Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht
Sorgfalt, sondern auf Inhalt und Schlüssigkeit meiner Aussagen. Ich wollte mit dem Ineinanderfügen der unterschiedlichen Kapitel ein geschlossenes intellektuelles Ganzes abliefern. Ich hätte mir die wissenschaftliche Kärrnerarbeit antun müssen. Die sorgfältige Detailarbeit, gerade das korrekte Einarbeiten und Zitieren fremder Quellen, ist wiederholt unterblieben. Diese Arbeiten hätten niemals unter Zeitdruck stattfinden dürfen.
|17| Hat Ihnen die ganze Zeit über niemand dabei geholfen?
Mein Doktorvater hat sicher sein Bestes versucht. Allerdings hatte ich viel zu wenig Zeit, mich mit ihm rückzukoppeln. Wir hatten zwar ein von großer Herzlichkeit geprägtes Verhältnis und eine klassische Lehrer-Schüler-Bindung, aber wenn es hoch kam, haben wir uns vielleicht einmal im Jahr gesehen.
Ich meinte eigentlich: Hat jemand für Sie die Arbeit geschrieben, zumindest in Teilen?
Nein, wer sollte auch? Es gab in meiner unmittelbaren Umgebung keinen Juristen und niemanden, der sich mit der Materie befasst hätte. Das war ja ein Thema, mit dem ich immer wieder konfrontiert wurde – die europäische Verfassungsentwicklung, die Fragen des Gottesbezugs, haben mich in diesen Jahren politisch begleitet. Deshalb hatte ich immer wieder Ansatzpunkte, um zu sagen: Ich mach das Ding doch weiter! Ein wesentlicher Fehler war, dass ich mir nicht eingestanden habe, damit überfordert zu sein. Das hatte sicherlich auch mit Hochmut zu tun und mit einem gerüttelt Maß an Eitelkeit. All das ergibt eine ziemlich verheerende Kombination.
Die im Ernst sieben Jahre anhält?
Ja. Natürlich hatte ich nicht das Gefühl, dass das sieben Jahre lang andauert. Wenn Sie ein Jahr lang mal wieder nicht an etwas herumschreiben, sind Sie gar nicht damit befasst. Es kommt in Ihrem Kopf gar nicht vor, es kehrt erst in dem Moment wieder zurück, in dem Sie sich wieder darauf konzentrieren oder ein motivierendes Gespräch mit Ihrem Professor führen.
|18| Ist Ihnen bewusst, dass es selbst in Kreisen, die Ihnen wohlgesinnt sind, kaum jemand glauben kann, dass Sie Ihre Arbeit allein zusammengestöpselt haben?
Ich habe davon gelesen, und natürlich ist mir in der damaligen Zeit das Schmunzeln vergangen. Aber man hätte wahrscheinlich darüber schmunzeln müssen: Ich habe den Blödsinn wirklich selber verfasst, und ich stehe auch dazu.
Sie würden auch unter Eid und vor Gott sagen, dass das niemand für Sie geschrieben hat?
Ja, selbstverständlich. Das wiederum können meine Familie und mein unmittelbares Umfeld am allerbesten bezeugen.
Haben Sie vorsätzlich getäuscht?
Das ist der Vorwurf, der mich am meisten trifft, ein Vorwurf, dem ich begegnen will und begegnen muss: Wenn ich die Absicht gehabt hätte, zu täuschen, dann hätte ich mich niemals so plump und dumm angestellt, wie es an einigen Stellen dieser Arbeit der Fall ist.
Oliver Lepsius, der Nachfolger auf dem Lehrstuhl Ihres Doktorvaters, hat Sie schlicht einen Betrüger genannt.
Was übrigens bemerkenswert ist für einen Juristen. Es zeugt nicht von großer juristischer Kunstfertigkeit, einen Betrugsvorwurf zu zimmern, wenn jeder Jurist sofort weiß, es kann rechtlich kein Betrug sein, ganz egal, wie man zu Guttenberg steht. Ich war über diesen Herrn schon erstaunt.
Geht es hier wirklich um juristische Feinheiten?
Entschuldigung, ein Verfassungsrechtler kann doch nicht nach landläufiger Form verurteilen, er sollte schon |19| juristisch sauber bleiben. Ich habe ja eine juristische Arbeit geschrieben. Und niemand lässt sich gern Betrüger nennen, wenn es kein Betrug ist, was im Gegensatz zu Herrn Lepsius auch die Staatsanwaltschaft klar feststellt. Die ist allerdings auch unabhängig und nicht politisch getrieben.
Angesichts des unfassbar großen Anteils an abgeschriebenen Stellen in Ihrer Dissertation hat Herr Lepsius mit Blick auf Ihre öffentlichen Erklärungen geschrieben: »Entweder er lügt, oder er ist meschugge.«
Er hat sich mehrfach sehr krass ausgedrückt, und er hat auch davon gesprochen, man sei einem Betrüger aufgesessen. Ich kann mir nicht erklären, warum er als Jurist mit solchen Begriffen um sich wirft, außer, er will Aufmerksamkeit erregen. Das ist ihm fraglos gelungen. Es gibt böse Zungen, die sagen, das macht man, um Bundesverfassungsrichter zu werden und dabei von einer politischen Seite unterstützt zu werden.
Können Sie diesen fatalen Eindruck, den man von Ihnen gewonnen hat, wirklich nicht nachvollziehen? Sie sagen, Sie hätten einfach nur
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