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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
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Seitdem hatten wir uns in E-Mails und Telefongesprächen darüber verständigt, was für einen Sex wir haben wollten, wie unser erstes Mal sein sollte, was wir mochten und was wir nicht mochten. Ich hatte Sam sogar mit Devins Spruch herausgefordert, dass man keinen guten Sex haben kann, wenn man nicht darüber sprechen kann, worauf er mit einem vierseitigen Essay mit Quellenangaben und allem Schnickschnack geantwortet hatte.
    In Nacht vier taten wir alles, worüber wir gesprochen hatten, und einige Sachen, über die wir nicht gesprochen hatten, und seitdem können wir die Hände nicht voneinander lassen. Was mich überraschte: wie
leicht
es für mich war – wie natürlich. Als hätte ich nie irgendwelche sexuellen Unsicherheiten gehabt. Als hätte ich während meines ganzen Erwachsenenlebens Sex gehabt. Als hätten Sam und ich uns schon immergekannt. Ich fragte mich, wem ich dafür danken sollte: War es Sams Art, durch die ich mich so entspannt fühlte? Was hatte er, was Andrew und die anderen nicht hatten? Oder war es durch Devin gekommen, der mir beigebracht hatte, wie ich mich entspannen konnte? Oder war es schon immer dagewesen?
    Egal, wie die Antwort heißt: Sex mit Sam ist supergeil.
    Wahrscheinlich ist der Sex mit ihm so supergeil, weil er selbst es ist. Er kocht zum Beispiel. Macht Arme Ritter zum Abendbrot, Smoothies zum Frühstück und Gemüsesuppe aus Resten zum Mittagessen. Ich habe vor Kurzem angefangen zu backen – und habe mich sogar an einem Käsekuchen versucht, nachdem er Hühnchen mit Parmesan gemacht hatte. Und er liebt meine Muffins.
    Sam liest mir auch vor. Ich hatte völlig vergessen, wie schön das ist. Früher haben mir meine Brüder manchmal etwas vorgelesen, bevor sie zu ihren Auftritten, Proben oder zum Unterricht mussten. Sam liest mir alles Mögliche vor: Romane, Zeitungsartikel und manchmal auch Passagen aus Arbeiten seiner Studenten. Ich bin glücklich, wenn ich ihm zuhöre. Die unterschiedlichen Charaktere haben bei ihm alle andere Stimmen so wie früher bei meinen Brüdern. Manchmal gehe ich so in seinen wohlklingenden Lauten und sanften Artikulationen auf, dass ich vergesse, auf den Inhalt zu achten. Ganz am Anfang turnte mich Sams Vorlesen unglaublich an – einmal, als er mir gerade etwas aus Bill Brysons
Picknick mit Bären
vorlas, wo sich Bryson über die Geschichte der Park Ranger auslässt, hat Sam das Buch zur Seite gelegt und mich angesehen.
    »Herzchen, hörst du mir überhaupt zu?«
    Ich sprang ihn an wie ein Kater eine mit Katzenminze vollgestopfte Spielzeugmaus.
    Am Ende meines ersten Semesters an der NU zog ich aus meiner Wohnung aus und bei Sam ein. Ich freute mich darüber, wie schnell
seins
zu
unserem
wurde: die Dielen, die erdfarbenenWände, die Bücherregale überall. Wir suchten die Vorhänge zusammen aus, und dazu noch plüschige Sofas und Bistrotische im Kaffeehausstil. Und wir schafften uns eine Katze an – eine kleine Mischlingskatze, die wir Donny Most nannten (nach dem Typen, der in den alten
Happy-Days
-Serien Ralph Malph spielte). Wir hatten sogar denselben Humor.
    Und Sam bringt mich dauernd zum Lachen.
    Was nicht heißt, dass wir nicht ab und an niederschmetternde Streits ausfechten. Oder dass meine (oder seine) Dämonen nicht zwischendurch uneingeladen vorbeischauen. Oder dass Sam entsetzlich starrsinnig ist, sammelwütig bis zum Anschlag und beim Kochen mit der Butter knausert. Und noch schlimmer: Er ist gar nicht pflegeleicht, gibt sich aber so – uns wurde sehr schnell klar, dass jeder von uns ein eigenes Bad brauchte. Aber wir entschuldigen uns schriftlich beieinander, manchmal in Form einer Allegorie, manchmal als Tagebucheintrag verkleidet, und legen sie uns auf die Nachttische. Wir diskutieren, bis unsere Kehlen ausgetrocknet sind oder wir uns geeinigt haben. Sam ist geduldig und verständnisvoll. Er kann zuhören. Und ich höre ihm zu, wie ich meinen Verflossenen nie zugehört habe. Vielleicht weil ich ihn besser kenne, als ich einen von seinen Vorgängern je kennengelernt habe. Oder weil ich die selbstkritischen Stimmen zum Schweigen gebracht habe, die mich davon abhielten, anderen wirklich zuzuhören.
    Außerdem hatte ich die Freuden von Versöhnungssex kennengelernt, sodass es sogar geil war, mit Sam zu streiten.
    Ich verliebte mich nicht nur in Sam, sondern auch wieder in Neuengland. Ich sah es mit neuen Augen: Manhattan ungeschminkt. Pflegeleichtes Long Island. Wanderwege zwischen Bäumen und Hügeln, Berge zwischen Sand und

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