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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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Schlüssel«, rief seine Mutter.
    Andy hielt ein. Hier war eine völlig neue Richtung gegeben. Es gehörte zu seinem System, Türen mit den Fäusten zu bearbeiten, und wenn das nichts half, dann griff er sie wütend mit seinen Schuhen an.
    Adele öffnete die Tür und sprang hastig beiseite, während ihr Sohn an ihr vorbei die Treppe hinaufstürzte, um im ersten Stockwerk mit einer ersten persönlichen Besichtigung zu beginnen.
    Wie betäubt ging seine Mutter auf eines der Fenster zu und starrte hinaus auf die ruhige See. Bestürzt dachte sie: Ich bin ein zahmes, friedfertiges Wesen. Wie konnte ich diesem kleinen Teufel nur das Leben schenken?
    Andy stand vorn im Schlafzimmer und schaute sich um. Das Zimmer war groß, leer und wenig aufregend. Er schnüffelte. Es gab keine Möbel, also auch nichts, auf dem man hätte herumspringen, von dem man herunterspringen oder das man hätte zerbrechen können. Sehr, sehr enttäuschend.
    Er trottete durch das Zimmer auf einen Einbauschrank zu. Es kam vor, daß man in Schränken sehr interessante Entdeckungen machte. Hier handelte es sich um einen von den berühmten neun Schränken, obwohl Andy davon natürlich nicht die geringste Ahnung hatte. Da war ein Schlitz, wo das Holz sich zusammengezogen hatte, und in den er seine Finger stecken konnte. Er schob die Finger in diesen Schlitz und begann zu ziehen. Der Schrank war offen.
    Er öffnete sich sehr unerwartet, und Andy fand sich auf dem Boden sitzend wieder. Er schaute sich um, riskierte ein vorbeugendes Ohr, und als er keinen Laut von seiner Mutter vernahm, murmelte er: »Verdammtdammtdammtdammtdammt!« wie ein Maschinengewehr. Er kam langsam wieder auf die Beine und ging daran, das Innere des Schranks zu untersuchen.
    Neugierig sah er sich in dem Schrank um.
    Freudig schnappte er nach Atem.
    »Scheiße«, sagte er glücklich.
    Der Schrank war schließlich doch kein Schrank. Denn im Inneren führte eine Treppe zu unerschlossenen Geheimnissen.
    Ein heller Sonnenstrahl erleuchtete diesen unbekannten Ort, sonst hätte er nie gewagt, sich dort hinein zu begeben, aber so hatte er nicht die geringsten Hemmungen. Und er tat es auf der Stelle. Langsam zog er sich mit seinen kleinen Händen hoch, stützte sich mit den Knien ab und hinterließ auf jeder Stufe zwei kleine staubfreie Flecken.
    Die Treppe führte zu einer entzückenden, kleinen Waffenkammer. Auf drei Seiten befanden sich Fenster, von denen aus man die Bucht übersehen konnte, und Andy hatte nichts an den Fenstern auszusetzen, obwohl sie völlig schmutzverkrustet und mit Fliegendreck übersät waren und noch die Spuren des letzten Regens zeigten.
    Nie in seinem kurzen Leben hatte er so viele Spinnen gesehen. Reizende, große, muntere Spinnen, und er nahm sich vor, eine mitzunehmen und seiner Mammi zu zeigen. Weitere interessante Entdeckungen konnten natürlich nicht ausbleiben. Direkt ihm gegenüber befand sich eine kleine Tür, die sich schon nach wenigen Fußtritten leicht öffnen ließ. Naja, öffnen war vielleicht ein wenig übertrieben, denn eigentlich waren zwei Holzbohlen herausgefallen, und sie gaben genügend Raum frei, daß er hindurchkriechen konnte.
    Er besah sich eingehend seinen neuen Herrschaftsbereich. Er stand auf einer kleinen Plattform zwischen dem scharf abfallenden Dach auf der einen und dem sanft ansteigenden Dach auf der anderen Seite. Die Möglichkeiten, die dieses Plätzchen bot, lagen natürlich auf der Hand. Er konnte das leicht ansteigende Dach erklettern, eine ideale Rutschbahn für sein Hinterteil. Oder er konnte bis zu dem Geländer hinaufklettern und den schmalen Grat entlang knattern, so als sei er eine von Victorias Sechspfündern.
    Da Eisenbahnzüge sein ganzes Denken beherrschten, kletterte er zunächst bis zum Geländer hoch.
    Überwältigt rief er aus: »Jippiiii!«
    Es war herrlich da oben.
    Er schaute sich um. Dort, weit unten, drei Stockwerke tiefer, lagen die Terrasse, die Treppe und der Vorgarten, dann noch der Strand und die ... Er unterbrach seine Betrachtungen und starrte auf die andere Strandseite.
    Jenseits eines Wellenbrechers stand ein Mann. Ein Fremder, soweit dies Andy betraf, aber er tanzte wie verrückt herum, winkte mit beiden Armen und schrie sich heiser.
    Aufmerksam beobachtete das Kind die Szene. Aber Andy konnte absolut keinen Grund für das merkwürdige Verhalten des Fremden finden. Der Mann legte los und rannte auf das Haus zu. Er brüllte wie ein verwundeter Stier.
    Andy schnüffelte einmal kurz, verlor das

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