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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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weiterschreite, wird ein heller Schein sichtbar, der nach dem andern Ufer der Lagune hin ausstrahlt. Dieses Licht entströmt einer Ampel im Laboratorium und sendet seine Strahlen durch ein schmales Fenster der Vorderseite.
    Außer dieser Stelle liegt das südliche Uferland im Dunkeln, während an der gegenüberliegenden Seite Bee-Hive bis zur nördlichen Höhlenwand erleuchtet ist. In der Oeffnung der Decke über der dunkeln Lagune blinken einige Sterne. Der Himmel ist klar, der Sturm hat sich gelegt und keine Luftwirbel dringen mehr ins Innre von Back-Cup ein.
    Am Laboratorium angelangt, schleiche ich längs der Wand hin, richte mich dann vorsichtig bis zum Fenster empor und sehe Thomas Roch dahinter.
    Er ist allein. Sein hell beleuchtetes Gesicht ist mir zu drei Viertel zugedreht. Wenn seine Züge auch schlaff erscheinen und seine Stirnfalten schärfer ausgeprägt sind, so verräth sein Ausdruck doch eine vollkommene innere Ruhe, eine gänzliche Herrschaft über sich selbst. Nein, das ist nicht mehr der Bewohner des Pavillons Nr. 17, der Geisteskranke des Healthsul-House, und ich frage mich nur, ob er wohl völlig geheilt, ob nicht zu befürchten ist, daß sein Verstand in einer letzten Krisis doch noch verloren geht.
    Thomas Roch hat eben zwei Glasgefäße auf ein Wandbrett gestellt und hält ein drittes Fläschchen in der Hand.
    Er bringt es in den Lichtschein der Hängelampe und sieht nach, ob die Flüssigkeit darin ganz klar ist.
    Einen Augenblick packt mich das Verlangen, in das Laboratorium zu stürzen, die Gläser zu ergreifen, sie zu zertrümmern… Thomas Roch würde dafür aber doch neue Mengen seiner Zündflüssigkeit herstellen können… Nein, es ist besser, ich bleibe bei meinem ersten Vorhaben.
    So stoß’ ich die Thür auf, trete ein und sage:
    »Thomas Roch!«…
    Er hat mich weder gesehen, noch gehört.
    »Thomas Roch!« wiederhole ich.
    Da erhebt er den Kopf, dreht sich um und starrt mich an.
    »Ah, Sie sind’s, Simon Hart!« antwortet er in ruhigem, fast gleichgiltigem Tone.
    Er kennt meinen Namen. Der Ingenieur Serkö hat ihn darüber aufgeklärt daß es nicht der Wärter Gaydon, sondern Simon Hart war, der ihn früher im Healthful-House überwachte.
    »Sie wissen also…? erwidre ich.
    – Ebenso wie ich weiß, in welcher Absicht Sie einst den Pflegerdienst bei mir übernahmen… Ja, Sie hofften ein Geheimniß zu durchschauen, für das mir niemand den gebührenden Preis zahlen wollte!«
    Thomas Roch ist von allem unterrichtet, und vielleicht ist das desto besser im Hinblick auf das, was ich ihm sagen will.
    »Nun, es ist Ihnen nicht gelungen, Herr Hart! Und was das hier angeht, setzt er hinzu, während er den Inhalt des Gläschen schüttelt, ist es überhaupt noch niemand gelungen… und wird auch nie gelingen!«
    Thomas Roch hatte also, wie ich mir immer dachte, die Zusammensetzung seiner Zündflüssigkeit nicht bekannt gegeben.
    Nachdem ich ihm darauf gerade ins Gesicht gesehen hatte, antworte ich:
    »Sie wissen also, wer ich bin, Thomas Roch… doch wissen Sie denn auch, bei wem Sie sind?
    – Bei mir zu Hause!« ruft er laut.
    Ja, das hat ihn Ker Karraje glauben lassen. Auf Back-Cup betrachtet sich der Erfinder als zu Hause. Die in der Höhle aufgehäuften Schätze sind sein Eigenthum… Greift jemand Back-Cup an, so will er ihm sein Gut rauben… und er wird es vertheidigen… er hat das Recht dazu!
    »Thomas Roch, nahm ich wieder das Wort, hören Sie mich an…
    – Was haben Sie mir zu sagen, Simon Hart?
    – Die Höhle, nach der wir Beide verschleppt worden sind, wird von einer Bande von Seeräubern bewohnt…«
    Thomas Roch läßt mich nicht aussprechen – ich weiß nicht einmal, ob er mich verstanden hat – sondern fällt hastig ein:
    »Ich wiederhole Ihnen, daß die hier lagernden Reichthümer der Preis für meine Erfindung sind… Sie gehören mir… Man hat mir für den Fulgurator Roch so viel bezahlt, wie ich verlangte… und das hatte man mir überall verweigert… sogar in meinem eignen Vaterlande… das ja auch das Ihrige ist… doch ausplündern lass’ ich mich nicht!«
    Was sollte ich auf so thörichte Reden erwidern?… Ich fahre also fort und sage:
    »Thomas Roch, Sie erinnern sich doch noch des Healthful-House?
    – Des Healthful-House… wo man mich eingesperrt und den Wärter Gaydon beauftragt hatte, meine geringsten Worte zu belauschen… mir mein Geheimniß zu stehlen…
    – Mir ist niemals in den Sinn gekommen, Thomas Roch, Sie des Nutzens aus Ihrer Erfindung

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