Vor Vampiren wird gewarnt
getan.«
Ich schämte mich. »Oh, entschuldige.«
»Dieses Jahrhundert ist wunderbar, um darin als Mensch zu leben«, fuhr Eric fort. »Man kann essen, wann immer man will.«
»Wenn man das Geld hat und sich etwas kaufen kann.«
»Oh, man kann es stehlen«, erwiderte er. »Es ist doch so, dass Essen da ist.«
»Nicht in Afrika.«
»Ich weiß, dass in vielen Teilen der Welt immer noch Menschen hungern. Aber früher oder später wird sich der Wohlstand überallhin ausbreiten. Es hat hier nur begonnen.«
Ich fand seinen Optimismus erstaunlich. »Glaubst du wirklich?«
»Ja«, sagte er nur. »Flichtst du mir das Haar, Sookie?«
Ich holte meine Bürste und ein Haargummi. Und auch wenn's albern klingt, das hier machte mir richtig Spaß. Eric setzte sich auf den Hocker vor meiner Frisierkommode, und ich zog den Morgenmantel über, den er mir geschenkt hatte, ein wunderschönes seidenes Exemplar in Weiß und Pfirsichfarben. Ich begann Erics langes Haar zu bürsten. Und da er nichts dagegen hatte, strich ich die blonden Strähnen mit Gel glatt, sodass keine losen Haare den Look ruinieren würden. Ich ließ mir Zeit, flocht den Zopf so ordentlich ich konnte, und band das Ende schließlich mit dem Haargummi zusammen. Wenn ihm sein Haar nicht ums Gesicht flatterte, sah Eric viel ernster aus, aber ganz genauso gut. Ich seufzte.
»Was hat es mit diesem Seufzer auf sich?«, fragte er und drehte sich hin und her, um sich von allen Seiten im Spiegel zu betrachten. »Bist du etwa nicht zufrieden mit dem Ergebnis?«
»Ich finde, du siehst großartig aus«, sagte ich. Nur der Umstand, dass er mich falscher Bescheidenheit beschuldigen könnte, hinderte mich daran, anzufügen: »Warum um alles in der Welt bist du also mit mir zusammen?«
»Jetzt werde ich dein Haar frisieren.«
Erschrocken fuhr ich zusammen. In der Nacht, als ich zum allerersten Mal Sex hatte, hatte Bill mein Haar gebürstet, bis die Sinnlichkeit dieser Bewegung sich zu einer ganz anderen Art Sinnlichkeit gewandelt hatte. »Nein, danke«, erwiderte ich munter.
Ich fühlte mich plötzlich sehr seltsam.
Eric drehte sich zu mir um und sah mich an. »Warum bist du so nervös, Sookie?«
»Hey, was ist eigentlich mit Alaska und Hawaii?«, fragte ich wahllos. Ich hatte immer noch die Bürste in der Hand, und ohne es zu wollen, ließ ich sie fallen. Klappernd fiel sie auf den Holzboden.
»Was?« Eric sah ein wenig verwirrt drein und blickte zuerst auf die Bürste und dann in mein Gesicht.
»In welcher Division sind sie? Beide in Nakamura?«
»Narayana. Nein. Alaska gehört den Kanadiern, die ihr eigenes System haben. Und Hawaii ist autonom.«
»Aber das geht doch nicht.« Ich war aufrichtig empört. Dann fiel mir ein, dass ich Eric noch etwas sehr Wichtiges erzählen musste. »Heidi hat dir sicher Bericht erstattet, nachdem sie auf meinem Land herumgeschnuppert hatte, oder? Hat sie dir auch von der Leiche erzählt?« Meine Hand zuckte unkontrolliert.
Eric beobachtete jede meiner Bewegungen, seine Augen wurden schmal. »Über Debbie Pelt haben wir doch schon gesprochen. Wenn du wirklich möchtest, bringe ich sie woanders hin.«
Ich zitterte am ganzen Körper. Ich wollte ihm erzählen, dass es um eine neue Leiche ging, und ich hätte es auch getan, aber irgendwie hatte ich Schwierigkeiten, meinen Satz zu formulieren. Ich fühlte mich so sonderbar. Eric neigte den Kopf, den Blick auf mein Gesicht gerichtet. »Du benimmst dich seltsam, Sookie.«
»Glaubst du, Alcide konnte am Geruch erkennen, dass es Debbies Leiche war?«, fragte ich. Was war mit mir los?
»Nein, nicht am Geruch«, sagte er. »Eine Leiche ist eine Leiche. Sie behält den unverwechselbaren Geruch nicht, der sie als einen bestimmten Menschen kennzeichnete, vor allem nicht nach so langer Zeit. Machst du dir solche Sorgen darüber, was Alcide denkt?«
»Nicht mehr so wie früher. Hey, heute habe ich im Radio gehört, dass einer der Senatoren von Oklahoma sich als Werwolf geoutet hat«, plapperte ich weiter. »Er sagte, er würde sich erst an dem Tag in einer Regierungsbehörde registrieren lassen, an dem sie ihm die Reißzähne aus seiner kalten Leiche ziehen.«
»Ich glaube, das wird positive Auswirkungen für die Vampire haben«, sagte Eric recht zufrieden. »Wir haben natürlich immer gewusst, dass die Regierung uns irgendwie im Auge behalten will. Doch wenn die Werwölfe jetzt ihren Kampf gegen die Überwachungspolitik gewinnen, können wir vielleicht dasselbe erreichen.«
»Zieh dich
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