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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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besser an«, sagte ich. Irgendein schlimmes Ereignis stand kurz bevor, und Eric saß immer noch nackt vor meiner Frisierkommode.
    Er drehte sich noch mal um und warf einen letzten Blick auf sein Spiegelbild. »In Ordnung«, erwiderte er etwas erstaunt. Eric war prachtvoll in all seiner Nacktheit, doch im Moment war ich kein bisschen erregt, sondern zittrig, nervös und verängstigt. Mir war, als würden Spinnen über meinen ganzen Körper kriechen. Aber ich hatte keine Ahnung, was mit mir vor sich ging. Ich versuchte zu sprechen, doch ich konnte nicht. Mit der Hand gab ich Eric ein Zeichen, dass er sich beeilen möge.
    Eric warf mir einen kurzen beunruhigten Blick zu und begann dann, wortlos nach seinen Kleidern zu suchen. Die Hosen fand er zuerst und zog sie an.
    Ich sank zu Boden und hielt mir mit beiden Händen den Kopf, da ich das Gefühl hatte, er könnte gleich platzen. Ich wimmerte. Eric ließ sein Hemd fallen.
    »Kannst du mir sagen, was los ist?«, fragte er und hockte sich neben mich auf den Boden.
    »Jemand kommt«, sagte ich. »Ich fühle mich so seltsam . Jemand kommt. Schon fast hier. Jemand mit deinem Blut.« Und da wusste ich, dass ich einen ganz leichten Anflug dieses seltsamen Gefühls schon einmal empfunden hatte: als ich auf Bills Schöpferin Lorena getroffen war. Und mit Bill hatten mich nicht einmal Blutsbande verbunden, zumindest keine, die so bindend waren wie die mit Eric.
    Im Nu war Eric wieder auf den Beinen, und ich hörte ihn aus den Tiefen seiner Brust einen Laut ausstoßen. Seine Hände waren zu weißen Fäusten geballt. Ich lag an mein Bett gekauert da, und Eric stand zwischen mir und dem offenen Fenster. Und da sah ich, dass auch draußen vor dem Fenster jemand stand.
    »Appius Livius Ocella«, sagte Eric. »Es muss hundert Jahre her sein.«
    Ach du meine Güte. Erics Schöpfer.

       Kapitel 8
    Zwischen Erics Beinen hindurch sah ich einen Mann, der sehr viele Narben und sehr viele Muskeln hatte, mit dunklen Augen und dunklem Haar. Anscheinend war er ziemlich klein, da ich nur seinen Kopf und einen Teil seines Oberkörpers sehen konnte. Er trug Jeans und ein Black-Sabbath-Shirt. Ich konnte nicht anders. Ich musste kichern.
    »Hast du mich nicht vermisst, Eric?« Der Römer hatte einen Akzent, den ich nicht richtig einordnen konnte; da hatte sich zu viel übereinandergeschichtet.
    »Ocella, deine Gegenwart ist mir immer eine Ehre«, sagte Eric. Wieder kicherte ich. Eric log.
    »Was ist mit meiner Ehefrau geschehen?«, fragte er.
    »Ihre Sinne sind verwirrt«, erklärte der ältere Vampir. »Du hast mein Blut. Sie hatte von deinem Blut. Und noch ein Kind von mir ist hier. Die Blutsbande zwischen uns allen bringen ihre Gedanken und Gefühle durcheinander.«
    Ach, tatsächlich?
    »Dies ist mein neuer Sohn Alexej«, erzählte Appius Livius Ocella seinem alten Sohn Eric.
    Ich spähte durch Erics Beine hindurch. Der neue »Sohn« war ein Junge, nicht älter als dreizehn oder vierzehn. Eigentlich konnte ich sein Gesicht kaum erkennen. Trotzdem erstarrte ich, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen.
    »Bruder«, begrüßte Eric seinen neuen Geschwisterteil. Er sprach das Wort emotionslos und kühl aus.Doch mir reichte es langsam. Ich würde jetzt aufstehen und hier nicht noch länger zusammengekauert herumliegen. Eric hatte mich in die ziemlich enge Lücke zwischen Bett und Nachttisch gedrängt, mit der Badezimmertür zu meiner Rechten. Und er hatte sich noch keinen Millimeter von seinem defensiven Posten wegbewegt.
    »'tschuldige mal«, sagte ich mit großer Mühe. Eric trat einen Schritt vor und machte mir Platz, blieb selbst aber zwischen mir und seinem Schöpfer samt dem Jungen stehen. Ich rappelte mich auf und stützte mich am Bett ab, damit ich wieder auf die Beine kam. Schließlich stand ich, aber ich fühlte mich noch immer wie durch den Wolf gedreht. Ich sah Erics Schöpfer direkt in die dunklen, feuchten Augen. Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte er überrascht.
    »Du musst selbst zur Haustür gehen und sie reinlassen, Eric«, sagte ich. »Obwohl ich wetten könnte, dass sie sowieso keine Erlaubnis brauchen.«
    »Eric, was für ein seltenes Exemplar«, sagte Ocella mit seinem seltsamen Akzent. »Wo hast du sie gefunden?«
    »Ich bitte Sie nur aus Höflichkeit herein, da Sie Erics Dad sind«, versetzte ich. »Ich könnte Sie ja auch einfach da draußen stehen lassen.« Auch wenn ich nicht so stark klang, wie ich gern wollte, so klang ich wenigstens nicht

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