Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
bei einem atemberaubenden Sonnenuntergang. Da hätte ich alles für Ölfarben gegeben. Und dann hörte ich plötzlich diese Stimme – und ich schwöre, es war die meines Vaters:
Du bist ein Künstler, David.
Und das war’s. Danach bin ich nach Hause gekommen.«
»Und warum malst du dann nicht? Ich meine, warum bist du jetzt Galeriebesitzer geworden?«
»Weil meine große Liebe nicht dem Machen von Kunst gehört«, antwortete er. »Ich will von Kunst umgeben sein. Ich hatte mal eine Klientin, deren Bruder in einem Buchladen gearbeitet hat. Sie meinte, er hätte gut der nächste Vonnegut oderEllison sein können, aber er war einfach gerne von Büchern umgeben. Da fühlte er sich richtig zu Hause.«
Das konnte ich verstehen.
»Und so fühle ich mich in der Galerie. Für mich wird die Kunst in meinen Augen geboren. Wahrscheinlich geht es dir mit deinen Memoiren genauso.«
»Ja, das stimmt. Wahrscheinlich hat mir Rhetorik deswegen immer so gut gefallen – sie beantwortet mir meine Fragen.«
»Ich kann über Kunst schreiben. Darüber reden, sie ansehen. Also kann ich sie doch auch zeigen und verkaufen, oder? Denn das kann ich auch ganz gut.«
»Ja, klar. Und bist du aus New York wegen Devin weggezogen?«
»Eine Stadt von acht Millionen – du wärst überrascht, wie oft ich meine Klientinnen irgendwo treffe.«
»Und warum Boston?«
»Gute Kunstszene«, meinte er. »Gute Stadt. Gute Gelegenheiten. Ich hab Georgia kennengelernt und eins hat zum anderen geführt, du weißt ja, wie so was ist.«
Ich saß still da und aß den Kuchen ganz langsam.
»Fehlt es dir nicht, dein Leben als Callboy?«, fragte ich ihn schließlich.
Er biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf. »Überraschenderweise nicht. Hat dir New York je gefehlt?«
»Überraschenderweise nicht.«
Wir saßen da, aßen den Kuchen und lächelten uns an.
»Hast du
mich
je vermisst, Andi?«
Ich betrachtete die Kekskrümel auf meiner verkrumpelten Serviette und gab ihm keine Antwort.
»Warum hast du mich angerufen?«, fragte er mich.
»Ich weiß es nicht genau.«
»Ich bin froh, dass du es getan hast.«
»Hast du
mich
je vermisst?«, fragte ich ihn.
Er wurde rot, lächelte und aß das letzte Stück Kuchen.
»Und wann ist die Hochzeit?«
»Nächsten Oktober«, antwortete ich. »In einem Jahr.«
»Hm«, sagte er. »Nicht im Juni, wenn eure Ferien anfangen?«
»Wir wollten im Oktober heiraten.«
Ich wartete.
»Hast du eine Freundin?«
»Nee, im Augenblick nicht. Ich meine, ich hab mich ein paarmal verabredet, aber es war nichts Ernstes. Eine ernste Beziehung meine ich.«
Wieder entstand eine Pause, in der David auf seine Uhr sah.
»Ich muss langsam zurück in die Galerie.«
Wir verließen das Café und liefen die Straße hoch. An der Ecke hielten wir an. Die Sonne schien aus einem kobaltblauen Himmel. Ich schwitzte in meiner Lederjacke und blinzelte ihn durch meine Sonnenbrille hindurch an.
»Ich bin froh, dass du mich angerufen hast«, sagte er noch einmal. Er nahm mich in die Arme und drückte mich an sich.
»Oh, Dev«, heulte ich mehr oder weniger in seine Jacke. »Und wie ich dich vermisse.«
Sein Geruch weckte starke Erinnerungen.
»Ich vermisse dich auch«, sagte er und strich mir über die Haare.
Dann küsste er mich behutsam auf die Stirn. Ich sah ihn durch meine irisierende Sonnenbrille an.
»Bis bald, David.«
»Bis bald.«
Ich lief langsam weg.
»Hey, Andi!«, rief er mir hinterher, als ich um die Ecke bog. Ich wirbelte herum, und er war ganz schnell bei mir und nahm mich wieder in den Arm. »Ich muss es einfach fragen: Wie ist Sex mit Sam?«
»Supergeil.«
Wir konnten unsere Freude darüber beide nicht verbergen.
»Wie süß«, antwortete er.
Dann bogen wir beide um die Ecke, jeder in seine Richtung.
Danksagung
Dieses Buch hätte ohne die folgenden Personen nicht entstehen können:
Mein Dank gilt Stacey Cochran, der mich in die Gemeinde der publizierten Autoren eingeführt hat.
Vielen Dank an Neil Coleman, der das Manuskript in der ersten Version gelesen hat, und an alle folgenden Leser: Evelyn Audi, Celeste Girrell, Mary Gonzalez, John Griffin, Linda Licata, Ariel Lorello, Katie Marciano, Crystal Medeiros, Tracy Branco Medeiros, Susan Miller-Cochran, Kelly Sutphin, Bruce W. Tench II, Marisa von Beeden sowie an alle Studenten, die mir freundlicherweise zugehört und ihre Kommentare zu einzelnen Passagen gegeben haben.
Vielen Dank auch an Elisa DiLeo, die mir geholfen hat, mich in Manhattan
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