Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
Jungen immerhin vor seinem endgültigen Tod bewahrt. Wie immer ihre Beziehung sich also gestaltete, sie bestand schon seit über achtzig Jahren.
    All diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, einer nach dem anderen, während wir den beiden Besuchern folgten. Ocella hatte gesagt, er hätte ohne Vorwarnung hereinkommen können. Wäre nett gewesen, wenn Eric das mir gegenüber mal erwähnt hätte. Na ja, vermutlich hatte er gehofft, dass Ocella nie aufkreuzt, deshalb war ich bereit, Eric das durchgehen zu lassen... aber statt mir einen Vortrag darüber zu halten, wie die Vampire nach eigenem Gutdünken Amerika aufgeteilt hatten, wäre es doch viel nützlicher gewesen, mir zu sagen, dass sein Schöpfer jederzeit einfach so in mein Schlafzimmer hereinspaziert kommen könnte.
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz«, sagte ich, nachdem Ocella und Alexej sich auf dem Sofa niedergelassen hatten.
    »So viel Sarkasmus«, entgegnete Ocella. »Wollen Sie gar keine Gastfreundschaft beweisen?« Er musterte mich von oben bis unten mit Augen, die zwar von einem satten Braun waren, aber dennoch völlig kalt.
    Herrje, war ich froh, dass ich einen Morgenmantel trug. Da hätte ich ja lieber Chappi gefuttert, als vor diesen beiden nackt dazustehen. »Es hat mich nicht gerade gefreut, dass Sie vor meinem Schlafzimmerfenster aufgetaucht sind«, erklärte ich. »Sie hätten an die Tür kommen und anklopfen können, so wie Leute mit guten Manieren es tun.« Aber ich sagte ihm nichts, was er nicht schon wusste. Vampire durchschauen Menschen recht gut, und die älteren Vampire können meist besser als die Menschen selbst beurteilen, welcher Stimmung diese gerade sind.
    »Ja, nur hätte ich dann nicht einen so reizenden Anblick genossen.« Ocellas Blick strich fast spürbar über Erics nackten Oberkörper. Und zum ersten Mal ließ auch Alexej ein Gefühl erkennen. Er wirkte verängstigt. Fürchtete er, dass Ocella ihn verstoßen und auf Gedeih und Verderb der Welt ausliefern würde? Oder fürchtete er, dass Ocella ihn bei sich behalten würde?
    Alexej tat mir enorm leid, doch genauso sehr fürchtete ich ihn auch.
    Er war ebenso hilflos wie Eric.
    Ocella hatte Alexej mit einer Aufmerksamkeit betrachtet, die beinahe furchteinflößend war. »Es geht ihm schon viel besser«, murmelte er jetzt. »Eric, deine Gegenwart tut ihm sehr gut.«
    Ich hatte gedacht, dass es eigentlich nicht mehr viel schwieriger werden konnte, doch ein entschiedenes Klopfen an meiner Hintertür, gefolgt von einem »Sookie, bist du da?«, sagte mir, dass diese Nacht noch lange nicht ihren schlimmsten Punkt erreicht hatte.
    Mein Bruder Jason kam herein, ohne eine Antwort abzuwarten. »Sookie, ich hab gesehen, dass bei dir noch Licht brennt, und da hab ich mir gedacht, du bist noch auf«, plauderte er drauflos, hielt aber inne, als er sah, wie viel Besuch ich hatte. Und was das für Besuch war.
    »'tschuldige, Sook«, fuhr er langsam fort. »Eric, wie geht's so?«
    »Jason, das ist mein ...«, begann Eric. »Das ist Appius Livius Ocella, mein Schöpfer, und das sein anderer Sohn Alexej.« Eric sprach den Namen natürlich richtig aus: AP-pi-us Li-WIE-us Oh-KELL-ah.
    Jason nickte den beiden Unbekannten zu, vermied es aber, den älteren Vampir direkt anzusehen. Guter Instinkt. »'n Abend, O'Kelly. Hey, Alexej. Du bist also Erics kleiner Bruder, was? Bist du auch 'n Wikinger?«
    »Nein«, erwiderte der Junge leise. »Ich bin Russe.« Alexej hatte einen viel schwächeren Akzent als der Römer. Interessiert sah er Jason an. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht vorhatte, meinen Bruder zu beißen. Das Ding mit Jason war, und das machte ihn so attraktiv für alle Leute (vor allem Frauen), dass er quasi nur so sprühte vor Leben. Er schien einfach eine Extraportion Energie und Vitalität abbekommen zu haben, und seit der Tod seiner Ehefrau etwas in den Hintergrund rückte, kehrte es mit Macht zurück. Es war Ausdruck davon, dass Elfenblut in seinen Adern floss.
    »Hm, nett, euch kennenzulernen«, sagte Jason und wandte seine Aufmerksamkeit dann von den Besuchern ab. »Sookie, ich bin hier, weil ich den Beistelltisch vom Dachboden holen will. Ich war schon mal hier, aber da warst du weg, und ich hatte meinen Schlüssel nicht dabei.« Jason hatte für Notfälle einen Schlüssel für mein Haus, so wie ich für seins.
    Ich hatte schon ganz vergessen, dass er mich um den Tisch gebeten hatte, als ich bei ihm zum Abendessen war. Aber in diesem Moment hätte er mich auch um meine Schlafzimmermöbel

Weitere Kostenlose Bücher