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Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Titel: Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Theodor zu Giovanni; Guttenberg di Lorenzo
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September 2011 war es mir wichtig, am Ground Zero ein transatlantisches Zeichen zu setzen, das auch in den USA entsprechend wahrgenommen wird. Und es wurde entsprechend wahrgenommen, wobei mir sehr bewusst war, dass das in Deutschland Kritik auslösen würde. Aber die Aussagen zu 9/11, die ich da getroffen habe, waren ganz nüchtern und alles andere als boulevardesk. Das ist der eine Punkt. Der Grund für das Interview meiner Frau war ein anderer. Bei unserem Umzug nach Amerika wurden wir von den Medien verfolgt. Das ging so weit, dass ein Fotograf sich in Berlin vor unserem Haus in unseren Umzugswagen gesetzt hat.
    Es war ein Fotograf im Umzugswagen?
    Ja. Und vor diesem Hintergrund hat meine Frau das Interview gegeben. Es war schlichtweg ein Schutzinterview. Wir wollten einmal in einer Zeitung, die breit rezipiert wird, ein bisschen was preisgeben, um etwas Ruhe in unser Leben, vor allem in das Leben unserer Kinder zu bringen.
    Würden Sie sagen, dass Sie am Ende zum Opfer der Medien geworden sind?
    Meine wissenschaftliche Verfehlung kann und darf man unbedingt sehr kritisch sehen, das ist in Ordnung. Aber es hat an Verhältnismäßigkeit gemangelt, wenn |53| gleichzeitig meine ganze politische Arbeit verteufelt wurde. Das sind Dinge, die man voneinander trennen muss. Und dass da mitunter eine fröhliche Vermengung stattgefunden hat, das ist etwas, was man unter Fairness-Gesichtspunkten diskutieren kann. Mein politisches Wirken muss man schon an den jeweiligen Fakten und Gegebenheiten messen, nicht an der Doktorarbeit. Nicht zuletzt deshalb, weil ja gerade die politische Arbeit dazu führte, dass diese Doktorarbeit so, entschuldigen Sie bitte den Ausdruck, beschissen wurde, wie sie ist.
    Es gab auch den Vorwurf, Sie seien ein Blender, es mangele Ihnen generell an Seriosität.
    Der trifft mich natürlich. Und er wird ja auch gebetsmühlenartig wiederholt. Das ist einfach ein Attribut, das meinem bisherigen Leben nicht gerecht wird. Das wird unreflektiert aus blanker Bosheit genutzt. Einem Heribert Prantl wird man das nicht abgewöhnen können, der wird das sein Leben lang sagen.
    Haben Sie Prantls Geschichte über Peter Häberle in der Süddeutschen Zeitung gelesen?
    Ja.
    Hat es Sie nicht berührt, wie sehr Ihr Doktorvater von Ihnen verletzt worden ist?
    Natürlich. Aber es hat mich auch sehr gefreut, dass Häberle versucht hat, mich zu verteidigen – obwohl er missbraucht worden ist.
    Von Ihnen oder von Herrn Prantl?
    In diesem Zusammenhang von dem Redakteur als Kronzeuge gegen mich.
    |54| Hatten Sie danach noch mal Kontakt mit Herrn Häberle?
    Ja.
    Haben Sie das Gefühl, dass er Ihnen verzeihen kann?
    Er ist ein wunderbarer Mensch. Ob er mir verzeihen kann, vermag ich nicht zu ermessen.
    Hat er Ihnen auf Ihren Brief geantwortet, in dem Sie Ihr Bedauern darüber ausdrücken, dass Sie ihm »Ungemach« bereitet hätten?
    Ja.
    Haben Sie eine Erklärung dafür, warum manche Kritik an Ihrer Person in Ihren Augen so »unverhältnismäßig« ausfällt?
    Ja, natürlich habe ich die. Es findet ja ein gerüttelt Maß an Nachtreterei statt, bis heute. Einige akzeptieren nicht, dass ich die größtmöglichen Konsequenzen gezogen habe, sondern treten einfach mit Wonne weiter. Das ist irgendwann auch eine Frage des Anstands. Manche mögen einwenden, ausgerechnet der ruft jetzt nach Anstand. – Aber ich strebe nicht nach Mitleid, das habe ich schon in meiner Rücktrittserklärung gesagt. Es wäre auch zu billig.
    Können Sie sich vorstellen, dass manche jetzt ein schlechtes Gewissen haben, gerade weil sie Sie früher so hochgejubelt haben?
    Vielleicht spielt das auch eine Rolle, ja. In den Monaten vor meinem Rücktritt hat mich immer der Gedanke begleitet, dass auf einen solchen Aufstieg nach allen Regeln des Geschäfts ein drastischer Absturz folgt. Ich glaube, dass eine solche Karriere bei manchen eine geradezu lustvolle Wut auslöst, es demjenigen irgendwann zu zeigen. Das ist kein Klischee, sondern entsprach durchaus der Wirklichkeit.
    |55| Sie meinen, das ist so eine Art Automatismus?
    Ein Automatismus, zu dem ich sicherlich auch ein Stück weit mit beigetragen habe.
    Was haben Sie dazu beigetragen?
    Natürlich ist da auch ein Eigenanteil dabei, wenn man gewisse Pressemechanismen bedient hat.
    Zum Beispiel?
    Zum Beispiel wenn ich Berichte ermöglicht habe, die, sagen wir mal, auch hätten bescheidener ausfallen können. Man muss nicht am Anfang seiner Ministerkarriere einem »Stern«-Titelbild zustimmen.
    Sie haben daran

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