versuche noch einmal das Wort, der Graf d’Artigas und Ker Karraje sind einunddieselbe Person!… Hat dieser Mann Ihr Geheimniß gekauft, so geschah das in der Absicht, sich Straflosigkeit für seine Schandthaten zu sichern und solche nur desto leichter begehen zu können. Ja… er ist der Anführer dieser Seeräuber…
    – Seeräuber, unterbricht mich Thomas Roch, dessen Erregung so zunimmt, daß er ganz außer sich geräth, Seeräuber wären die, die mich auch hier in meiner Zurückgezogenheit zu bedrohen wagten, die das mit dem »Sword« schon einmal versucht haben – Serkö hat mir alles mitgetheilt – die mir aus meinem Wohnsitz rauben wollten, was mir gehört und nur der entsprechende Preis für meine Erfindung ist…
    – Nein, nein, Thomas Roch, das sind die, die Sie in der Höhle von Back-Cup gefangen halten, die Ihre Fähigkeiten zur eignen Vertheidigung benützen wollen und die sich Ihrer entledigen werden, wenn sie erst im vollen Besitz Ihres Geheimnisses sind!«
    Thomas Roch unterbricht mich hier nochmals. Er scheint von dem, was ich ihm sage, nichts zu verstehen; er verfolgt nur seine Gedanken, nicht die meinigen… den ihn beherrschenden Gedanken an Rache, den der Ingenieur Serkö in ihm nur noch mehr großgezogen hat und in dem sein ganzer Haß zusammenfließt.
    »Die Räuber, fährt er fort, das sind die Leute, die mich abgewiesen haben, ohne mich hören zu wollen… die mich ungerecht behandelten… mich durch Geringschätzung und abschlägige Antworten erdrückt, die mich von Land zu Land getrieben haben, während ich ihnen die Superiorität, die Unbesieglichkeit, die Allmacht anbot!«
    Es ist die alte Geschichte des Erfinders, auf den niemand hören will, dem gleichgiltige oder neidische Personen die Mittel zur Ausführung seiner Erfindung verweigern, die nicht den Preis anlegen wollen, dessen er sie werth hält…. Ich kenne sie, kenne auch alles, was zuweilen Uebertriebenes über diesen Gegenstand geschrieben worden ist.
     

    Der Erfinder bewegt das Glasgefäß fieberhaft hin und her. (S. 198.)
     
    Auf jeden Fall ist es jetzt nicht der richtige Augenblick, mit Thomas Roch weiter zu verhandeln. Ich sehe nur, daß meine Beweisgründe

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