Vor Vampiren wird gewarnt
wollten ihr Territorium nicht dadurch geschwächt sehen, dass Felipe unterliegt und es Sophie-Anne gelingt, Nevada an sich zureißen. Deshalb musste er seinen Plan skizzieren.«
»Und sie hatten nicht den Eindruck, dass wir auch gern etwas zu diesem Plan gesagt hätten?«
»Das interessiert sie nicht. Wenn wir geschwächt genug sind, um erobert zu werden, sind wir eine leichte Beute. Sophie-Anne war eine gute Königin und sehr angesehen. Aber Felipe kam aufgrund ihrer gesundheitlichen Probleme zu dem Schluss, dass wir geschwächt genug seien, um uns gefahrlos angreifen zu können. Stans Stellvertreter in Texas hatte in den letzten Monaten, seit Stan in Rhodes verletzt wurde, auch ziemlich zu kämpfen, und es fällt ihm sehr schwer, Texas zu halten.«
»Woher wussten sie denn, wie schwer Sophie-Anne verletzt war? Oder wie verletzt Stan ist?«
»Von Spionen. Wir Vampire spionieren uns alle gegenseitig aus.« Eric zuckte die Achseln. (Was war schon dabei. Spione halt.)
»Und was, wenn einer der Könige von Narayana Sophie-Anne einen Gefallen geschuldet und ihr einen Hinweis auf die Übernahme gegeben hätte?«
»Das haben einige sicher in Erwägung gezogen. Aber weil Sophie-Anne so schwer verletzt war, haben sie vermutlich beschlossen, dass Felipe die besseren Chancen hat.«
Das war ja entsetzlich. »Wie kannst du dann irgendwem vertrauen?« »Ich vertraue niemandem. Es gibt nur zwei Ausnahmen. Dich und Pam.«
»Oh.« Ich versuchte mir vorzustellen, was das für ein Gefühl sein musste. »Das ist ja schrecklich, Eric.«
Ich nahm an, Eric würde auch das wieder mit einem Achselzucken abtun. Doch stattdessen sah er mich einfach nur an und sagte: »Ja. Gut ist es nicht.«
»Weißt du, wer die Spione in Bezirk Fünf sind?«
»Felicia natürlich. Sie ist schwach, und es ist kein großes Geheimnis, dass sie auf jemandes Gehaltsliste stehen muss - wahrscheinlich auf Stans in Texas oder auf Freyas in Oklahoma.«
»Freya kenne ich nicht.« Stan war ich schon begegnet. »Gehört Texas zu Zeus oder zu Amun?«
Eric strahlte mich an. Ich war seine Einserschülerin. »Zu Zeus«, sagte er. »Aber Stan musste auf das Gipfeltreffen kommen, weil er zusammen mit Mississippi die Entwicklung einer Ferienanlage finanzieren wollte.«
»Das hat er aber teuer bezahlt«, entgegnete ich. »Wenn die anderen alle Spione haben, dann haben wir doch sicher auch welche, oder?«
»Natürlich.«
»Wen denn? Es fehlt doch gar keiner?«
»Du hast in New Orleans auch Rasul kennengelernt, glaube ich.«
Ich nickte. Rasul stammte aus dem Nahen Osten und hatte wirklich Sinn für Humor. »Er hat die Übernahme überlebt.«
»Ja, weil er sich bereit erklärt hat, für Victor zu spionieren, und folglich für Felipe. Sie haben ihn nach Michigan geschickt.«
»Ins kalte Michigan?«
»Dort gibt es eine sehr große arabische Gemeinde, in die Rasul sehr gut hineinpasst. Er hat ihnen erzählt, dass er aus Louisiana geflohen ist, um dem neuen Regime zu entkommen.« Eric hielt kurz inne. »Du weißt, dass sein Leben sehr schnell zu Ende ist, wenn du das irgendwem erzählst.«
»Ach, wirklich? Ich werde sicher niemandem irgendwas von all dem erzählen. Zum einen ist die Tatsache, dass ihr eure Teilstücke von Amerika nach Göttern benannt habt, einfach zu ...« Ich schüttelte den Kopf. Was auch immer. Ich war selbst nicht sicher. Anmaßend? Albern? Bizarr? »Zum anderen mag ich Rasul.« Ich hielt es für verdammt klug von ihm, die Gelegenheit zu ergreifen und sich Victors direktem Zugriff zu entziehen, ganz egal, wozu er sich bereit erklärt hatte. »Warum erzählst du mir das alles überhaupt so plötzlich?«
»Du musst unbedingt wissen, was um dich herum vor sich geht, Liebste.« Eric hatte nie ernster gewirkt. »Letzte Nacht lenkte mich plötzlich der Gedanke von der Arbeit ab, dass deine Unkenntnis für dich zum Nachteil werden könnte. Pam war meiner Ansicht. Sie wollte dir schon vor ein paar Wochen die Hintergründe unserer Hierarchie erklären. Aber ich dachte, dieses Wissen würde dich nur belasten und du hättest bereits genug eigene Probleme. Pam erinnerte mich daran, dass deine Unkenntnis eine Gefahr ist und deinen Tod zur Folge haben könnte. Und ich schätze dich zu sehr, um diese Gefahr weiter andauern zu lassen.«
Mein erster Gedanke war, dass ich mit meiner Unkenntnis prima leben konnte und es okay für mich gewesen wäre, wenn sie weiter angedauert hätte. Doch dann gab ich mir einen Ruck. Eric versuchte hier wirklich, mich in sein
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