Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht
das mit Humor zu nehmen. Und da der Film ja als Satire angekündigt ist, hoffe ich, dass er wenigstens komisch wird.
Der Film wird bereits jetzt mit »Schtonk!« verglichen, und da geht es immerhin um die größte Fälschungsgeschichte in der Geschichte des deutschen Journalismus. Befürchten Sie nicht, dass man für gewisse Aufgaben nicht mehr in Frage kommt, wenn man Gegenstand einer solchen Satire wird?
Das kommt wahrscheinlich darauf an, wie man selbst darauf reagiert. Das Schöne ist ja, dass eine Satire eine Überspitzung ist, und dass es hinter der Überspitzung auch noch einen normalen Menschen gibt. Und dieser |196| Mensch zu sein, werde ich mir von einem Film gewiss nicht nehmen lassen.
Sie können jetzt schon ausschließen, dass Sie rechtlich gegen dieses Filmprojekt vorgehen werden?
Aber ja! Als Politikschaffender durfte ich ja bereits Objekt der wildesten Werke von mehr oder weniger begabten Kabarettisten sein. Das muss man ertragen und, wenn es gut ist, genießen.
Hat Ihre Familie auch so gelassen reagiert?
Nein, in der Familie war die Betroffenheit schon etwas ausgeprägter. Was alle besorgt, ist die Frage: Gelingt es uns, die eigenen, noch sehr jungen Kinder vor all dem zu schützen?
Wie begegnen Ihnen denn die Leute seit Ihrem Rücktritt?
Es mag überraschen, aber fast durchgängig positiv. Menschen kommen auf mich zu, wenn sie mich erkennen, völlig unabhängig, ob das auf der Straße oder an einer Tankstelle ist, und die überwältigende Mehrzahl dieser Menschen spricht mir Mut zu und fragt mich danach, ob ich denn wieder zurückkehre und den Weg zurück in die Politik finde. So erfreulich das alles ist, so wichtig ist es gleichzeitig, irgendwann für sich eine gewisse Distanz aufzubauen, nicht zu den Menschen, aber zu den Vorgängen, die einen ja doch betreffen und mich auch entsprechend bedrückt haben. Das war einer der Gründe dafür, warum ich gesagt habe: Ich muss jetzt den Kopf und die Seele freibekommen. Und dafür ist, zumindest für einen begrenzten Zeitraum, auch eine räumliche Distanz vonnöten.
|197| Das heißt, Ihr Lieblingsspruch »Wenn man bis zum Hals im Wasser steht, sollte man den Kopf nicht hängenlassen«, trifft inzwischen auf Sie zu?
Ja, sehr sogar und ich bin offensichtlich noch nicht abgesoffen. Natürlich war ich in einer Situation, die man keinem Menschen wünscht. Ich musste für mich selbst eine Form des Umgangs mit den Erlebnissen finden. Das habe ich jetzt getan. Die Reaktionen so vieler Menschen nach dem Rücktritt waren ungemein ermutigend.
Haben Sie diesen Kontakt gesucht oder eher versucht, auf der Straße nicht erkannt zu werden?
Wenn ich mit meinen Kindern in der Stadt unterwegs war, habe ich mir ab und an eine Baseballmütze aufgezogen, mit eher geringem Erfolg. Aber ich wollte verhindern, dass die Kinder ständig in die Diskussion hineingezogen werden, auch wenn es durchweg positive Gespräche waren. Für die Kinder war das eine sehr, sehr schwierige Zeit, die es zu verarbeiten galt und gilt.
Gibt es nicht auch Menschen, die Sie auf der Straße kritisieren oder aggressiv angehen?
Ich habe lediglich einmal eine aggressive Bemerkung zugerufen bekommen, das war beim Bon-Jovi-Konzert im Juni 2011 in München. Einer hat hinten laut »Betrüger« gerufen. So was trifft, das steht außer Frage. Das war aber die einzige negative Reaktion, die ich in der direkten Begegnung erfahren habe.
Kaum zu glauben!
Ja, das hat mich auch erstaunt. Das, was ich über mich lesen und sehen durfte, hätte eigentlich andere Reaktionen hervorrufen müssen. Aus der Ferne gab es das |198| auch: Es kamen einige sehr wüste schriftliche Reaktionen, insbesondere anonyme E-Mails , die teilweise jedes Maß überschritten haben. Ich habe Morddrohungen erhalten, und selbst meine Familie ist auf diese Art sehr hart angegangen worden. Man kann sich, glaube ich, vorstellen, was das bei Kindern auslöst.
Wie war das?
An ihrer Schule in Berlin wurden sie großartig geschützt, aber natürlich nicht vor den Äußerungen anderer Kinder. Und immer dann, wenn sie die Schule verließen, wurden sie mit der Sache konfrontiert. Der Gipfel war aber eine andere Geschichte: Als meine ältere Tochter für das kommende Jahr auf eine andere Schule wechseln wollte, bekamen wir einen Brief von der Vorsitzenden eines Elterngremiums, in dem stand, dass das Kind auf der Schule nicht erwünscht sei.
Mit welcher Begründung?
Das wurde mit dem Vorwurf der Unglaubwürdigkeit des Vaters begründet. Das
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