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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Linie und kaum sechs Seemeilen entfernt, doch noch außerhalb der Tragweite von Roch’s Wurfgeschossen.
    Eine Befürchtung ist also zerstreut… die Furcht, daß jene Schiffe, nachdem sie in Sicht der Bermudas-Inseln vorübergekommen wären, ihre Fahrt nach den Gewässern der Antillen und Mexikos fortgesetzt hätten. Nein, sie sind noch da… liegen still… sie warten nur den hellen Tag ab, um Back-Cup anzugreifen.
    In diesem Augenblick entsteht auf dem Ufer eine gewisse Bewegung. Drei oder vier der Raubgesellen tauchen zwischen den vordersten Felsblöcken auf. Die Wachposten von der Spitze ziehen sich zurück. Die ganze Bande ist jetzt versammelt.
    Sie hat nicht Schutz im Innern der Höhle gesucht, wohl wissend, daß die Schiffe nicht nahe genug herankommen können, um das Eiland mit ihren groben Geschossen zu erreichen.
    In der Tiefe der Einbuchtung, wo ich bis an den Kopf versteckt bin, laufe ich keine Gefahr, entdeckt zu werden, und es ist auch nicht anzunehmen, daß jemand nach dieser Seite hin kommt. Immerhin könnte sich noch etwas Unangenehmes ereignen: wenn der Ingenieur Serkö nämlich, oder irgend ein Andrer, sich überzeugen wollte, ob ich mich in meiner Zelle befände, oder wenn sie mich in diese einschließen wollten… Doch, mein Gott, was haben Sie denn von mir zu fürchten?
    Um sieben Uhr fünfundzwanzig begeben sich Ker Karraje, der Ingenieur Serkö und der Kapitän Spade nach der Felsenspitze hinaus, von wo sie den nordwestlichen Horizont besichtigen. Hinter ihnen sind die sechs Bocklafetten aufgestellt, in deren Rinnen schon die automobilen Geschosse liegen. Nachdem sie durch die Zündmasse in Brand gesetzt sind, werden sie in langem Laufe hinauszischen bis zu der Zone, wo ihre Explosion die ganze Luftmasse der Umgebung orkanartig aufwühlt.
    Um sieben Uhr fünfunddreißig. Ueber den Kriegsschiffen steigen vereinzelt Rauchwolken auf, sie werden sich in Gang setzen und in die Schußweite der erstörungsmaschinen Back-Cups kommen.
    Die Banditenhorde stößt ein entsetzliches Freudengeschrei aus… eine Salve Hurrahs… gleich dem Gebrüll von Raubthieren.
    Im gleichen Augenblick verläßt der Ingenieur Serkö die Gruppe, in der nur Ker Karraje und der Kapitän Spade zurückbleiben. Er wendet sich nach der Mündung des Ganges und begiebt sich nach der Höhle, aus der er gewiß Thomas Roch holen will.
    Wird sich der Erfinder, wenn ihm Ker Karraje befiehlt, seine mörderischen Geschosse nach den Schiffen zu entsenden, wohl an das erinnern, was ich ihm gesagt habe?… Wird ihm das Verbrechen, das er begehen könnte, nicht in aller abschreckenden Entsetzlichkeit vor Augen treten?… Wird er die Stimme des Gewissens hören?… Nein, ich glaube es leider nicht! Warum sollt’ ich mich hierüber auch einer Einbildung hingeben?… Ist der Erfinder denn nicht hier zu Hause?… Er hat es ja wiederholt ausgesprochen… er glaubt es. Jetzt will man ihn angreifen… er vertheidigt sich!
    Die fünf Fahrzeuge rücken mit mäßiger Schnelligkeit näher heran und steuern auf die Spitze des Eilands zu. Vielleicht hegt man dort an Bord den Gedanken, daß Thomas Roch den Raubgesellen von Back-Cup seine letzten Geheimnisse noch nicht verrathen habe, und in der That war das an jenem Tage noch nicht der Fall, wo ich die kleine Tonne der Strömung in der Lagune anvertraute. Wenn die Commandanten der Kriegsschiffe aber eine Landung am Eiland beabsichtigen, wenn sie sich in die eine Seemeile breite Gefahrenzone wagen, so werden von den Fahrzeugen bald nur noch unförmige Trümmer auf dem Meere treiben!
    Richtig, dort kommt Thomas Roch mit dem Ingenieur Serkö. Beim Verlassen des Ganges wenden sie sich der Bocklafette zu, die nach dem führenden Schiffe hin gerichtet ist.
    Ker Karraje und der Kapitän Spade erwarten sie an diesem Platze.
    Soweit ich es beurtheilen kann, erscheint Thomas Roch sehr ruhig. Er weiß, was er thun wird. Kein Zaudern wird den Unglücklichen, den sein Haß verwirrt, beschleichen können.
    Zwischen seinen Fingern glänzt eins der Glasgefäße, das die Zündflüssigkeit enthält.
    Seine Blicke richten sich nach dem am wenigsten entfernten Schiffe, das jetzt etwa fünf Meilen von hier herandampft.
    Es ist ein Kreuzer von mittler Größe, höchstens von zweitausendfünfhundert Tonnen. Eine Flagge hat er nicht gehißt; aus seiner Bauart glaub’ ich aber zu erkennen, daß es ein englisches Schiff ist.
    Die vier andern Schiffe halten sich hinter ihm zurück.
    Dem Kreuzer fällt offenbar die Aufgabe zu,

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