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Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Titel: Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Theodor zu Giovanni; Guttenberg di Lorenzo
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ist.«
    Bartsch hat sich am nächsten Tag per Handschlag im Beisein von Kollegen bei mir entschuldigt.
    Haben Sie die Entschuldigung angenommen?
    Ja.
    |46| Nach dieser Bundestagssitzung haben Sie noch eine Woche lang durchgehalten.
    Nicht ganz. Dass ich bis zum Freitag durchhalten würde, war für mich klar. Da war das Begräbnis der Soldaten, und es war mir ein persönliches Anliegen, daran teilzunehmen.
    Ihnen war aber da schon klar, dass Sie danach zurücktreten würden?
    Nein, am Wochenende ging es mir ähnlich wie an den Tagen zuvor: Ich war hin- und hergeworfen zwischen der Verantwortung, die ich für die Soldaten und die Bundeswehrreform hatte, und der wachsenden Notwendigkeit die Konsequenzen zu ziehen. Man darf an sich selbst keine anderen Maßstäbe anlegen, als man sie von anderen erwartet.
    Sie wussten immer noch nicht, was Sie tun sollten?
    Nein. Es gab die gleiche Vielfalt an Stimmen wie vorher. Aber ich merkte allmählich, dass ich über meine körperlichen und psychischen Grenzen schon hinausgegangen war.
    Haben Sie zu dieser Zeit alles gelesen, was dann über Sie geschrieben worden ist?
    Alles natürlich nicht. Aber das, was mir vor Augen kam, war intensiv genug.
    Es gab da den offenen Protestbrief, den Doktoranden an die Kanzlerin geschrieben haben; er wurde im Internet innerhalb von wenigen Tagen von 60.000   Menschen unterzeichnet.
    Diese Unterschriftenaktion hat mich ebenso wenig kalt gelassen wie die protestierenden Menschen vor |47| dem Ministerium. Diese waren zwar nicht so viele, wie letztlich behauptet wurde, aber man müsste ohne jegliche Fühler sein, wenn einen das nicht berühren würde.
    Können Sie nachempfinden, dass sich viele junge Wissenschaftler, die oft unter großen Qualen an ihrer Doktorarbeit sitzen, von Ihnen verletzt gefühlt haben?
    Dieser wichtige Gedanke ist mir tatsächlich erst relativ spät gekommen. Aber der Vergleich ist auch schwierig: Ich habe ungeheuren Respekt vor jedem jungen Wissenschaftler, der sich dieser Arbeit unterzieht; aber bei den allermeisten ist es natürlich so, dass sie nebenbei kein politisches Mandat haben. Ich kann verstehen, wenn mancher sich gekränkt gefühlt hat, aber man muss auch faire Maßstäbe gelten lassen. Die Ausgangssituation bei meiner Doktorarbeit war anders als bei vielen anderen.
    Eine alleinstehende Mutter, die für ihren Lebensunterhalt sorgen muss und nebenbei eine Dissertation schreibt, hat es doch genauso schwer wie Sie damals!
    Diese Mutter liefert eine großartige Leistung ab, das steht völlig außer Frage. Aber die Mehrzahl der 60.000   Unterzeichner hat nicht mit solchen Bedingungen zu kämpfen. Trotzdem: Ich verstehe jeden Einzelnen, der sich auf den Schlips getreten fühlte und der seiner Wut oder Enttäuschung Luft machen wollte. Zu diesen Emotionen hat mit Sicherheit auch die eine oder andere Äußerung aus dem politischen Umfeld beigetragen.
    Sie meinen die Äußerung von Angela Merkel, sie habe Sie als Minister bestellt, nicht als wissenschaftlichen Assistenten.
    Diese Worte waren gut gemeint und als Rückendeckung |48| für mich gedacht, nicht als Angriff auf die Wissenschaft. Aber die Wirkung auf die Wissenschaftsgemeinde war natürlich hart.
    Die Unterstützung der Kanzlerin war allerdings an eine Bedingung geknüpft: Sie galt nur, solange keine neuen Erkenntnisse ans Tageslicht kamen.
    Das habe ich so gar nicht mehr empfunden, da fehlte mir in dieser Situation die Sensibilität.
    Aber die Kritik aus der eigenen Partei müssen Sie doch mitbekommen haben? Annette Schavan, Wolfgang Böhmer, Norbert Lammert, das waren die drei, die sich bis zum Montag vor Ihrem Rücktritt geäußert hatten. Hat das gesessen?
    Es waren zum Teil bemerkenswerte Äußerungen, die da kamen. Zumindest mit zwei der drei Genannten hatte ich ja regelmäßig zu tun. Für mich wäre es in einer so angespannten Situation eine Frage des Anstandes gewesen, den anderen vorab darüber zu informieren, dass eine solche Äußerung kommt.
    Am Montag waren Sie in München bei der Vorstandssitzung der CSU.   Wie ist man Ihnen da begegnet?
    Da war Unterstützung festzustellen. Allerdings war ich schon so geschwächt, dass ich möglicherweise selbst nicht mehr den besten Eindruck hinterlassen habe.
    Am Dienstag, dem 1.   März, dann Ihre Rücktrittsrede. Hatten Sie die eigentlich selbst verfasst, oder hat da jemand mitgewirkt?
    Die Rede habe ich selbst geschrieben. Da haben einige draufgeschaut, aber das ist mein eigener Text, der könnte ureigener

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