Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht
mitgewirkt?
Na ja, ich wusste jedenfalls, dass es kommt. Und ich hätte das Interview verweigern können, obwohl dann vielleicht auch ein Bericht gekommen wäre. Ich hätte sicherlich auf das eine oder andere Interview verzichten können. Auf der anderen Seite war es mir immer wichtig, auch die unbequemen Themen, die mir am Herzen lagen, mitteilen zu können – und damit wird man natürlich zur kontroversen Figur.
Der Rechtswissenschaftler Oliver Lepsius, über den wir bereits sprachen, hat nach Ihrem Rücktritt gemeinsam mit Reinhart Meyer-Kalkus ein Buch herausgegeben, das den Titel »Inszenierung als Beruf« trägt und sich ikonographisch mit Ihnen beschäftigt.
Ja, das ist ein weiterer Beitrag zur Genesis des Herrn Lepsius hin zum Bundesverfassungsrichter.
|56| Meinen Sie wirklich, dass Karrieren so funktionieren?
Ich kann mir vorstellen, dass es seiner Vorstellung entspricht. Und dieses Werk liegt erwartbarerweise nicht auf meinem Nachtkästchen.
Es gab einige Schlüsselszenen in Ihrer Karriere, zum Beispiel das Foto von Ihnen in Sinatra-Pose am Broadway, als Sie noch Wirtschaftsminister waren. Können Sie sich an das Making-of erinnern?
Daran kann ich mich sogar sehr gut erinnern. Und ich würde dieses Foto wahrscheinlich heute wieder machen und mich danach wahrscheinlich wieder genauso über die Wucht der Wirkung wundern. Damals ist das aus der Situation heraus entstanden. Ich hatte einen Transatlantikflug und ein Abendessen hinter mir, bei dem ich eine Dinnerspeech gehalten hatte, das war bezeichnenderweise im University-Club. Danach bin ich mit ein paar Journalisten über den Broadway marschiert, das war so gegen Mitternacht – in Deutschland war es also schon früher Morgen. Ich habe versucht, meine Müdigkeit zu überspielen.
Viele Stunden ohne Schlaf.
Ich sage das gar nicht rechtfertigend. In dem Moment, als dieses Foto gemacht wurde, war mir nicht bewusst, welche Wirkung es haben könnte. Ich war gut gelaunt, und das Einzige, was mir danach durch den Kopf ging, war: Warum soll man nicht einfach mal ein positives Bild in dieser Wirtschaftskrise setzen, das unserer so viel kleineren, oft verzagten, fast jammernden Nation vielleicht nicht schlecht zu Gesicht steht?
Und dieses Bild wollten Sie höchstpersönlich in Sinatra-Pose abgeben?
|57| Ich habe weder geplant, dass es hinter mir leuchtet und blinkt, noch wollte ich unbedingt so rüberkommen wie Frank Sinatra in seinen besten Zeiten – völliger Quatsch! Ich war viel zu müde, um daran zu denken. Erst als ich merkte, dass unter den Journalisten, die mich begleiteten, eine Diskussion darüber losging, ob man das jetzt hätte fotografieren dürfen, erst da habe ich mir gedacht: Holla!
Ein zweites Bild, das in Erinnerung geblieben ist: Sie stehen, mit Anzug und mit Krawatte bekleidet, mitten in einer Bundeswehrmaschine. Um Sie herum sitzen Soldaten in Kampfanzügen, Sie haben die Hände lässig in die Hüfte gestützt, und von der Seite fällt weiches Licht auf Sie. War das auch so ein spontaner Schnappschuss?
Das war tatsächlich ein kompletter Zufallstreffer! Also so ein Bild können Sie in einer Transall-Maschine gar nicht stellen, weil Sie nicht wissen wie das Licht einfällt. Ich kam, wenn ich mich richtig erinnere, als Letzter in die Maschine, und es saßen schon alle, die Soldaten und auch die begleitenden Journalisten. Und wir wollten irgendwo hinfliegen, wo ich im Anzug sein musste. Es sah natürlich seltsam aus, dass da einer im Anzug zwischen den Soldaten steht und der Lichtschein so reinkommt. Gottlob hat ja dann selbst der Fotograf gesagt, dass es ein Zufallstreffer war.
Ein drittes Bild hat sich mir eingeprägt: Sie stehen im Kampfanzug vor einem Starfighter und sehen aus wie Tom Cruise in »Top Gun«.
Okay, zugegeben: Das war ein Bild, mit dem ich Werbung für die Bundeswehr machen wollte. Das war bewusst gestellt.
|58| Welchen Werbeeffekt haben Sie sich erhofft?
Es ging da schon um die Freiwilligen-Armee, und ich wollte, dass die Diskussion über die Bundeswehr zumindest anhält.
Sie wollten eine anziehende Seite zeigen?
Eine anziehende Seite der Bundeswehr, ja.
Aber das Anziehende waren ja eigentlich Sie.
Es sollte um die Bundeswehr gehen. Auch dieses Foto würde ich wieder machen. Es ging mir darum, die Bundeswehr endlich ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken. Neben vielen Dingen, die in einem politischen Leben misslingen, glaube ich, dass das gelungen ist. Über die Bundeswehr wurde in dieser Zeit
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