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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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können Sie in diese Dinger reinstecken, aber ansonsten verhungern und verkümmern Sie darin. Diese Charltons bekommen schon einen Gegenwert für ihr Geld, Sie werden noch sehen!«
    Shirley war völlig entsetzt. Es war direkt unanständig von ihrem Harry, sich plötzlich als heimlicher Philosoph zu entpuppen. Ihr Selbstvertrauen war regelrecht erschüttert, denn sie hatte geglaubt, Harry genau zu kennen.
    »Und jetzt auf die Charltons«, sagte Harry, und er trank auf die Tölpel, feierlich, fromm, ja, fast andächtig.

    An der Einfahrt des Hauses blieb Adele einen Augenblick stehen, um den Ausblick zu genießen, der ihr einfach den Atem verschlug. Direkt vor ihr lag der Strand, nur unterbrochen von einigen verfaulenden Wellenbrechern, die von dem mangelnden Interesse der lokalen Behörden zeugten, den an London gewöhnten Augen Adeles dagegen direkt malerisch erschienen. An manchen Stellen waren die verbindenden Planken einfach verschwunden, und die Brecher ragten aus dem Sand wie verfaulte Zähne. Dort, wo die Wellenbrecher endeten, begannen die Schlammlöcher. Schwarzer, weicher, glitschiger Schlamm, der angeblich bei Rheumakranken Wunder wirken soll. Eigentlich hätte dieser Anblick abstoßend sein müssen, aber die Ebbe hatte auf dem Schlamm eine Wasserschicht zurückgelassen, in der sich die Sonne spiegelte. . Die Fläche reflektierte alle Farben, die man auf einer Perlmuttmuschel nur finden kann.
    Ein Seevogel kreiste gemächlich über dem Wasser. Seine Schwingen bewegten sich kaum, während er abwärts glitt, sich nach unten neigte und auf der Suche nach Futter den Strand und das offene Wasser absuchte.
    Die kühle Brise strich an ihren Wangen entlang, und Adele lächelte glücklich. Ihre Nasenflügel bebten, sie nahm den Geruch von Meerwasser und Tang in vollen Zügen auf.
    Sie schaute über die Schulter, weil sie sichergehen wollte, daß Andy wie vorgesehen hinter ihr war. Sie mußte lachen, als sie ihn am Strand entlangtraben sah. Sehr lebhaft imitierte er eine Lokomotive, und seine Arme bewegten sich wie stoßende Kolben. Man konnte hören, wie er das berühmte sch-sch-sch immer
    wieder ausstieß. »Andy«, sagte sie zärtlich, »dies ist unser neues Haus.«
    »Is schön«, räumte er ein. »Ich mag es.«
    Er preßte die Lippen zusammen und legte seine sommersprossige Stirn in Falten.
    Sehnsüchtig fragte er: »Wartet Daddy hier auf uns?«
    Adele fuhr ihm durch seine zerzausten Haare. »Nein«, sagte sie sanft. »Er wartet nicht auf uns. Er kommt mit dem Möbelwagen nach, und er braucht bis hierher länger als die Eisenbahn.«
    Andy seufzte: »Ich hoff’, er kommt bald an.«
    Adele lächelte. Obwohl der Kleine manchmal eine Nervensäge sein konnte, war er doch ein sehr liebenswertes Kind. Es war direkt rührend, zu beobachten, wie sehr er an seinem Vater hing.
    »Warum, mein Liebling?«, fragte sie.
    »Weil ich Zusehen möchte, wie ihm Sachen auf seine Füße fallen und er dann wie verrückt herumhüpft und verdammt, verdammt, verdammt schreit«, erklärte Andy gelassen.
    Adele war erschüttert, als sie dieser Eimer voll eiskalten Wortschwalls unerwartet und mitten im Gesicht traf.
    »Andy«, rief sie ärgerlich, »so etwas darfst du nicht sagen.«
    »Was meinst du mit >so etwas    »Naja, verdammt meine ich«, murmelte sie. »Das ist doch nicht nett bei einem Jungen.« - »Aber Daddy sagt es doch.«
    »Ich weiß, daß er das tut. Aber Daddy ist ein erwachsener Mann, und du bist schließlich nur ein kleiner Junge.«
    Andy dachte über die Logik dieser Behauptung nach, spürte, daß da eine gewisse Lücke existierte, konnte diese Lücke aber nicht ausmachen.
    »Kann ich denn nicht wenigstens verflixt noch mal sagen?« erkundigte er sich. Er hatte vor, die zulässigen Grenzen seiner verbalen Ausdrucksmöglichkeiten ein für allemal festzulegen.
    »Nein, auf keinen Fall«, antwortete Adele kurz.
    Andy schmollte. Dies bedeutete eine Einschränkung seiner Redefreiheit, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte. Er setzte erneut an. »Darf ich denn wenigstens Sch... sagen?«
    Adele fing an zu schreien: » Nein. Nein, nein und noch mal nein, du schreckliches Kind. Hör mit der Fragerei auf und gehorche endlich. Komm mit ins Haus.«
    Gehorsam trottete der kleine Junge den Weg zum Haus hinauf. Er kletterte auf die Terrasse und lief zur Eingangstür, die er voller Hingabe mit beiden Fäusten bearbeitete.
    »Warte doch, ich habe den

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