Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht
nicht sein.
|49| Er enthält also keine Plagiatsfragmente?
Nein. Es gab einige Stimmen, die mir im Vorfeld gesagt haben, was ihrer Meinung nach in einer solchen Erklärung stehen müsste. Und solche Ratschläge haben sicher an der einen oder anderen Stelle auch Einzug gefunden. Aber diese Erklärung gibt vollständig meine Gefühlslage wieder und meine Gedankenwelt. Und von diesen Worten habe ich bis heute nicht eine Silbe zurückzunehmen. Das ist bis heute passend, was ich da gesagt habe.
Sie erwähnten in der Rede erneut die in Afghanistan getöteten und verwundeten deutschen Soldaten.
Ja. Von ganzem Herzen. Es ging mir um die Soldaten. Ich wollte deutlich machen, dass an einem Tag, an dem ein solcher Anschlag wie der in Afghanistan am 18. Februar stattfindet, gewährleistet sein muss, dass die Soldaten im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit sind. Wenn es an einem solchen Tag aber nicht mehr um die Toten und Verwundeten geht, sondern um die Person des Verteidigungsministers, dann ist dieser Minister fehl am Platz.
Was haben Sie nach Ihrer Rücktrittserklärung gemacht?
Da war ich bei meiner Familie. Aber ich weiß kaum noch, wie das abgelaufen ist; ich war im Wesentlichen damit beschäftigt, die Erschöpfung aufzuarbeiten. Meine Frau hat dafür gesorgt, dass nicht so viele Zeitungen an mich herankamen.
Haben Sie da noch aufmunternde Anrufe bekommen?
Sehr viele. Das Ausmaß der freundschaftlichen Zurufe ist etwas, das mich bis heute anrührt. Das war mehr, als ich je erwarten konnte. Es ist fast eine Welle der |50| Sympathie entstanden. Die mehreren Hunderttausend Unterstützer auf Facebook waren und sind überwältigend. Das Büro hat nach 20.000 Briefen aufgehört zu zählen, und E-Mails gingen noch viel mehr ein.
Und fast alle positiv?
Zu 90 Prozent.
Die Leute, die Sie angerufen haben, waren das auch Leute aus dem politischen Betrieb?
Ja. Es waren auch einige Leute aus dem journalistischen Betrieb dabei, die sich sehr kritisch über die Medien geäußert haben.
Seltsam, dass man von denen so wenig gelesen hat.
Das entspricht offensichtlich auch gewissen Gesetzmäßigkeiten.
Aus Ihrem engsten Kreis war damals zu hören, dass Sie wahrscheinlich mehr Kraft gehabt hätten durchzuhalten, wenn nicht gerade von konservativen Zeitungen so massive Kritik gekommen wäre.
Die »Welt« war noch vergleichsweise fair.
Waren Sie überrascht von der Heftigkeit der Kritik in der FAZ?
Das hatte schon etwas Boulevardeskes.
Ich habe gehört, dass Sie an dem Tag, als Sie unterwegs nach Afghanistan waren und die Vorwürfe wegen Ihrer Doktorarbeit publik wurden, …
… da hatte ich Herrn Kohler von der FAZ dabei.
|51| Ja, einen ihrer Herausgeber. Möglicherweise hat er damals den Eindruck gewonnen, als machten Sie sich über diese Vorwürfe lustig.
Nein, also das ist nun wirklich Unsinn! Ich fand diese Vorwürfe alles andere als lustig. Aber ich hatte an diesem Tag das Ausmaß noch nicht begriffen, und das hat man mir sicherlich angemerkt. Abgesehen davon weiß man nie, welche Eindrücke man bei wem hinterlässt. Auch ich habe mich über manches gewundert, was vertraulich gesprochen wurde und später zu lesen war.
Sind Sie in der Zeit nach Ihrem Rücktritt von Paparazzi bedrängt oder verfolgt worden?
Bis aufs eigene Grundstück.
In Berlin-Charlottenburg oder in Guttenberg?
In Guttenberg und in Berlin, ohne Rücksicht auf die Kinder und in einer Form, die ich bislang noch nicht erlebt hatte. Selbst nach meinem Umzug in die Vereinigten Staaten sind die Fotografen dort vor unserem neuen Haus aufgetaucht. Das ist zwar vielleicht nicht justiziabel, aber es verstößt wohl gegen den journalistischen Komment.
Hat sich dadurch Ihr Verhältnis zur Boulevardpresse verändert, mit der Sie bis dahin so eng verbandelt waren?
Nein. Ich wusste auch vorher schon, dass der Boulevard nicht immer ein Ort segensreicher Berichterstattung sein kann. Aber es waren nicht allein Boulevardjournalisten, sondern auch Reporter namhafter Wochenmagazine unterwegs, um mein neues Privatleben auszukundschaften.
|52| Wenn Sie all das erlebt haben, dann verstehe ich nicht, warum Sie und Ihre Familienmitglieder nach Ihrem Rücktritt fast ausschließlich mit der BIL D-Zeitung und der BUNTEN zusammengearbeitet haben. Ihre Frau hat der BILD das erste Exklusiv-Interview gegeben, Sie haben gemeinsam die BIL D-Redaktion in New York besucht und sich am Ground Zero ablichten lassen. Wieso immer noch diese Bindung an den Boulevard?
Am 11.
Weitere Kostenlose Bücher