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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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sie dann den ärgsten Regen hinter sich.
    Nach einer weiteren Stunde mühseligen Kampfes kehrte sie vollbepackt nach Hause zurück, um dort festzustellen, daß sie den wichtigsten Einkaufsposten auf ihrer Liste vergessen hatte - das Fleisch für den braunen Schmorbraten.
    Und noch einmal legte sie den ganzen Weg zurück, während Andy schrie, weil er fror. Diesmal kehrte sie um Jahre gealtert nach Hause zurück.
    Klein, dunkel und lebhaft zählte Adele zu den Frauen, die normalerweise die richtige Einstellung zu Wetter und Kleidung zeigen. War der Himmel blau und schien die Sonne, dann war sie heiter, liebenswert und zeitweise auch witzig. War der Tag düster und grau, dann verfiel sie einer solch tiefen Schwermut, daß jede Romanfigur von Dostojewskij dagegen wie der reinste Witzbold wirken mußte.
    Sie brachte Andy zu Bett und begann, das Essen zuzubereiten.
    Den Braten ließ sie in einem Topf bei leichter Flamme schmoren und beschäftigte sich dann mit der Wäsche.
    Die Küche war sehr eng und bewußt so angelegt, möglichst unpraktisch und hinderlich zu sein. Mit solchen modernen Einrichtungen wie einem Gasofen, einer großen, elektrischen Waschmaschine und einer Schleudertrommel war zwar noch Platz genug, sich umzudrehen, aber nur dann, wenn Adele ihren Atem anhielt. Während sie die Wäsche im Auge hatte und die Maschine wie verrückt vibrierte, fiel ihr plötzlich auf, daß die kleine Küche ungewöhnlich stark verraucht war, und sie versuchte, das Fenster zu öffnen.
    Wie immer bei naßkaltem Wetter klemmte der Holzrahmen, und sie mußte ziehen, reißen und das Ganze schließlich mit einem Schraubenzieher anheben, bevor das Fenster sich schließlich widerwillig mit lautem Kreischen öffnen ließ. Der Dampf zog nach draußen ab, und in Sekundenschnelle stand Adele in der Vorher überheizten, jetzt aber eiskalten Küche, während der peitschende Regen sich über ihren Hals und Rücken ergoß.
    Sie versuchte also, das Fenster wieder zu schließen.
    Das Fenster aber weigerte sich.
    Das war ein Kampf, den sie viele Male erfolgreich bestanden hatte, immer und immer wieder, fünf Jahre lang. Es gab absolut keinen triftigen Grund dafür, daß gerade an diesem Tage der unumstößliche Beschluß in ihr reifen sollte, dieses Leben sei nicht länger zu ertragen. Aber genau so kam es.
    Sie nahm den Fenstergriff fest in die Hand und rüttelte wütend daran. Dann brach die verrostete Schraube ab, und der ganze Griff löste sich aus dem Holzrahmen. Adele flog quer durch die Küche, während sie hilflos mit den Armen in der Luft herumruderte.
    Im Fallen stieß sie an die Bratpfanne, die seitwärts kippte. Der Schmorbraten landete in der Waschmaschine.
    Das Waschmittel, das einen braunen Braten weißer als weiß waschen kann, ist bis heute noch nicht auf dem Markt erschienen.
    Adele schloß ihre Augen. Nicht weit entfernt schien sich ein roter Nebel zu bilden, der von einem grellen Lichtblitz abgelöst wurde.
    »Nein!« schrie sie. »Ich halte das nicht eine einzige Sekunde länger aus. Ich habe diese verdammte Wohnung restlos satt. Fenster, die sich nicht öffnen, Türen, durch die ein eisiger Sturm pfeift, eine Küche, die nicht einmal Platz für eine zu klein geratene Maus läßt - das alles macht mich einfach krank. Hier bleibe ich einfach nicht länger. Nein, nein, nein!«
    Und in dieser Stimmung traf Bernie seine Frau an, als er nach Hause kam. Auch er hatte einen sehr schlechten Tag gehabt.
    Ein großer, breitschultriger Mann schlenderte einen verregneten, grauen Bürgersteig entlang. In seiner linken Hand hielt er einen Schirm mit Krückengriff, der wild und mit Höchstgeschwindigkeit rotierte - wie ein Propeller. Sein Gesicht war dunkel und tief gefurcht, er sah angsterregend und wütend aus. Die Bemerkungen anderer Fußgänger, die sich vor dem drehenden Schirm in Sicherheit brachten, schienen ihn überhaupt nicht zu berühren. Das war Mr. Bernard Charlton.
    Es goß in Strömen, aber der Schirm wollte sich nicht richtig öffnen. Das war nie anders gewesen seit dem Tag, an dem er den Schirm gekauft hatte. Bernie wäre eigentlich sogar erstaunt gewesen, wenn man ihm gegenüber behauptet hätte, das Ding sei dazu da, einen Menschen vor dem Regen zu schützen. Er kaufte Schirme dazu, sie zu drehen, mit ihnen in verdächtigen Dingen herumzustochern und im übrigen, um der Laune des Augenblicks sichtbaren Ausdruck zu verleihen.
    Wie immer, war er auch an diesem Tag abgerissen und formlos gekleidet, und auf dem Kopf trug er

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